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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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ZWEIT
    Noch auf der oberen Hälfte, unter der riesigen Schlagzeile, waren die beiden Fotos abgedruckt, die der öffentlichen Meinung die Gesichter der mutmaßlichen Doppel-Bestie präsentierten: Giovanni Mele, Stefanos Bruder, und Piero Mucciarini, sein Schwager.
    Die meisten Florentiner betrachteten die Fotos mit einer gewissen Skepsis. Die dümmlichen Mienen der beiden Verdächtigen schienen nicht zu der verschlagenen, hochintelligenten Bestie aus ihrer Vorstellung zu passen.
    Die Geschichte, weshalb die Männer in Verdacht geraten waren, kam rasch heraus. Rotella hatte am Ende der Befragung Meles Brieftasche durchsucht und dabei ein kleines Stück Papier gefunden, das in einer Falte versteckt war. Es war eine Art grober Spickzettel oder eine kleine Liste von Argumenten, wie er auf Fragen der Ermittler reagieren sollte. Sie war von seinem Bruder Giovanni Mele geschrieben und Stefano vor etwa zwei Jahren übergeben worden, als der obskure Doppelmord von 1968 in der Presse erstmals mit der Bestie von Florenz in Zusammenhang gebracht wurde. Die Handschrift war schwach und zögerlich, die Buchstaben sorgfältig wie von einem Zweitklässler gemalt, halb in Großbuchstaben, halb in Schreibschrift. Die Sätze waren voller Rechtschreibfehler, die aus einer wirren Vermischung des Italienischen mit der sardischen Sprache resultierten.
AUSSAGE VON NATALINO zu ONKEL PIETO.

Dass du den NAMEN GESAGT hättest wenn die STRAFE ABGESESEN IST.

WIE MAN sieht an die Ballistische UNTERSUCHUNG von abgefeuerte Schüsse.
    Als Rotella Mele mit dem Papierfetzen konfrontierte, »gestand« dieser, dass seine Komplizen 1968 tatsächlich sein Bruder Giovanni und Piero Mucciarini gewesen seien und dass Letzterer die tödlichen Schüsse abgefeuert habe – »oder, nein, das war mein Bruder, ich kann mich nicht genau erinnern, das ist siebzehn Jahre her«.
    Richter Rotella brütete tagelang über den geheimnisvollen Sätzen auf dem Zettel. Er gab sich die größte Mühe und meinte schließlich, sie entschlüsselt zu haben. In der ersten Befragung des damals sechsjährigen Natalino nach dem Mord von 1968 hatte der kleine Junge von einem »Onkel Pietro oder Piero« gesprochen, der am Tatort anwesend war. Die Einzelheiten, die Natalino nannte, wiesen darauf hin, dass es sich um seinen Onkel Piero Mucciarini handelte, den Bäcker. Aber Barbara Locci hatte einen Bruder namens Pietro, und Rotella interpretierte den Satz auf dem Spickzettel als Anweisung, die Ermittler irrezuführen und sie glauben zu lassen, Natalino hätte von diesem Onkel gesprochen. Mit anderen Worten: Der Zettel hielt Stefano dazu an, bei späteren Vernehmungen folgende Antwort zu geben. »Ich werde jetzt endlich die Wahrheit sagen, nachdem ich meine Strafe verbüßt habe. Was die Aussage von Natalino angeht, Onkel Pieto sei dabei gewesen, so erkläre ich jetzt, dass mein Schwager Pietro bei mir war und dies der ›Pieto‹ ist, von dem der Junge gesprochen hat. Eine ballistische Untersuchung würde ergeben, dass er der Schütze war.«
    Mit anderen Worten: Stefano wurde angewiesen, den Verdacht vom Mann seiner Schwester, Piero Mucciarini, auf den Bruder seiner verstorbenen Frau, Pietro, umzulenken. Rotella fasste das so auf, dass Piero Mucciarini schuldig sein müsse, ebenso wie Giovanni Mele, der die Notiz geschrieben hatte. Warum sonst den Verdacht auf andere lenken? Quod erat demonstrandum: Beide waren die Bestie.
    Falls Ihnen diese Logik schwer nachvollziehbar erscheint – willkommen im Club. Kaum irgendjemand außer Mario Rotella selbst konnte von sich behaupten, diese wirre »Beweisführung« zu verstehen.
    Rotella ordnete die Durchsuchung von Giovannis Haus und Auto an. Zum Vorschein kamen ein Skalpell, ein paar seltsame Messer zur Lederverarbeitung, aufgerollte Seile im Kofferraum, ein Stapel Pornohefte, verdächtige Notizen über die Mondphasen und eine Flasche mit einer parfümierten Flüssigkeit zum wasserlosen Händewaschen. Die Ermittler erhielten zusätzliche Informationen von Giovannis Exfreundin, die schlüpfrige Details über seine perversen sexuellen Vorlieben und die außergewöhnliche Größe seines Glieds enthüllte, die normalen Geschlechtsverkehr erschwerte.
    Alles sehr verdächtig.
    Die »alte« Bestie, Francesco Vinci, saß immer noch hinter Schloss und Riegel. Er galt nicht mehr als die Bestie, doch Rotella war sicher, dass er Informationen zurückhielt. Mit der Doppel-Bestie und Vinci saßen nun drei Mitglieder des sardischen Clans im Gefängnis. Wieder

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