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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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»ist das keine Schachtel Zigaretten. Das war eine Schachtel Zigaretten. Jetzt ist es nur noch eine Schachtel. Und jetzt möchte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten. Bitte, würden Sie sie in die Hand nehmen und zerdrücken?«
    Neugierig, worauf Vinci wohl hinauswollte, nahm Vigna die Packung und knüllte sie zu einer Kugel zusammen.
    »Sehen Sie!«, rief Francesco und zeigte dabei gute, weiße Zähne. »Jetzt ist es nicht einmal mehr eine Schachtel. Ihre Beweise, Herr Staatsanwalt, sind genau so: Sie können sie zerdrücken und verdrehen, um sie jeder beliebigen Theorie anzupassen, aber dabei wird immer dasselbe herauskommen, nämlich leere Spekulationen – niemals ein echter Beweis.«
    Der Neffe Antonio erwies sich als ebenso schlau. Er hielt nicht nur den Befragungen stand, sondern verzichtete auf einen Anwalt und verteidigte sich in dem Prozess wegen des Besitzes nicht registrierter Feuerwaffen selbst. Er führte an, dass die Waffen nicht in seinem Haus gefunden worden seien, sondern ein Stück entfernt davon, und dass keinerlei Beweise vorlägen, die ihn mit den fraglichen Waffen in Verbindung brachten. Wäre es nicht auch möglich, dass man sie ihm untergeschoben hatte, um ihn verhaften und bei systematischen Befragungen gegen seinen Onkel ausspielen zu können?
    Er gewann den Prozess und wurde freigelassen.

Kapitel 14
    Es wurde immer schwieriger zu rechtfertigen, dass Francesco Vinci überhaupt noch in Haft war. Da sein Neffe freigesprochen worden und es bei den Befragungen nicht gelungen war, irgendwelche Antworten von ihm zu erhalten, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann man ihn würde entlassen müssen.
    Frustriert über die mangelnden Fortschritte beschloss der Untersuchungsrichter Mario Rotella, Stefano Mele selbst zu befragen und ein letztes Mal zu versuchen, ihm Informationen zu entlocken. Ehe er die Reise nach Verona antrat, bereitete Rotella sich gründlich vor. In einem schweren Ordner sammelte er eine Menge Zeugenaussagen, die er den Akten zu dem Fall von 1968 entnommen hatte, darunter Aussagen des kleinen Natalino und seines Vaters, Stefano Meles selbst, seines Bruders und seiner drei Schwestern sowie eines Schwagers von Mele. Er fügte belastende Aussagen aus neueren Befragungen diverser Beteiligter hinzu. Er war überzeugt davon, dass es sich bei dem Verbrechen von 1968 um die Tat eines Clans handelte und dass alle, die daran beteiligt gewesen waren, wussten, wer die Waffe mitgenommen hatte. Sie alle kannten die Identität der Bestie von Florenz. Rotella war fest entschlossen, die Mauer ihres Schweigens zu durchbrechen.
    Die neuerliche Befragung fand am 16. Januar 1984 statt. Rotella fragte Mele, ob Francesco Vinci an dem Doppelmord beteiligt gewesen sei. Mele antwortete: »Nein, Francesco Vinci war in der Nacht des einundzwanzigsten August neunzehnhundertachtundsechzig nicht bei mir. Ich habe ihn nur beschuldigt, um mich an ihm zu rächen, weil er eine Affäre mit meiner Frau hatte.«
    »Dann sagen Sie mir, wer in jener Nacht bei Ihnen war.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Er log, das war ganz offenkundig. Jemand – vielleicht die Bestie – hatte ihn anscheinend völlig in der Hand. Warum? Welches Geheimnis fürchtete Mele mehr als das Gefängnis?
    Rotella kehrte nach Florenz zurück. Die Presse nahm an, seine Mission sei fehlgeschlagen. In Wirklichkeit trug er in seinem Aktenordner ein Stückchen Papier bei sich, von Hand beschriftet und verschmutzt, hundert Mal zusammengefaltet und wieder aufgeklappt, das er versteckt in Stefano Meles Brieftasche gefunden hatte. Dieses Dokument hielt er für außerordentlich bedeutsam.
    Am 25. Januar 1984 ließ Rotella eine Pressekonferenz ankündigen, die am folgenden Tag um halb elf in seinem Büro stattfinden sollte. Am 26. Januar drängten sich in seinem Büro Reporter und Fotografen; die meisten erwarteten die Erklärung, dass Francesco Vinci bald freigelassen werde.
    Rotella hatte eine Überraschung für sie. »Der Untersuchungsrichter«, las er das vorbereitete Statement mit seiner pompösen Stimme vor, »hat mit Zustimmung des Oberstaatsanwalts der Provinz Florenz zwei Personen festgenommen. Sie stehen im Verdacht, die Verbrechen begangen zu haben, die Francesco Vinci zugeschrieben wurden.«
    Zwei Stunden nach der sensationellen Pressekonferenz schaffte es La Nazione als erste Zeitung mit einer Sonderausgabe an die Kioske. Die Schlagzeile zog sich über die gesamte Breite der ersten Seite.
VERHAFTET!
DIE BESTIEN SIND ZU

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