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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Taxihaltestelle. Von dort brachte ihn ein Wagen zu einem doppeltürmigen Gebäude in der Fünfzigsten Straße. Ein Plasto-Glitzer-Transparent, das zwischen den beiden Türmen hing, verkündete in schreienden Farben:
     
    CYRUS LAMBTON LANDBESIEDLUNGS-PROJEKT
     
    Unter Pendrakes aufmerksamen Augen bezahlte Grayson das Taxi und verschwand durch die Drehtür in einem der breitbasigen Türme. In fühlbarer Erregung schlenderte Pendrake zu einem der Schaufenster, in dem ein großes Plakat mit Leuchtschrift aufgestellt war. Das Plakat verkündete:
     
    DAS CYRUS LAMBTON PROJEKT benötigt tüchtige junge Paare, die willens sind, fleißig und hart zu arbeiten, um sich in einem fruchtbaren, paradiesischen Klima auf dankbarem Erdreich eine Zukunft aufzubauen. Frühere Farmer, Bauernsöhne und Bauernstöchter sind besonders erwünscht. Bewerbungen von Personen, die die Nähe einer Großstadt suchen oder Verwandte in der Stadt besuchen müssen, werden nicht angenommen. Hier bietet sich eine echte Gelegenheit unter einem privaten Stiftungsplan.
    Drei weitere Paare werden noch heute für die nächste Gruppe benötigt, die in Kürze unter der Leitung von Dr. McClintock Grayson abreisen wird. Geschäftsstunden bis elf Uhr nachts.
    ZUGREIFEN!
     
    Das Schild schien nicht das geringste mit einer Maschine zu tun zu haben, die halb vergraben in einem Hügel gelegen hatte. Und doch ließ es einen Gedanken entstehen, der nicht mehr verschwinden wollte. Eine Stunde lang kämpfte er gegen den Zwang des Gedankens an, doch dann wurde er zu mächtig für seine Willenskraft und pflanzte sich in seine Muskeln hinunter fort, sich in Bewegung umsetzend. Die Bewegung traf auf keinen Widerstand mehr; sie brachte ihn zur nächsten Telefonzelle. Eine Minute später wählte er die Nummer der Hilliard-Enzyklopädie-Gesellschaft.
    Er mußte eine kurze Weile warten, während man sie an den Apparat rief. Tausend verschiedene Gedanken jagten derweilen durch seinen Kopf; zweimal war er nahe daran, den Hörer einzuhängen. Und dann: »Jim, was ist geschehen?«
    Die Besorgnis in ihrer Stimme war das Angenehmste, was er jemals gehört hatte. Pendrake zwang sich zur Ruhe, als er ihr den Grund seines Anrufs erklärte. Dann sagte er: »Du mußt dir einen alten Mantel besorgen und ein billiges Baumwollkleid anziehen, oder etwas Ähnliches. Ich werde mir ein paar gebrauchte Klamotten kaufen. Was ich möchte, ist herauszufinden, was es mit diesem Landbesiedlungsprojekt auf sich hat. Wir können heute noch vor Einbruch der Dunkelheit hineingehen. Eine simple Erkundigung sollte an sich nicht gefährlich sein.«
    Sein Verstand schwindelte vor dem Gedanken, sie wiederzusehen. Das bange Gefühl einer drohenden Gefahr, das tief in seinem Innern zusammengeballt lag, hatte somit keine Möglichkeit, an die Oberfläche zu treten. Dann sah er sie die Straße entlangkommen. Sie wäre ohne weiteres an ihm vorübergegangen, wenn er nicht an sie herangetreten wäre.
    »Eleanore!«
    Sie verhielt abrupt ihren Schritt, und als er sie so vor sich sah, kam ihm zum erstenmal der Gedanke, daß das unscheinbare junge Mädchen, das er vor sechs Jahren geheiratet hatte, aufgewachsen war. Sie war noch immer schlank genug, um auch die kritischste Frau zufriedenzustellen, doch zeigten sich nun auch die fülligeren Konturen der Reife. Sie sagte: »Ich hatte die Maske und die Armprothese vergessen. Du siehst damit fast ...«
    Pendrake lächelte bei sich. Sie konnte die Wahrheit ja nicht ahnen. Sein neuer Arm war nun schon fast ellbogenlang, und Hand und Finger waren gedrungen und selbständig. Das ganze Glied paßte festgefügt ins hohle Innere des künstlichen Arms und verlieh seinen Bewegungen Sicherheit und Stärke.
    In der Absicht, einen Scherz zu machen, der seinem derzeitigen Übermut entsprach, entgegnete er:
    »Fast menschlich, nicht wahr?«
    Noch im selben Moment erkannte er, daß er das Falsche gesagt hatte. Die Farbe wich aus ihren Wangen; dann kehrte sie langsam zurück. Sie lächelte bitter: »Es hat mir in Wirklichkeit nie etwas ausgemacht, daß du nur einen Arm hast. Dies war nicht unser Problem, obgleich du dir immer das Gegenteil einreden wolltest.«
    Er hatte es vergessen. Jetzt erst erinnerte er sich daran, daß er sie in seiner Verzweiflung über die Ablehnung, die sie ihm entgegengebracht hatte, aufs bitterste beschuldigt hatte, daß sie nur deswegen gegen ihn eingestellt wäre, weil er einen körperlichen Mangel hatte. Es war nur ein Wortmanöver gewesen, aber es mußte sie

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