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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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»Was ist nur los, Karl? Irgendwas beschäftigt dich. Das sehe ich. Was stimmt denn nicht?«
    Alles stimmt nicht. Die ganze Welt stimmt nicht. Hätte ich Arnold vor all den Jahren am Karfreitag getötet, würden die beiden Mädchen vielleicht noch leben. Aber nein, ich doch nicht. Ich hatte nicht den Mumm dazu.
    »Nichts ist los, Naomi. Lass mich das hier rasch zu Ende bringen, dann komme ich wieder rein. Okay?«
    Sie strich ihm über den Arm. »Du solltest einfach nur glücklich über den Befund sein, den du gestern bekommen hast.«
    »Bin ich. Sehr glücklich. Er hat mich ja erst darauf gebracht, dass es Zeit ist, mit der Vergangenheit abzuschließen, ohne die Gegenwart zu stören.« Er drückte sanft ihre Hand. »Ich liebe dich, weißt du das?«
    »Ja. Natürlich weiß ich das. Nur aus diesem Grund dulde ich dein Benehmen«, sagte Naomi lächelnd.
    »Und das gestern tut mir leid.«
    »Ich habe dir schon gesagt, das muss es nicht. Es war verständlich, wenn man bedenkt, unter welchem Druck du – wir beide – gestanden hast.«
    »Ich habe dich gar nicht verdient.«
    »Das stimmt.« Sie lächelte. »Mach nicht zu lange.«
    »Nein«, sagte er und warf die restlichen Zeitungen in die gierigen Flammen. »Ich bin fast fertig.«

[zurück]
    Epilog
    »Der Friedhof ist ein weites Gelände inmitten von Ruinen, im Winter von Veilchen und Gänseblümchen bedeckt. Man könnte sich in den Tod verlieben, bedenkt man, dass man an einem so wunderschönen Orte zu Grabe gebettet wird.« Percy Bysshe Shelley,
Adonais
    Schleier wallenden Morgennebels schwebten über dem taufeuchten Gras und lösten sich auf, wenn sie in die winzigen Enklaven wärmerer Luft gerieten. Tief hängende, dunkle Regenwolken entzogen der Landschaft ringsum die Farben. Alles war schwarz und grau.
    Perfektes Beerdigungswetter
, dachte Karl und sah zu, wie der Sarg von Jenny Lewis in die aufgeweichte Erde hinabgelassen wurde.
Du bist der große Gleichmacher, Gevatter Tod. Keine Entschuldigungen, keine Ausreden. Keine Fragen. Du machst einfach deine Arbeit, ob es sich um einen Prinzen, einen Bettler oder einen Privatdetektiv handelt.
    Im Gegensatz zur Beerdigung von Bulldog und Cairns am Vortag, erwies sich Jennys Begräbnis als überschaubare Angelegenheit, an der nur eine Handvoll recht jugendlicher Trauernder teilnahmen. Karl vermutete, dass die meisten Freunde aus Jennys Studententagen waren. Nur drei Polizeibeamte waren gekommen – Wilson war einer davon –, und wieder stellten die Medien den Löwenanteil der Anwesenden, diesmal im Verhältnis sechs zu eins.
    Wilson, dessen Gesicht so weiß war wie das gestärkte Hemd, das er trug, sah immer wieder zu Karl herüber, dessen Lippen und Mund immer noch stark geschwollen waren.
    Karl trotzte dem Blick, war aber dankbar, als ihm ein Fotograf die Kamera vor das Gesicht hielt und der Blitz ihn vorübergehend blendete.
    Aus der Ferne näherte sich Tom Hicks, der auf dem unebenen Grund immer wieder stolperte. Er hatte versprochen, sich hier mit Karl zu treffen, war aber noch nie ein Ausbund an Pünktlichkeit gewesen.
    »Du glaubst doch nicht, dass unser kleines Gespräch gestern das Ende war, oder? Es fängt gerade erst an.«
    Wilson erwischte Karl kalt. Er brauchte einen Moment, bis er die Frage verarbeitet hatte.
    »Dies ist weder die richtige Zeit noch der Ort, Wilson. Kannst du Jenny nicht wenigstens im Tod einen gewissen Respekt erweisen, wenn schon nicht, als sie noch lebte?«
    »Du arrogantes Arschloch, ich hab die Schnauze voll von dir!«, brüllte Wilson und stürzte sich plötzlich auf Karl. Innerhalb von Sekunden taumelten beide Männer rückwärts und rutschten im glitschigen Morast aus, es fehlten nur wenige Millimeter, und sie hätten sich die Köpfe an einem Grabstein eingeschlagen.
    Wilson führte den ersten Schlag aus, traf Karl seitlich am Kopf und riss alte Wunden auf. Karls Antwort kam etwas verspätet, war aber viel wirkungsvoller als Wilsons Angriff, denn er rammte ihm ein Knie in den Unterleib. Wilson gab ein gequältes Stöhnen von sich.
    Stets auf der Jagd nach Schlagzeilen, scharten sich sofort die Reporter um die beiden prügelnden Männer, die in zunehmendem Maße Schlammcatcherinnen glichen.
    »Du Drecksack!«, brüllte Wilson. »Du wirst verdammt lange von der Bildfläche verschwinden. Ich weiß genau, dass du bis über beide Ohren in der Ermordung meiner Männer drinsteckst.«
    Karl befreite sich von Wilson, schwang sich auf ihn, packte ihn am Hals und würgte ihn. »Bulldog war eine

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