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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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sie mir gute Freunde waren – und Caleb schon lange nicht mehr. Noch bevor er mich verriet, hat er mich für die Ken verlassen, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen. Ich war diejenige, die ihn während unserer Initiationsphase besuchte, und er hat sich die ganze Zeit über nur gefragt, warum.
    Außerdem möchte ich nicht mehr sterben. Ich bin der Herausforderung, meine Schuld und meine Trauer zu tragen, endlich gewachsen. Ich kann mich den Schwierigkeiten stellen, die mir das Leben in den Weg stellt. Manche Zeiten sind schwieriger als andere, aber ich bin bereit, jeden Tag meines Lebens zu leben. Diesmal kann ich mich nicht selbst opfern.
    Wenn ich ehrlich bin, muss ich mir selbst eingestehen, dass ich tief in meinem Inneren bei Calebs Worten vor allem Erleichterung verspürt habe.
    Plötzlich ertrage ich es nicht mehr, meinen eigenen Gedanken zuzuhören. Ich erreiche den Hoteleingang und gehe in den Schlafsaal, in der Hoffnung, einfach in mein Bett fallen und schlafen zu können. Aber im Gang wartet Tobias auf mich.
    » Alles in Ordnung mit dir? « , fragt er.
    » Ja « , antworte ich. » Obwohl es eigentlich anders sein müsste. « Ich fahre mit der Hand über die Stirn. » Ich habe das Gefühl, als hätte ich längst um ihn getrauert. Als wäre er in jener Sekunde gestorben, in der ich ihn im Hauptquartier der Ken gesehen habe, als ich dort war. Verstehst du? «
    Kurz danach habe ich mich Tobias anvertraut und ihm gesagt, dass ich meine gesamte Familie verloren habe. Und er hat mir versprochen, dass er von da an meine Familie sein würde.
    So fühlt es sich an. Alles zwischen uns ist verschlungen, Freundschaft und Liebe und Familie, alle Unterschiede verschwimmen.
    » Weißt du, was die Altruan darüber sagen? « , fragt er. » Bei ihnen gibt es eine Regel, die einem sagt, wann es selbstsüchtig ist, zuzulassen, dass ein anderer sich für einen opfert. Sie sagen, dass man solche Opfer zulassen darf, wenn das für den Menschen, der sich aufopfert, der größte Liebesbeweis ist. « Er lehnt sich an die Wand. » Das ist in dieser Situation das größte Geschenk, das man demjenigen machen kann. So muss es auch für eure Eltern gewesen sein, als sie ihr Leben für euch gegeben haben. «
    » Aber ich bin mir nicht sicher, ob ihn wirklich die Liebe antreibt. « Ich schließe die Augen. » Ich glaube, es sind eher seine Schuldgefühle. «
    » Kann sein « , gibt Tobias zu. » Aber würden ihn Schuldgefühle wegen seines Verrats an dir plagen, wenn er dich nicht lieben würde? «
    Ich nicke. Ich weiß, dass Caleb mich liebt und mich immer geliebt hat, selbst als er mich verletzte. Ich weiß, dass auch ich ihn liebe. Trotzdem fühlt sich das hier alles falsch an.
    Aber fürs Erste lasse ich mich von Tobias’ Worten beruhigen – in der tröstlichen Vorstellung, dass meine Eltern das vielleicht verstehen würden, wenn sie jetzt hier sein könnten.
    » Es ist vielleicht kein guter Zeitpunkt « , fährt Tobias fort, » aber ich muss dir etwas sagen. «
    Sofort spannen sich meine Muskeln an, und mich beschleicht das Gefühl, dass er irgendetwas beichten will, etwas, das er getan hat und das nun an ihm nagt – entweder das, oder es ist etwas ähnlich Kompliziertes. Seine Miene ist undurchdringlich.
    » Ich wollte mich bei dir bedanken « , sagt er leise. » Die Wissenschaftler haben versucht, mir einzureden, dass etwas mit mir nicht stimmt, sie konnten das sogar mit Testresultaten untermauern. Und irgendwann habe ich selbst angefangen, es zu glauben. «
    Er berührt mein Gesicht und fährt mit dem Daumen über meinen Wangenknochen. Dabei blickt er mir in die Augen, eindringlich und fest.
    » Du hast es nie geglaubt « , sagt er. » Nicht für eine Sekunde. Du hast immer darauf bestanden, dass ich … ich weiß nicht … dass ich ganz bin. «
    Ich lege meine Hand auf seine. » Das bist du auch. «
    » Das hat mir noch nie zuvor jemand gesagt « , erwidert er leise.
    » Es stimmt aber. Und es ist das, was du zu hören verdienst « , sage ich energisch. Tränen nehmen mir die Sicht. » Dass du ganz bist, dass du es wert bist, geliebt zu werden, dass du der beste Mensch bist, den ich kenne. «
    Noch bevor das letzte Wort verklungen ist, küsst er mich.
    Ich erwidere seinen Kuss so heftig, dass es wehtut, und kralle die Finger in sein Shirt. Ich lotse ihn den Gang entlang und durch eine der Seitentüren in ein spärlich möbliertes Zimmer in der Nähe des Schlafsaals. Dann gebe ich der Tür einen Stoß mit dem Fuß und

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