Die Bestimmung
gekommen war, wie es gekommen war, und ob Jesus diesen Hügel gemocht hätte?
Nun sah er, wie das Völkerkundemuseum in einem Stakkato aus Flammen und berstenden Steinen versank und wie ein Mann - ein Mann! - aus dem Fenster gesprungen kam, dem blaue Flügel aus den ausgebreiteten Armen ragten, der jemanden mit Ästen umschlugen hatte und aus dessen Füßen Wurzeln, ebenfalls allesamt blau, herausschossen und in einen Container donnerten, wie eine Naturgewalt, genau dort, wo er mit seinem Auto stand.
Mit offenem Mund sah er, wie der Krieger heruntersprang, sich die blauen Äste und Flügel in den Körper zurückzogen und in ihm verschwanden, als gehörten sie nur dort hin und nirgendwo anders.
«Oh, heiliger Jesus!», flüsterte er leise. «Ich wünschte, Du hättest das sehen können, Dana!»
Liran war nicht einfach nur aus dem Fenster gesprungen. Er war aus seinem Leben herausgetrennt worden, und er hatte mit diesem Sprung etwas Endgültiges verloren – sich selbst! Er sprang von dem Container herunter und landete weich auf dem Bürgersteig. Ja, so fühlte es sich an , als er und die Magie Nilah losließen, sie keuchend auf den Gehweg sank und zitternd da hockte. Wie verirrt sah er auf das Gladius herab, das nun vor ihm am Boden lag. Wer immer der Mann gewesen war, er hatte gewusst, dass es bestimmter Waffen bedurfte, um ihn zu verletzen. Wie hatte er sie finden können? Ihn und Nilah?
Bin ich immer noch dein Sohn, Mutter , fragte er sich, als vor ihnen jemand aus dem Schatten des Wagens trat, der mit Ästen, Staub und Gesteinsbrocken übersät war – Ian.
«Ich schlage vor, wir machen uns hier ganz schnell dünne», rief er über den Lärm hinweg, den Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen veranstalteten, die jetzt aus der ganzen Stadt dem Museum zustrebten. Erst jetzt drang dieser infernalische Krach an sein Ohr. Der Krieger blickte die Straße hinunter und sah hunderte Menschen über die Straßen und Gehwege rennen, manche schlugen die Hände vor den Mund, andere bückten sich nach Dingen, offensichtlich waren viele der Ausstellungsstücke jetzt über diesen Stadtteil verstreut. Mauerstücke, groß wie Felsen, lagen herum, Staub hing in der Luft, und man konnte die Verzweiflung zwischen all dem riechen.
Er nickte Ian zu, half dann Nilah auf den Rücksitz und sah sie seltsam mit den Kiefern mahlen, sich die Nase zuhalten und die Wangen aufblähen. Ansonsten schien sie unverletzt. Ian wendete vorsichtig den Wagen und fuhr zurück in Richtung der Kirche, wobei er mehreren Hindernissen ausweichen musste und dann durch die Zähne pfiff.
«Sieh sich das einer an. Da hat die italienische Botschaft aber ganz schön was abbekommen», bemerkte er fast anerkennend und deutete mit einem Nicken nach rechts. Liran sah in die Richtung und blickte auf ein imposantes Gebäude, an dem eine Fahne hing, und unter ihr ein Stück des Museums, das den halben Eingang und dessen Säulen zerschmettert hatte. Menschen standen davor und waren fassungslos.
«Was ist eine italienische Botschaft?», fragte er
Ian überlegte kurz. «Nun, das ist die Vertretung des römischen Ex-Reiches hier in dieser Stadt.»
«Na, dann hat es ja die Richtigen erwischt!», brummte Liran, Ian lachte prustend. Anscheinend hatte er einen Witz gemacht, auch wenn es ihm vollkommen ernst damit war.
Überhaupt strömten immer mehr aus ihren Häusern, um nach dem Rechten zu sehen. Langsam fuhr Ian an ihnen vorbei, die Straßenlaternen färbten den Staub, der in der Luft hing orange. Die Bäume der Allee wirkten unwirklich zwischen all den Häusern und Autos.
«Scheiße, ich weiß nicht, in welches Wespennest Ihr da geraten seid, aber die Typen, die Euch verfolgt haben, machen anscheinend keine halben Sachen.»
«Wo ist mein Vater?», fragte Nilah plötzlich, als sie in eine andere Straße einbogen und sich vom Ort des Geschehens immer weiter entfernten.
Liran fing Ians Blick im Rückspiegel auf. Müde Augen, Augen, die schon einmal so etwas gesehen hatten – Gewalt. Um seinen Hals baumelte ein Medaillon, das einen Baum darstellte. Der Lebensbaum. Er beschloss spontan, diesem Mann zu trauen.
«Dein Vater und Mohamed sind auf dem Weg zu einem Bauernhof, der Freunden von mir gehört, außerhalb von Hamburg, aber nicht weit von hier. Ich hielt es für besser, sie aus der Gefahrenzone zu bringen, so wie Euch jetzt. Wir fahren zu ihnen!»
Nilah nickte nur dankbar und starrte dann wieder aus dem Fenster, während Liran geistesabwesend die Hand auf den
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