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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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abstellend.
    «Bran?», fragten die beiden wie ein Echo.
    «Keine Angst», beschwichtigte die Halbirin. «Es ist nur ein Hund, der schon seit Wochen hier auftaucht. Anscheinend gehört er niemandem, aber er hat sich mit Edda angefreundet und sie hat ihm zu Essen gegeben, also kommt er immer wieder, wie ein allabendlicher Bumerang.»
    Sie öffnete die Tür und für einen Moment brach Nilah der Schweiß aus. Herein trabte ein so dermaßen großer Hund, dass sich kurz ihr Magen hob und viel zu schnell wieder senkte. Schlank wie ein Wolf. Groß wie ein kleines Kälbchen, grau wie George Clooney. Der Hund ging mit klackenden Krallen so gemütlich in das Wohnzimmer wie ein häufiger Hotelgast, den jeder kennen müsste, bedachte das neue Personal nicht einmal mit einem Blick und ließ sich unter dem Tisch nieder, als würde er ins heimische Bett plumpsen.
    «Das ist ... Bran?» flüsterte Nilahs Vater und lugte vorsichtig unter den Tisch. «Das ist ein irischer Wolfshund, nicht wahr?»
    Morrin nickte, während sie sich wieder setzte.
    Stille herrschte und Nilah hatte so leise sie nur konnte ihre Füße hinter die Stuhlbeine gezogen.
    «Noch jemand Hunger?»
    Verneinendes Kopfschütteln.
    «Ok, dann ist der Rest für Bran», bestimmte Morrin und stand auf, um abzuräumen. Die beiden aber blieben hocken, als hätten sie Sprengladungen mit Bewegungsmeldern unter ihren Hintern.
    «Ihr habt doch nicht etwa Angst, oder?»
    Nilah bemerkte, wie sich ihr Vater quälte. Beim Abräumen helfen machte immer einen guten Eindruck, aber auf dem Weg dorthin von einem grauen Riesen geschnappt zu werden eben nicht. Doch der Mut siegte. Er stand langsam auf, nahm eine Schüssel, schob den Stuhl so vorsichtig wie möglich zurück und folgte dann Morrin in die Küche. Nilah aber blieb sitzen, auch wenn ihre Blase mittlerweile zwickte. Ganz langsam schob sie die Füße nach vorn, als sich plötzlich etwas Schweres darauf legte. Ein kurzes Schmatzen war zu hören und sie spürte eindeutig Fell auf ihrem Spann, gefolgt von einem Schlucken, das ihr durch Mark und Bein ging. Dieses ... dieses Ding hatte gerade seinen mächtigen Schädel auf ihren Socken gebettet. Was sollte sie jetzt nur tun? Aber Nilah musste weder beten noch in Zeitlupe den Fuß unter dem Kopf des Wolfshundes hervorziehen. Sobald Morrin mit dem Napf, der wie ein in der Mitte durchgeschnittener Plastikeimer aussah, zurückkam und diesen auf den Boden stellte, hatte sich das Problem hurtig erhoben und sich über die Reste des Eintopfes hergemacht, als gäbe es kein Morgen. Genau diesen Zeitpunkt wählte sie für ihren Rückzug.
    «Ich geh dann mal», flüsterte sie lässig, aber der Abgang über die Treppe wirkte etwas hastig, weil sie drei Stufen auf einmal nahm und Sekunden später die Badtür zuknallte, als sei diese eine Zugbrücke.
    In ihrem Zimmer gärten die seltsamen Gefühle dann weiter, denn sie hörte Lachen von unten. Anscheinend hatte ihr Vater jegliche Angst abgelegt, als der graue Riese satt war. Vermutlich wollte er auch nur nicht als Windbeutel dastehen, der vor einem Hund die Segel strich.
    Irgendwann hörte Nilah das Geruckel von Stühlen. Schritte auf Holz und dann die Tür. Man unterhielt sich noch auf der Schwelle, aber kurz darauf vernahm sie ihren Vater, wie er sich murrend auf das Sofa zwängte. Auch Nilah machte es sich unter der Decke gemütlich und gähnte herzhaft. Irgendwann hörte sie etwas, das sie wieder hellwach werden ließ: »Nacht Bran», erklang es von unten. Das struppige Monster war also noch da? Nilah legte sich so hin, dass beide Ohren frei waren. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie sie fand. Irgendwann wurden ihre Augen so schwer, als hätte sich die Nacht selbst darauf gesetzt. Sie blinzelte noch ein wenig vor sich hin, doch dann schlief sie ein, so schnell wie schon lange nicht mehr.
     
    Nicht weit entfernt spülte die Brandung etwas an den Strand. Ein kurzes Zittern durchlief den Bug des kleinen, steinernen Objekts, während die Wellen sich von ihm zurückzogen. Es schob sich langsam durch den aufgewühlten Sand, raste dann unvorstellbar schnell mitten in die Felswand und verschwand dort. Die Bruchstelle hinter ihm schloss sich wieder. Es wurde Zeit. Zeit an seinen vorbestimmten Platz zurückzukehren.
     
     

Die Kapelle der Krähen

    Nilah erwachte ausgeruht, was sie wunderte. Ihr schien es, als wäre sie in der Nacht ständig aufgewacht, um etwas zu suchen. Sie schlug die Decke beiseite und setzte sich erst einmal auf die Bettkante, um

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