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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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jetzt zusehends dunkler.
    Die drei stiegen aus. Abermals prüften sie die Lage. Dann schlenderten sie zum Grundstück des Zahnarztes.
    Jeder trug Handschuhe – was zu dieser Jahreszeit zumindest nicht üblich ist. Rasch huschten sie durch die Pforte. Ein Kiesweg führte am Haus vorbei in den Garten. Hier waren sie ungesehen.
    Salwa, der schon am Nachmittag das Terrain erkundet hatte, kannte sich aus. Hinten im Garten stand ein Schuppen für Geräte und Blumenkästen. Daneben lag eine Leiter.
    Thibar und Grombali trugen sie zur Rückseite des Hauses.
    Sie wies nach Süden. Hinter dem Grundstück erstreckte sich das weitläufige Gelände einer Gärtnerei. In der Richtung gab es keinen unmittelbaren Nachbarn. Das nächste Haus stand weit weg – im Licht der Dämmerung hätte es eines Fernglases bedurft, um die drei Halunken zu beobachten.
    Sie lehnten die Leiter an die Hauswand und die reichte biszum zweiten Stock hinauf. Dort war der Balkon. Er bot eine grandiose Aussicht und war ringsum mit schmiedeeisernem Geländer gesichert. Es wirkte nicht sehr robust.
     
    Behände wie ein Affe stieg Salwa hinauf. Übers Geländer schwang er sich auf den Balkon. Für einen Moment presste erdas Gesicht an die Scheibe der Balkontür. In dem dunklen Raum dahinter waren nur schemenhaft die Umrisse von Schlafzimmermöbeln zu erkennen.
    Das interessierte ihn nicht.
    Sorgfältig untersuchte er das Geländer. Es war fest in den Steinboden des Balkons eingefügt.
    Salwa zog ein schweres Stemmeisen unter der Jacke hervor. Zwei Minuten später hatte er einen eisernen Stützpfosten des Geländers aus dem Zement gehebelt. Ebenso verfuhr er auf der anderen Seite. Die Stützpfosten lagen jetzt nur noch auf und boten den Verstrebungen keinen Halt mehr. Auch dort, wo sie an der Hauswand in schwere Holzbalken verschraubt waren, setzte er das Stemmeisen an.
    Knirschend zerbrachen die schon etwas angerosteten Schrauben.
    Prüfend rüttelte Salwa am Geländer. Um ein Haar hätte er es in die Tiefe gestoßen. Es war kein Schutz mehr. Im Gegenteil: Es war zur gefährlichen Falle geworden.
    Die Leiter lehnte neben dem Balkon an der Hauswand. Salwa schwang sich hinüber und kletterte hinunter. Dabei rutschte ihm das Stemmeisen aus der Jacke.
    Polternd schlug es neben Thibars Hand auf die Leiter. Erschrocken sprang Fischauge beiseite.
    »Willst du mich umbringen?«, zischte er. »Pass doch auf, verdammt! Das Ding hätte mich glatt erschlagen.«
    Salwa kaute eine Entschuldigung durch die Zähne und sprang auf den weichen Boden.
    »Und?«, fragte Grombali.
    »Wer sich an das Geländer lehnt, segelt hinunter.«
    »Freut mich!« Grombali grinste. »Hoffen wir, dass sich der Zahnklempner die Knochen bricht. Mehr wird ihm allerdings nicht passieren. Es ist nicht sehr hoch. Und er wird weich fallen – mitten ins Tulpenbeet.«
    »Schade nur«, knirschte Salwa, »dass ich ihm nicht sagen kann, wem er diesen Salto verdankt.«
    Sie brachten die Leiter an ihren Platz, verwischten auf dem glattgeharkten Boden die Fußspuren, vergaßen auch das Stemmeisen nicht und gingen zur Pforte. Sie äugten auf die Straße. Die war leer. Nur die Laternen brannten. In der Grundstückseinfahrt schräg gegenüber saß eine graue Katze. Sie putzte sich, hielt dann inne und spähte in die Dunkelheit der Büsche. Das Haus, das zu diesem Grundstück gehörte, stand weit zurückgesetzt – nur die Umrisse waren in der Dämmerung zu erkennen.
    Wem galt die plötzliche Aufmerksamkeit der Katze? Einem Vogel? Einer Maus?
    *
    Viel später als vorgesehen, hatte Tarzan das Internat verlassen. Dafür gab es einen gewichtigen Grund: Ein Telefongespräch mit seiner Mutter, nach der er so oft Sehnsucht hatte, dass er jetzt um nichts in der Welt vorzeitig in die Stadt gefahren wäre.
    Frau Carsten hatte sich schon am Nachmittag gemeldet, ihren Sohn nicht erreicht, aber ausrichten lassen, sie werde den Anruf um 19 Uhr wiederholen. Woraufhin Tarzan natürlich voller Spannung in der Nähe des Telefons blieb.
    Leider war der Anlass bedrückend. Tarzans Mutter hatte sich – vermutlich beim Essen in einem Restaurant – eine schwere Infektion zugezogen. Schon morgen musste sie ins Krankenhaus und der Aufenthalt würde mindestens zwei Wochen dauern. Das bedeutete: Während der einwöchigen Pfingstferien, die unmittelbar bevorstanden, würde Tarzan allein zu Hause sein. Schlimmer noch: Wegen der Ansteckungsgefahr durfte er seine Mutter nicht mal besuchen.
    Sie hatte es ihm überlassen, ob er unter diesen

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