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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gerade eine fast 80-jährige Frau ausgeraubt – im Graben –, als ich dazu kam. Das heißt, ich kam leider einige Minuten zu spät. Dann wollten sie Gaby den Geldbeutel klauen – in dem 50 Mark aus der Klassenkasse waren. Ich habe Grombali auf den Hintern gestaucht, dass er wahrscheinlich jetzt noch nicht sitzen kann. Aber der Polizei fehlen Beweise, um diesen Betrügernendlich das Handwerk zu legen. Mann, Ralf! Wach auf! Lass dich doch von diesen Typen nicht besabbeln. Die brauchen Nachwuchs! Deshalb schmieren sie dir Honig um den Mund. Lass dich bloß nicht mit denen ein – sonst haben sie dich irgendwann zu einem Arbeitssklaven gemacht, der irgendwo in Europa betteln muss, bis er nicht mehr kann. Nur damit Chedli Hamouda, der Obermotz, um ein paar Millionen reicher wird. Ich sage dir: Lass die Finger davon! «
    »Stimmt alles nicht!« Ralfs Gesicht hatte die Farbe verloren. »Das sind Gerüchte und Verleumdungen. Viele haben sich gegen die Jünger aus Atlantis verschworen. Aber so ging es den Gerechten und Auserwählten schon immer auf dieser Welt. Sie wurden angefeindet. Sie hatten es schwer, sich durchzusetzen und andere zu überzeugen. Aber die Jünger aus Atlantis halten zusammen. Einer für alle und alle für einen.«
    »Ich könnte aus der Haut fahren«, rief Gaby. »Weißt du denn nicht, was mit dir passiert, wenn du denen nur den kleinen Finger reichst. Sie ... «
    »Auch dieser Rufmord«, wurde sie von Ralf unterbrochen, »ist mir bekannt. Gestern erst hat uns ein Pauker gewarnt. Soll er. Mit dem lasse ich mich doch auf keine Diskussion ein. Was weiß denn der von der JAA-Sekte!«
    Er stand auf. »Mir fällt ein: Die Kinovorstellung beginnt gleich. Wollt ihr mitkommen? Ich habe das ›Echo im Jenseits‹ schon gesehen. Aber ich geh noch mal rein.«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, sagte Tarzan.
    Ralf zuckte die Achseln, nickte ihnen zu und ging hinaus.
    »Ob der wirklich ins Kino will?«, meinte Klößchen. »Oder haut der nur ab, weil wir seine Freunde mies machen.«
    »Wir machen sie nicht mies. Wir klären ihn auf – mit der Wahrheit«, sagte Tarzan. »Aber die will er nicht hören. Jetzt begreife ich, woher die Sekte ihren Nachwuchs kriegt. Die kaputten Typen sind’s, die dort einsteigen.«
    Gaby beugte sich so weit vor, dass sie ein Stück in die Straße hineinsehen konnte.
    »Doch!«, sagte sie. »Er geht tatsächlich ins Kino.«
    »Und wir gehen zu seinen Eltern«, sagte Tarzan. »Sofort. Es ist unsere Pflicht, sie zu warnen. Wahrscheinlich ahnen die gar nicht, worauf ihr Sohn sich einlässt.«
    »Er hat nur noch seine Mutter«, sagte Gaby. »Sie ist geschieden. Der Vater hat wieder geheiratet, zahlt zwar klotziges Geld für die beiden, lässt sich aber nie bei ihnen blicken. Das habe ich gehört, als mein Papi noch im Elternrat war. Ich weiß auch, wo die Müllers wohnen.«
    Sie bezahlten. Oskar schlief so tief, dass sie ihn wecken mussten. Er sprang auf, streckte sich – nach vorn und nach hinten, gähnte und gab einen gequetschten Jaulton von sich. Das klang so ulkig, dass die fünfköpfige Familie am Nebentisch lachte. Ein kleines Mädchen wollte Oskar mit Himbeereis füttern. Aber er wandte ihr das Hinterteil zu.
    Die drei Freunde gingen hinaus und stiegen auf die Räder.
    Gaby übernahm die Führung.
    Der Nachmittag war sonnig. Was Beine hatte, schien unterwegs zu sein. Vor den Straßencafés saßen fröhliche Menschen an bunten Tischchen.In den Geschäftsstraßen flanierten die Leute. Vorn bei der Kreuzung sauste mit Sirenengeheul ein Notarztwagen vorbei. Der Verkehr stockte. Die anderen Fahrzeuge machten ihm Platz.
    Dann blieb der Trubel der Innenstadt zurück. Sie fuhren durch ein hübsches Villenviertel. In Gärten summten Bienen. Hinter Gartentüren kläfften Hunde unterschiedlicher Rasse. Es galt jedes Mal Oskar, der sich aber nicht daran störte.
    In der Von-Brügge-Straße machte Gaby halt.
    »Donnerwetter!«, sagte Tarzan. »Hier wohnt er also. Mir würde das gefallen. Aber wieso...« Er beugte sich vor. »Auf dem Schild steht: Dr. Sebastian Reiss, Zahnarzt.«
    Gaby hatte sich gebückt, um Oskars rechte Vorderpfote zu befreien, die in die Leine verheddert war.
    »Es ist das nächste Haus«, sagte sie.
    »Auch nicht schlecht«, meinte Klößchen.
    Ralf Müllers Zuhause zeigte sich als hübscher, nicht zu großer Bungalow in einem Garten, der neben Wildblumen auch Heckenrosen, ungepflegten Rasen, verwahrloste Büsche, Edeltännchen und alle Sorten von Unkraut hervorbrachte.

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