Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
später an die kurzen Gespräche mit ihm und ihrer Familie erinnern würde. Die Narkose und der Blutverlust wirkten viel zu sehr nach. Sie hatte gut geschlafen, letzte Nacht, und Jake hatte die ganze Zeit verdreht in seinem Stuhl gesessen und den Kopf auf ihr Kissen gelegt, nur um sie atmen zu hören.
Verdammt. Bin ich denn völlig übergeschnappt?
»Gut, dass du hier bist.«
Michael Wright betrat das Zimmer.
»Ich dachte, ihr wärt ins Hotel zurückgegangen.«
»Die anderen sind schon vorausgegangen. Ich würde gerne allein mit dir reden. Draußen.«
Es war keine Bitte.
Jake erhob sich von seinem unbequemen Stuhl, bereit für die unausweichliche Konfrontation. In gewisser Weise freute er sich sogar. Er wollte endlich laut hören, was er sich selbst seit Tagen immer wieder gesagt hatte. Er folgte Michael auf den Flur.
Michael, groß und dunkel, war der älteste und uncharmanteste der Brüder. Durchtrainiert und mit dem kurzen Haarschnitt der SEALs. Er hatte die blauen Augen seiner Schwester. Abgesehen davon hatte der Mann, der Jake durch eine Seitentür auf eine kleine Terrasse hinaus vorausging, nichts mit Marnie gemein.
»Falls du vorhast, mich nach Strich und Faden zu verprügeln, sollten wir das Krankenhausgelände lieber verlassen.«
Jake trug keine Jacke, und die eisige Luft biss sich durch sein kariertes Flanellhemd. Seine Augen brannten vom Schlafmangel, seine Seite schmerzte wie die Hölle, und er hatte nicht die geringste Absicht, die Aktion in den Bergen Michael gegenüber zu verteidigen, sei es nun körperlich oder verbal.
Nicht, dass ihm nicht danach gewesen wäre, sich zu prügeln. Aber es gab einfach nichts, was Michael ihm hätte vorwerfen können, das Jake sich die letzten Tage nicht selbst vorgeworfen hätte.
»Wir haben miteinander darüber gesprochen, dich zu verprügeln, und die Vor- und Nachteile einer derartigen Aktion abgewogen. Und uns dagegen entschieden. Fürs Erste zumindest.« Michael stopfte die Hände in die Jackentaschen, runzelte die Stirn und zog wegen der bitteren Kälte die Schultern hoch.
»Ich hatte schon vorher von dir gehört.« Er schaute über die gepflegte Gartenanlage des Krankenhauses zu den Bergen hinüber. »Eine ganze Menge ehemaliger SEALs arbeiten für T-FLAC.« Er drehte sich wieder zu Jake um. »Keiner von denen hat dich jemals für einen Verräter gehalten.«
Jake schnaubte ungläubig. »Du hast einen guten Ruf, Mann aus Blech. Einen ziemlich guten Ruf. Fair, ehrlich, ehrenhaft, ein wahrer Boyscout. Du bist aber auch dafür bekannt, dass du richtig ausrasten kannst, wenn dir jemand krumm kommt. Ziemlich ungesellig. Einzelgänger. Und absolut gnadenlos, was die bösen Jungs betrifft.«
Michael lehnte sich an die niedrige Mauer, die die Terrasse vom herbstlich braunen Rasen trennte. »Eigentlich bist du genau der Typ Mann, den man in einer düsteren Hafengegend dabeihaben möchte. Du und ich hätten vielleicht sogar Freunde werden können, wenn da nicht diese eine Sache wäre.«
»Welche?«
»Du magst ein fairer Kämpfer sein, Mann aus Blech. Aber eben ein Kämpfer. Jemand, den wir ganz bestimmt nicht in der Nähe unserer Schwester haben wollen. Marnie kann keinen Krieger brauchen. Capisce? «
Und ob. Nur zu gut .
»Ich habe mich genau über dich erkundigt. Bei T-FLAC halten sie eine Menge von dir«, gestand Michael widerwillig ein. »Dass du Dancer, und mit ihm den LPA, zur Strecke gebracht hast, hat dich zum Helden gemacht.«
Jake hatte bereits mit seinem Vorgesetzten gesprochen und sämtliche Unstimmigkeiten ausgeräumt. Seine Spionagewelt war wieder in Ordnung. Aber sein Privatleben war ein Trümmerhaufen. Er schaute Michael Wright an und zog die Augenbrauen hoch. »Gut zu wissen. Und was willst du mir damit sagen?«
Michael Wright lief wie ein Tiger im Käfig auf der kleinen Veranda im Kreis. »Dass Marnie jemanden braucht, der auf sie aufpasst. Etwas, wozu du offensichtlich nicht in der Lage bist.«
Da war es endlich. Laut und deutlich. Kurz und knapp, zu einem netten Paket gepackt.
Ein Faustschlag wäre ihm lieber gewesen.
»Du redest nicht lange um den heißen Brei herum, was?« Jake hob die Hand, als Michael auf ihn zukam. »Verschwende deine Energie nicht, Michael. Wir wissen beide, dass du Recht hast.« Jake machte eine gequälte Pause. »Bevor ich gehe, möchte ich, dass du mir etwas versprichst.«
»Ich schulde dir keine Versprechen, Freundchen«, fauchte Michael und starrte ihn wütend an. »Das ist meine kleine Schwester da
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