Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
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Schwuchteln
Versteht das nicht falsch, ich hab nichts gegen Schwuchteln, ihr wisst, was ich meine? Zuzusehen, wenn zwei Typen es machen, ist ehrlich cool. Weniger zum Aufgeilen, sondern einfach so total schön, weil diese Schwulen immer so verdammt gute Körper haben.
Danny ist schmal, hat aber eine Superfigur, als ob er ins Fitnessstudio ginge. Und er benutzt Feuchtigkeitscreme und Zahnseide. Und ich muss zugeben, der Junge ist toll im Bett. Weiß, wie er seine Finger und seine Zunge einsetzen muss. – Wo hast du das gelernt, Baby?
– Leith, sagt er. – Das ist eine einzige große Sexakademie. Unser Schulmotto: Beharrlichkeit.
– Die zeigst du wirklich, Honey, versichere ich ihm. Gott, er ist ein Traumtyp. Aber dieser Scheiß mit seinem Dad nervt mich irgendwie. Solche Nachforschungen sind definitiv überbewertet: Ich hab meinen Alten nie gekannt, obwohl ich in einem Haus mit ihm aufgewachsen bin. Er war schon arbeiten, wenn ich aufstand, um zur Schule zu gehen, und arbeitete immer noch, wenn ich ins Bett ging, und auch den größten Teil der Wochenenden. Das Arschloch hat sich von meiner Mutter scheiden lassen, als ich acht war. Jetzt ruft er manchmal an, wenn er geschäftlich in der Stadt ist, und lädt mich zum Mittagessen ein. Beziehungsweise versucht es: Ich beharre immer darauf, dass wir uns die Rechnung teilen, wobei dem Schwachkopf furchtbar unwohl ist. Wir reden über unsere Jobs, seine neue Familie, die Speisekarte und Essen im Allgemeinen. Danny hat also seinen Vater nie gekannt.
Ist vielleicht besser so. Manchmal muss man eben sagen – na ja, was gibt’s da schon zu kennen?
Jetzt sind wir also im Restaurant von diesem Tomlin, einem schwulen Koch, der angeblich Dannys Vater sein soll. Oder vielleicht auch nicht. Okay, Tomlin ist eine Schwuchtel, aber dass will ja heute nichts heißen. Gavin, mein Ex, also, der war ein Schwuler, der dann hetero wurde und sich anschließend entschloss, doch wieder Tucke zu werden. Deshalb stehe ich im Moment nicht so auf Ambivalenz.
Sie reden über so eine Bar, in der er und Dannys Mutter mal gearbeitet haben, damals Ende der Siebziger. Danny ist ’80 geboren, ein paar Jahre nach mir. Die Zeit stimmt. Aber anstatt die Preisfrage »Hatten Sie irgendwann um den 20. Januar 1980 in Edinboro, Schottland, irgendwelchen unschwulen Verkehr?« zu beantworten, geilt sich dieser Tomlin daran auf, über jedes Arschloch herzuziehen, mit dem er je gearbeitet hat.
Es wird ein bisschen frustrierend für mich, mir diesen Scheiß anzuhören. Tomlin ist einer von den Typen, denen aus allen Poren quillt, dass sie es nötig haben, und Danny merkt es nicht, weil seine eigene Bedürftigkeit ihn blind macht. Offenbar wil l er glauben, dass dieser Saftsack sein Alter ist. Ich bin ungeduldig und gereizt, und ich weiß, es steht mir nicht zu, aber der Champagner, mit dem er uns bewirtet und den Danny dankend abgelehnt hat, steigt mir zu Kopf … Egal, ich komm mal zum Punkt:
– Tja, also, Greg, haben Sie und Dannys Mom – wie heißt sie noch mal, Danny?
– Beverly, sagt Danny kurz angebunden, und er schaut missbilligend auf mein Glas, was ich im Moment echt nicht brauche. Ich erinnere mich, wie Gavin immer gesagt hat: – Warum kannst du nie den Mund halten, wenn du was getrunken hast?
Es hat mich tief befriedigt, ihm zu sagen, dass das Problem nicht Alkohol und mein loser Mund waren, sondern Alkohol und sein allen weit offen stehendes Arschloch.
– Haben Sie mal mit Beverly Skinner eine Nummer geschoben?
Tomlin verdreht die Augen und sieht mich müde an. Er ist eine von diesen verkappt frauenfeindlichen Tunten, die sich gern von Schwulenmuttis verhätscheln lässt, aber nicht mit selbstbewussten Miststücken klarkommt, die ihm seinen Bullshit nicht abkaufen. – Da fällt es mir sehr schwer, Genaues zu sagen, lispelt er. – Es waren aufregende Zeiten, Punkrock war auf dem Höhepunkt, wir waren alle jung, an Aids dachte noch keiner, alles ziemlich ungehemmt. Wir haben viel gesoffen und haben wilde Parties gefeiert.
Ich fühle meine Augenbrauen hochgehen und denke: Ja, du und praktisch jeder andere Idiot in diesem Sonnensystem, Sports-freund. Ich glaub, man nennt das Jugend . Als Tomlin mitkriegt, was in mir vorgeht, sieht er verdammt beunruhigt aus, und seine großen Schwulenaugen wirken, als seien sie aus dem Gesicht eines anderen weggelaufen.
– Ich will damit nur sagen, er räuspert sich, – dass ich damals mit vielen Leuten geschlafen
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