Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
kann weder ihr noch sonst jemandem von meiner Beziehung zu Kibby und dem Alkohol erzählen. Jeder würde denken, ich hätte einen Dachschaden; Wahnvorstellungen. Hab ich vielleicht auch. Es klingt völlig abwegig, von hier aus noch mehr als vorher.
– Du musst der Versuchung ins Auge sehen. Wir müssen trotzdem vor die Tür gehen. Wir können uns nicht für den Rest unseres Lebens im Haus verkriechen.
Ich lächle bei dem Gedanken. Wird so meine Krankheit aussehen, im Exil in ihrer Bude eingesperrt, um Kibby und seine neue Leber am anderen Ende der Welt zu schützen? Warum nicht bleiben, Dorothy heiraten, eine Green Card bekommen, Staatsbürgerunterricht nehmen, auf die Flagge schwören, vielleicht in eine Kleinstadt in Utah umziehen, sich mit irgendeiner religiösen Vereinigung anfreunden, eine alkfreie Existenz führen. Frau, Kinder, Auto, Kirche, Haus, Garten. Sich vom Bösen da draußen abschotten, vom Teufel in der Flasche, dem Dämon Alkohol.
– Ich weiß, ich weiß, es muss sein, stimme ich ihr zu. – Du bist ein ausgesprochen cooles Mädchen, Dorothy, sage ich zu ihr. Dann füge ich eindringlich hinzu: – Du machst mich stark, machst mich besser, als ich bin.
Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, etwas irritiert. – Du bist ein eigenartiger Kerl, sagt sie, und da hat sie Recht. Ich sehe rüber zu dem Paar neben uns: Wenn ich mir das Glas von ihrem Tisch greifen und in einem Zug austrinken würde, würde ich wahrscheinlich einem armen Arschloch in Edinburgh eine Kugel in den Rücken verpassen.
– Entschuldige. Mein Sozialverhalten ist manchmal ein bisschen daneben, aber ich wollte ja nur, dass du weißt …
– Aber nett eigenartig, sagt sie lächelnd.
Nach dem Essen gehen wir sofort nach Hause und ins Bett. Der Sex ist sehr gut, und die Endorphinausschüttung wird Brian ganz bestimmt nicht schaden. Außerdem kommt der arme Sack so einer guten Nummer näher, als er je war oder in nächster Zukunft sein wird, zumindest mit diese r Seite seines Körpers. Als ich bei Dorothy liege, hat Kays Geist sich verflüchtigt, vielleicht verdrängt von einer seltsamen Scham, dass ich zu Shannon und den ganzen namenlosen Mädchen, die ich zu Hause gefühllos verschlissen habe, nicht netter gewesen bin.
Immer ist irgendein Scheiß. Schottland: das Rezept für Katastrophen. Man nehme ein schönes Stück kalvinistische Verdrängung, würze es mit einer Messerspitze katholischer Bußfertigkeit, gieße es mit Unmengen von Alkohol auf und lasse das Ganze für plus/minus dreihundert Jahre in einem kalten, dunklen, grauen Ofen garen. Mit schreienden, grotesken Schottenkaros anrichten und mit bildungsfernen Schichten servieren.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und checke meine E-Mail, ob’s was Neues von Kibby gibt. Nichts dabei, aber Gareth hat sich gemeldet.
An: skinnyboy@hotmail. co m
Von: gar. f-o@virgin. ne t
Betreff: Goodbye Mister McKenzi e
Hallo Danny
Ich hoffe, du lässt es dir gut gehen im sonnigen Kalifornien. Es tut mir Leid, dass ich die traurige Nachricht überbringen muss, aber ich muss dir sagen, dass Robert McKenzie ganz unerwartet an den Folgen eines Unfalls auf Teneriffa gestorben ist. Er machte da Ferien mit ein paar von den Jungs. Dempsey, Shevy, Gary T, Johnny Hagen, Bloxo und – ich glaub – Eric der Rote und Peter No Tool waren auch dabei.
Nähere Einzelheiten zu Big Rabs Ableben sind bislang nicht bekannt.
Tut mir echt Leid. Abgesehen davon war hier nichts los. Es ist saumäßig kalt. War mit den Kids bei Hibs gegen Alloa Athletic im CIS Cup.
4 : 0 Hibs. War ein Spaziergang .
Alles Gute, Garet h
Big Rab … er muss mit den Jungs das Saufen wieder angefangen haben, wie konnte die Fotze so blöd sein … oder ist vielleicht an einen anderen Mob geraten … nee … man muss schon verdammtes Pech haben, um bei Fußballkrawallen ernsthaft verletzt zu werden … ein Pech wie Brian Kibby …
Möglich, dass sein Herz nicht mehr mitgemacht hat, aber er war doch jetzt angeblich so gut beisammen …
Ich entschließe mich, rauszugehen und Gary Traynor anzurufen. Die Verbindung ist ein bisschen kratzig, weil ich ihn auf dem Handy anrufe, aber ich brauche die Einzelheiten.
– Gary, Danny. Hab das von Big Rab gehört.
– Skinny!, krächzt er überschwänglich.
– Aye, Big Rab, erinnere ich ihn.
– Scheißspiel.
– Echt scheiße … was war los?
– Er war im Fitnessraum vom Hotel, bisschen Eisen pumpen auf dem Multigym. Hat der Große ja rund um die Uhr gemacht, seit er nicht
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