Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
habe, Männern und Frauen, und dass es mehr als wahrscheinlich ist, dass Beverly auch darunter war, sagt er. Es klingt, als hätte er die Story schon oft erzählt.
– Sie könnten also mein Dad sein, sagt Danny nickend.
– Es ist mehr als wahrscheinlich. Tomlin setzt das Fernsehgrinsen des professionellen Schleimers auf. Ich bin sicher, ich hab den Widerling mal auf diesem Kochsender gesehen. Wie er irgendein verschwultes Rezept zubereitet hat, Schweinebraten Hawaii an Macadamianuss-Tempura oder sonst einen Dreck.
Für mich hört sich das wie gequirlte Scheiße an. Eigentlich würde ich gern sagen, ja, dann lass uns doch den DNS – Test machen, Arschloch, aber das steht mir nicht zu, denn Danny muss diesen Penner selbst durchschauen. Aber er scheint es unbedingt glauben zu wollen, und ich will nicht, dass meinem schnuckeligen schottischen Sexspielzeug wehgetan wird, also behalte ich diesen Scheißer Tomlin im Auge.
»Mit vielen Leuten geschlafen.« Was für ein Quatsch! Ich bin zwar nicht so alt wie er, aber wenn man nicht gerade an Alzheimer leidet, weiß man doch wohl immer noch, mit wem man gefickt hat. Außerdem sieht dieser alte Hinterlader kein bisschen aus wie Danny.
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31
Tage im Fitnessraum
Dot und ich haben uns toll verstanden, rumgehangen, gebumst und Dope geraucht. Aber die Arbeit scheint sie zurzeit zu frustrieren, und sie ist ein bisschen übellaunig, als wir essen gehen. Im Restaurant passt ihr weder der Tisch noch das Dekor, und man hat den Verdacht, dass ihr das Essen auch nicht gut genug sein wird. – Post-Dotcom, sagt sie in dieser zugegebenermaßen tatsächlich etwas geschmacklosen Yuppie-Bude im Mission District, als hätte sie Zahnschmerzen.
Ja, ja, der Laden hat seine beste Zeit wohl hinter sich. Ein Wasserfleck an der Decke ist nur notdürftig überstrichen. Eine gesprungene Glasscheibe der Trennwand zwischen dem Restaurantbereich und der Küche ist noch nicht ersetzt worden. Ich weise Dorothy auf diese Schönheitsfehler hin. – Eine ziemliche Zumutung, sagt sie missbilligend. – Wenn ein Laden wie dieser die Dinge schleifen lässt … Dann, als sich ein Kellner nähert, breitet sich ein fast bühnenreifes Lächeln auf ihrem Gesicht aus, und sie trällert: – … aber das Essen ist so-ho-ho guuuut!
Dorothy ist, vielleicht aufgrund der Erfahrungen in jüngerer Zeit, auf Missbilligung konditioniert, hat aber eine Art eingebauten Selbstregulierungsmechanismus. Fast gegen ihren Willen hat sie Musik im Herzen, und zwar auf voller Lautstärke. – Mit allem aus dem Meer kannst du nichts falsch machen. Probier den warmen Martini-Hummer mit einer Soße von Koriandergrün, Orangen und Champagner.
– Gibt’s auch was weniger Hochprozentiges?, frage ich eingedenk meines Freundes in Übersee.
– Mein Gott, ist doch nur wegen der Geschmacksnote, und der Alkohol verdunstet doch sowieso, wenn sie die Soße reduzieren. Sei doch nicht so verbissen, schimpft sie, während ihre Augen unwillkürlich zu der Flasche Rotwein auf dem Nebentisch irren. Der Kellner macht ein unheimliches Tamtam ums Einschenken, und das Pärchen, dem dieser Genuss zuteil wird, reagiert hemmungslos übertrieben; langes, laszives postkoitales Grinsen und heiseres, kennerhaftes Schnurren.
Ich sehe Dorothys Gesicht, ihre grünlich-haselnussbraunen Augen, erwartungsvoll und hungrig, und denke, ich sollte mich vielleicht nicht lumpen lassen.
Als sie es mitbekommt, gibt sie mir einen sanften Schubs mit den Augen, aber da ist der Kellner schon bei uns, und ich hab den richtigen Moment verpasst. Er reicht ihr die Weinkarte, doch sie winkt ab. – Die werden wir nicht brauchen, und der arme Sack macht Augen wie ein geprügelter Hund, der nicht weiß, wofür er bestraft wird.
So viel Kompromisslosigkeit baut mich total auf und zieht mich zugleich runter. Ich werfe noch mal einen Blick auf die Karte, und das Fleisch sieht gut aus, Rinderfilet mit Sojasoße und Auberginen-Paprika-Marmelade, aber das bedeutet Rotwein.
Fluch über dich, Foy, Fluch über dich und deine Erziehung. Rotes Fleisch bedeutet bei mir immer Rotwein. Bei Huhn oder Fisch kann ich der Weißwein-Versuchung widerstehen und mich an perlendes Mineralwasser halten, aber rotes Fleisch …
– Du siehst aus, als würdest du dich nicht wohlfühlen, Danny, sagt Dorothy beinahe vorwurfsvoll.
– Äh, doch, mir geht’s prima.
– Du wärst lieber gar nicht rausgegangen, oder?
– Ich …, fange ich an, aber dann bleibe ich stecken. Was kann ich sagen? Ich
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