Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
mehr gesoffen hat. Bloxo und Shevy warn dabei, du kennst ja die Türstehertypen, ewig am Stemmen. Na jedenfall kommt so ne Scheißmücke an und sticht den Großen. Er reagiert allergisch und kriegt direkt nen Schock.
– Ach du Scheiße …
– Die Jungs ham das Viech gesehen. So vollgesogen mit seinem Blut, dass es kaum fliegen konnte. Als echte Türsteher haken sie die Fotze unter und schleifen sie vor die Tür …
– Traynor, was redest du da?, sage ich lachend. Die Fotze nimmt aber auch nichts ernst.
– Fuck, nur n kleiner Witz, um zu veranschaulichen, wie fett dieses Mückenbiest war! Na jedenfalls, sie bringen den Großen ins Krankenhaus, aber kurz darauf ist er dann einfach abgekratzt. Extremer allergischer Schock, so was passiert einem von acht Millionen. Armer Rab. Gefällt von nem mickrigen Insekt.
– Hätte schlimmer kommen können, groove ich mich ein, und wir sagen unisono: – hätte ja auch ein Jambo sein können!
Mich überrieselt ein gewisses Schuldgefühl, aber dem Großen hätte das gefallen, da bin ich sicher.
– Kommste denn zur Beerdigung nächste Woche?, fragt Gary.
Nein, so einem potenziellen Saufanlass sollte ich mich lieber nicht aussetzen, und ich muss mehr über Greg Tomlin herausfinden, um zu erfahren, ob er wirklich derjenige ist. – Mal sehen, sage ich, – aber es dürfte schwierig sein, so kurzfristig einen Flug zu kriegen. Schickst du n paar Blumen in meinem Namen?
– Keine Umstände. Ist n weiter Weg. Der Große hätte gewollt, dass du nen schönen Urlaub hast.
– Aye … Tschüs, Gaz, sage ich mit dem letzten Guthaben auf der Telefonkarte.
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32
Kalt erwischt
Blendendes, goldenes Licht strömt durch die Schlitze in den Jalousien in Dorothys Wohnzimmer. Mir kommt diese geniale Oasis-Zeile in den Sinn: Nobody ever mentions the weather can make or break your day.
Ich stöbere in ihrer umfangreichen CD – Sammlung. Aus Heimweh suche ich nach irgendwas mit skaddischem Einschlag, aber kein Primal Scream, Orange Juice, Aztec Camera, Nectarine No. 9, Beta Band, Mull Historical Society, Franz Ferdinand, Proclaimer, Bay City Rollers, nichts … ich finde nur ein Cover mit Tartanmuster. Der Interpret ist der »skaddisch«-amerikanische Country & Western-Star »Country« George McDonald, und das Album heißt Saving For Another Rainy Day . Ich spiele den Titeltrack. Er hat einen eingängigen Refrain:
Ain’t expecting nuthin no good’s ever gonna come my way, So I’m just savin for another rainy day.
Danach kommt eine Nummer mit dem Titel »(You could get) A Bottle of Whisky (For the Price of That)«, und dann eine Coverversion von George Harrisons »Taxman«, die, wie ich finde, recht inspiriert ist und Tiefgang hat.
Dorothy kommt in einem grünen Bademantel und Handtuchturban nach vorne, als ich gerade die Linernotes lese. – Oh, du hast das Country-George-Album gefunden. Das hab ich in Texas gekauft. Er ist skaddisch.
– Und was für eine Geschichte steckt dahinter?
– Oh, er kam frisch aus dem Knast. Hatte irgendwas mit der Steuerbehörde zu tun, glaube ich, erklärt sie, während sie sich die Nägel feilt. – Ich brech mir die Biester ständig ab, informiert sie mich, – ist die Tastatur.
Dorothy arbeitet heute, und ich muss los und mich mit Greg zum Lunch treffen. Ich mache mich gemächlich fertig und stoße in einem Café in North Beach zu ihm. Der Laden ist gut besucht, hell ausgeleuchtet, alles unbehandeltes Weichholz und Chrom, eine von diesen Buden, die brechend voll sind mit Yuppies und Studenten mit Laptops und Arbeitsmappen, die allesamt malochen, das ist kein Café, sondern ein verficktes Büro. Diese Fotzen, die immer so wichtig sagen: Ich arbeite von zu Haus. Einen Scheiß arbeiten die von zu Haus, sie reiben es einem überall unter die Nase; in den Cafés mit ihren Laptops, auf der Straße oder im Zug, wo sie irgendwas über Aufträge und Absatzanalysen in ihre Handys kläffen und wir alle gezwungenermaßen ihren langweiligen Scheiß zur Kenntnis nehmen müssen. Bald wird es gar keine Trennung zwischen Arbeit und Freizeit mehr geben. Dann hat jedes Scheißhaus ein eingebautes Computerterminal mit Webcam, und man braucht nie mehr offline oder unerreichbar zu sein.
Greg sieht wieder so sonnenbankmäßig orange aus und bestellt ein San Pellegrino. Ich folge seinem Beispiel. – In meinem Kopf geht’s drunter und drüber, sage ich zu ihm. – Ich muss das alles erst mal verarbeiten.
– Wem sagst du das, haucht er auf eine Weise, die
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