Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Nein, aber ich kannte einige, und es gab eine Frau, mit der ich ganz gut befreundet war. Deine Mutter, Bev.
Meine Ma. Punk und Schwulenmutti. Hätte ich mir denken können.
– Aber sie hatte damals einen Freund. Sie traf sich immer mit ihm, wenn sie beide Feierabend hatten. Er war, glaube ich, im Catering beschäftigt, ich –
– Wer war das?, frage ich mit brennender Ungeduld, während ich in meinen Eingeweiden Geschwüre ausbrechen spüre.
– Er war ein netter Kerl, wie ich mich erinnere, aber sein Name fällt mir nicht ein …
Meine Positur versteift sich jetzt vor Zorn, ehe ich tief Luft hole. – Wie war er?
– Es ist lange her, Danny, sagt Tomlin, der jetzt ehrlich betroffen aussieht, – ich erinnere mich nur, dass er ein wirklich netter junger Mann war … an viel mehr erinnere ich mich nicht –
– Dann gib dir Mühe!
– Ich kann nicht … ich kann mich wirklich nicht erinnern, das ist mehr als fünfundzwanzig Jahre her. Ich hab dich genug an der Nase rumgeführt, ich erfinde nichts mehr. Danny … es tut mir Leid, dass ich nicht der Mensch sein kann, als den du mich gern hättest …, bettelt er beinahe, dann stützt er den Kopf in die Hände. – Weißt du, was das Verrückteste ist?
Ich sage nichts. Er ist das Verrückteste, dieser verfickte Perverse.
– Ich hatte ein Bild, eins von deiner Mum und ihrem Freund, bei mir zu Hause, aber Paul … er hat meine Fotos mit nach Key West genommen … hat sie versehentlich eingepackt, als wir uns trennten und er ausgezogen ist … Als er mich ansieht, steigen ihm Tränen in die Augen. – Mein Gott, das klingt alles so was von dürftig.
– Da hast du verdammt Recht, sage ich im Aufstehen. Beschissene lahme alte Schwuchtel, denke ich, hält mich hin, bloß weil er mir an die Eier will, und für ein paar Sekunden hasse ich Tomlin mehr als jemals einen anderen zuvor. Aber ich weiß, wohin Hass führt, darum nicke ich lediglich nachdenklich und mache einen Abgang; soll dieser affige Spitzenkoch doch allein am Tisch auf zwei bestellte Gerichte warten.
Ich bin draußen und gehe schnell die Straße runter, denn ich habe das Gefühl, es wäre wichtig für mich, dass ich mich nicht von ihm einholen lasse. Täte er das, wär die Fotze fällig. Ich hetze den Hügel runter, die Grant lang, durch Chinatown, sehe mir an, wie die Lieferwagen ihre frischen Waren in die Läden anliefern, sehe all die Chinesen ihren Geschäften nachgehen. Ich wette, die Hälfte davon ist nie in China gewesen, aber si e wissen alle, wo sie herkommen. Die Sonne scheint kräftig, und ich latsche und latsche, bis ich irgendwann die Market überquere und den Fehler begehe, von den Hauptstraßen abzugehen, helllichter Tag, aber alles ist verlassen, überall um mich herum alte aufgegebene Lagerhäuser, na ja, so gut wie verlassen, denn ein Junge springt aus einem Hauseingang und bleibt vor mir stehen. – Du! Gib mir dein verficktes Portemonnaie! Zack, zack!
Leck mich, der Junge hat so was wie eine Knarre in der Hand, na na, nicht so was wie, es ist ne verfickte Knarre, und er ist in meinem Alter, vielleicht ein bisschen jünger oder älter. Schwer zu sagen. Er ist nicht schlecht angezogen, aber seine Lippen sind aufgesprungen und verschorft. Irgendwie scheint er mir den glupschäugigen, stieren Blick des Crackirren zu haben, aber es könnte auch von der Aufregung kommen. – Portemonnaie hab ich nicht, Kumpel, sage ich selbstgefällig, als wäre es ein privater Joke. Das kann unmöglich ne echte Knarre sein, die kommt mir so winzig vor.
Mein Akzent bringt den Jungen ein bisschen aus dem Konzept, aber er faucht mich an: – Jetzt gib mir einfach dein beschissenes Geld, du Arschloch, oder es wird dir leidtun, dass deine Mutter dich geboren hat!
Ich denke an meine Mutter, Tomlin, und den ganzen Scheiß, den ich mir bieten lassen musste. – Du hast ja meine Mutter nie gesehen. Mir tut’s jetzt schon leid, sage ich lachend und fordere ihn dann heraus: – Schieß. Jetzt mach, baller schon los. Ich breitete die Arme weit aus. – Ich lass mir die Kugel geben. Immer her damit, du Fotze!
Der endgültige Test.
– Du verfickter … du …, keucht er, die Augen kaum noch menschlich. Sein Leben steht genauso auf dem Spiel wie meins. Er weiß, wenn er nicht abdrückt, nehme ich ihm die Knarre ab und blas die Fotze weg. Ich weiß, dass er genau das in meinen Augen sieht. Er entsichert die Knarre, und ich denke an Kibby.
Der endgültige Test. Nichts zu machen … zu viel Verzweiflung, zu
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