Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
der Ballettstange arbeiten sollen, um sich mental und körperlich auf das Vortanzen einzustellen.
– Weiber, meinte Skinner zu seinen Freunden. Einige von ihnen nickten wissend. Die meisten grinsten nur dünn. Es waren hauptsächlich Jüngere vom hiesigen Mob, die sich für Fußballkrawalle interessierten, seit sie neuerdings wieder in Mode ge kommen waren. Die meisten zeigten sich von Skinners und Big Rab McKenzies Geschichten über die alten Zeiten mit den CCS – Jungs der ersten Stunde schwer beeindruckt. Sie waren so scharf darauf, noch die Story über ihre Landpartie nach West Lothian mit den Fankurvenlegenden Dempsey und Gareth zu hören, wie Skinner scharf darauf war, die Geschichte zu erzählen, ohne dass Kay sie mitbekam. Außerdem wollte er unbedingt diesen Jesusporno, den Traynor für ihn besorgt hatte, Am Kreuz genagelt , den sie nicht zu Gesicht bekommen musste.
Eigentlich hatte er schon nach dem letzten Glas nach Hause gehen wollen, doch dann kam Rab McKenzie zur Tür rein, und es wurden noch mehr Geschichten erzählt und noch mehr Bier getrunken. Nein, ein Saufanlass wurde nicht lange hinterfragt.
Bis zum nächsten Morgen.
Dem nächsten Morgen ohne Kay.
Skinner stand langsam auf, duschte und zog sich an. Ironischerweise war er ein ordentlicher, pingeliger Typ, der stundenlang wie besessen seine Wohnung und sich selbst auf Hochglanz brachte, nur um dann beides mit einer für viele einfach unfassbaren Regelmäßigkeit fast vollständig zu zerstören. Er begutachtete das Chaos in seiner Bude und fluchte in wütendem Selbstekel über das Zigarettenbrandloch, das er auf seiner Couch entdeckte. Er musste das Sofakissen umdrehen, aber nein, auf der anderen Seite, wo jemand ein Körnchen Dope hatte durchbrennen lassen, war ein noch schlimmeres.
Fuck, ein Brandloch auf dem Sofa! Grund genug, das Rauchen ein für alle Mal aufzugeben. Und Grund genug, nikotinsüchtige, willensschwache Fotzen beim geringsten Geruch nach Kippen kei nen Fuß in die verfickte Wohnung setzen zu lassen!
Die Fernbedienung war mit Bier bespritzt und klebrig. Sie war total verklebt, und er brauchte eine Weile, um sie durch Drücken und Schütteln zum Leben zu erwecken. Auf dem Bildschirm erschien der Moderator des Morgenmagazins. Nach einem erneuten Blick auf den Wecker quälte sich Skinner in seine Bürokleidung und in den Tag. Während er seine blauen Krawatte band und im Spiegel seine Erscheinung prüfte, wuchs sein Selbstvertrauen allmählich, der anstehenden Woche entgegentreten zu können.
Ich seh aus wie ein verfickter Kintopp-Schurke! Wenn ich mir noch einen Schnurrbart wachsen lasse, bin ich Dick Dastardly.
Danny Skinner wusste, dass er, obwohl er relativ neu in seiner Abteilung war, wegen seiner scharfen Zunge respektiert und gefürchtet wurde, selbst bei einigen der älteren Kollegen und den Vorgesetzten, die schon bei diversen Gelegenheiten mitbekommen hatten, wie gnadenlos er davon Gebrauch machte. Darüber hinaus war er gut in seinem Job: beliebt, gescheit und geschätzt. Dennoch spürte er in letzter Zeit eine wachsende Missbilligung seitens einiger älterer Kollegen, was seinen Alkoholkonsum und seine häufig arrogante, respektlose Haltung betraf.
Aber wie viele von denen sind bloß korrupte Scheißkerle, wie Foy?
Er sprang in den Bus Linie 16 und stieg im Osten der Stadt wieder aus. In der Cockburn Street traf er seine Lieblingskollegin, Shannon McDowall, die durch den Hintereingang ins Amt kam, und zusammen fuhren sie mit dem Lift in den fünften Stock. Auf der Arbeit war sie der einzige Mensch, mit dem Skinner sich wirklich unterhielt und nicht nur Oberflächlichkeiten austauschte, und oft flirteten sie zum Spaß miteinander. Er konnte nicht fassen, wie untadelig Shannon mit ihrem langen braunen Rock, der gelben Bluse und der hellbraunen Strickjacke aussah. Ihre Haare waren hochgesteckt. Das Einzige, was das temperamentvolle, ausgehfreudige Partygirl der Wochenenden erahnen ließ, war ihr selbstzufriedenes Grinsen. – Alles klar, Dan? Schönes Wochenende gehabt?
– Muss wohl, Shan, muss wohl, denn ich kann mich an nichts erinnern, sagte Skinner. – Und selber?
– Yeah, ich und Kevin waren im Joy. Da sind die Funken geflogen, sagte sie anzüglich.
– Schön für dich. Irgendwas zu beichten?
Shannon senkte die Stimme zu einem Flüstern und schaute sich um, während sie sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht strich. – Bloß eine Pille, aber ich war die ganze Nacht drauf.
Die ganze Nacht drauf
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