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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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waren. Da hatte jemand einen fahren lassen. Es war grässlich, und der Mann im Anzug fing Kibbys Blick auf, schaute dann die beiden Kerle im Overall an und verzog angeekelt das Gesicht. Die Arbeiter stiegen beim nächsten Halt aus. Der junge Mann im Anzug sagte laut: – Das stinkt ja saumäßig!
    Einige Leute grinsten, und die junge Frau lachte. – Danny, wies sie ihn zurecht.
    – Im Ernst, Shannon, hörte Kibby den jungen Mann sagen.
    – Das muss ja nun nicht sein. Auf jeder Etage gibt es Toiletten.
    Shannon, dachte Kibby, zu aufgeregt und verwirrt, um sich umzudrehen und zu schauen, ob die beiden auch in seine Richtung mussten. Halt, das war seine große Chance, dachte er. Sie kannten ihn nicht; hier würde er nicht der ängstliche Junge von der Schule sein, oder der stille Lehrling, der verdrießlichen alten Kerlen den Tee machte, wie auf seiner letzten Stelle. Hier würde er endlich zum Erwachsenen werden, selbstbewusst, kontaktfreudig und von allen respektiert. Er holte tief Luft und drehte sich zu diesem Danny und dieser Shannon um. – Entschuldigung … können Sie mir sagen, wie ich zu Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz komme? Ich habe einen Termin bei Mr Robert Foy.
    – Sie müssen Brian sein, sagte das Mädchen namens Shannon lächelnd, und auch dieser Danny lächelte, wie Kibby begeistert zur Kenntnis nahm.
    – Immer uns nach, sagte er.
    Kaum da, und schon habe ich mich mit richtig netten Leuten an gefreundet!

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5
Das tat weh
    Das erbarmungslose Presslufthämmern seines Weckers riss Danny Skinner aus der einen Hölle in die nächste. Seine Hand schoss vor und knallte auf den »Aus«-Schalter, doch der Radau hallte in seinem Hirn noch eine Zeit lang nach. Die quälenden Fieberträume waren zwar weg, aber nur gegen die Realität eines kalten, tristen Montagmorgens einer neuen Arbeitswoche eingetauscht werden. Sein schwerer Kopf wurde etwas klarer, als sich im Morgengrauen die Konturen des Zimmers allmählich herausschälten. Panik breitete sich explosionsartig in seiner Brust aus, als er instinktiv neben sich griff und es sein nacktes Bein in die Kälte auf der anderen Seite des Bettes zog.
    Nichts.
    Kay war nicht zurückgekommen, nicht über Nacht geblieben. Sie blieb oft über Nacht, eigentlich sogar an den meisten Wochenenden. Vielleicht war sie mit ihrer Freundin Kelly etwas trinken gegangen; zwei knackige Mädchen, Tänzerinnen, die einen draufmachen. Der Gedanke gefiel Skinner. Dann stieg ihm ein säuerlicher Geruch in die Nase. Drüben in einer Ecke entdeckte er eine Lache Erbrochenes. Gott sei Dank war sie nur auf den abgezogenen Kiefernholzdielen und hatte den Orientteppich verfehlt, auf dem verschiedene Positionen aus dem Kamasutra dargestellt waren; der hatte ihn in einem Antiquitätengeschäft am Grassmarket einen halben Monatslohn gekostet.
    Skinner machte das Radio an und hörte den unbegreiflich fröhlichen DJ unerträglich lange labern, bis endlich ein will kommenes, vertrautes Stück sein Elend geringfügig milderte. Er setzte sich langsam auf und betrachtete seine Kleidung, die über den Boden verstreut war beziehungsweise über seinem Messingbettgestell hing wie ein Schiffbrüchiger auf einem Stück Treibholz. Dann gab er sich morbiden Betrachtungen über die leere Bierflasche und den vollen Aschenbecher neben dem Bett hin. Diese Rückstände wurden wie ein abscheuliches Kunstwerk vom schwachen Licht der frühmorgendlichen Sonne beschienen, das durch die fadenscheinigen Vorhänge drang. Ein kalter Luftzug pfiff durch die gesprungenen, klappernden Fensterrahmen und ließ seinen nackten Oberkörper frösteln.
    Wieder abgestürzt letzte Nacht. Das ganze letzte Wochenende. Kein Wunder, dass Kay lieber heimgegangen ist. Skinner, du sau dummes Arschloch … du zu nichts zu gebrauchende Nullnum mer … benimmst dich wie ein Idiot …
    Er dachte daran, dass ihm Kälte früher nie etwas ausgemacht hatte. Nun zehrte sie an seiner Lebenskraft. Ich bin dreiundzwanzig, dachte er in fickriger Verzweiflung, vom Kater angeschlagen. Seine Hand fuhr hoch an die Schläfe, um ein neuralgisches Zwicken wegzumassieren, von dem er den Eindruck hatte, es könne der Vorbote eines Aneurysmas sein, das jeden Moment explodieren und ihn ins nächste Leben blasen konnte.
    Es ist scheißkalt in dieser Bude. Kalt und dunkel. Australien oder Kalifornien wird nie was. Es wird nie besser werden.
    Manchmal dachte er an den Vater, den er nie kennen gelernt hatte. Er stellte ihn sich gerne irgendwo vor,

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