Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Rumknutscherei bei der Party im Wohnungsamt. Es war im Grunde nichts dabei gewesen, eine Dummheit, die keiner von beiden noch einmal angesprochen hatte, und dennoch musste sie jedes Mal daran denken, wenn er sie auf eine bestimmte Weise ansah. Skinner spürte es ebenfalls, und es beschämte ihn. Er war dumm gewesen. Er liebte Kay, auch wenn die Beziehung wegen der Sache an Weihnachten immer noch ziemlich gespannt war. Kibby jedoch hatte niemanden, überlegte Skinner mit verräterischer Schadenfreude. – Es ist keine Schande, mit einundzwanzig noch Jungfrau zu sein. Für die meisten Menschen jedenfalls, behauptete er großspurig.
Schon im Büro war Skinner unermüdlich, wenn es darum ging, Brian Kibby zu schikanieren, auch wenn er die Schikane geschickt als harmlose Neckerei verkaufte, die eher aufrichtiger, wenn auch herablassender Freundschaft als echter Boshaftigkeit entsprang. Wenn sie aber in der Berufsschule bei ihrer Weiterbildung für das Certificate of Public Health Management waren, trat seine Bösartigkeit unverhüllt zutage. Hier, im Kreise seiner Altersgenossen, kannte der schlagfertige Danny Skinner kein Erbarmen: Er unterbrach, verhöhnte und demütigte Brian Kibby, der wortkarg und im sozialen Umgang unbeholfen war, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das ging so weit, dass Kibby es an gewissen Orten, besonders während der Mittags- und Teepause in der Kantine, kaum wagte, den Mund aufzumachen, um nicht Skinners Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die übrigen Kursteilnehmer waren teils bereitwillige Komplizen, teils ahnungslose Stichwortgeber, mehrheitlich aber nur zu gerne bereit, Skinner gewähren zu lassen, um nicht selbst Opfer seiner Sticheleien zu werden.
Skinners Zunge hatte jedoch auch ihre zartere Seite, um die Kibby ihn fast so beneidete, wie er ihre brutalere Seite hasste. Die weiblichen Angestellten im Amt, und noch mehr die Studentinnen im Weiterbildungsseminar, entgingen nur selten Skinners Schmeicheleien. Es schien ihm unmöglich zu sein, ein Mädchen ohne ein Grinsen, ein Zwinkern oder einen Kommentar vorbeigehen zu lassen.
Die Aversion, die Skinner gegen Brian Kibby hegte, war von einer Intensität, die ihn oft selbst entsetzte und bestürzte, und im Laufe der paar Monate ihrer Bekanntschaft permanent gewachsen. Sie hatte einen Grad erreicht, der kaum noch gesteigert werden konnte, fand Skinner. Doch ein Ereignis sollte seine Abscheu tatsächlich noch einmal verstärken.
Der Kay Ballantyne zugedachte Verlobungsring hatte schon ein Loch in Danny Skinners Hosentasche gebrannt. Es war ein unfreundlicher, kalter Samstag, und schneidende Sturmböen von der Nordsee beutelten die Stadt, dennoch brummte die City von Kauflustigen, die den Winterschlussverkauf nutzen wollten.
– Wie wär’s mit einem Spaziergang durch den Park?, hatte Skinner seiner Freundin vorgeschlagen. Als sie die Stufen zur Blumenuhr hochstiegen, nun im Winter öd und kahl, grollte ein Basslauf durch die Luft. Irgendwas war am Ross Bandstand los. Sie hörten, wie eine zittrige Stimme erklang, und sahen Grüppchen frischgeschrubbt aussehender Leute in sauberem Antikdenim: Eine Gospelrockband spielte.
– Komm, gehen wir mal gucken, meinte Kay.
– Nee, setzen wir uns doch einen Moment. Skinner wies auf eine freie Parkbank.
– Es ist zu kalt, um sich hinzusetzen, protestierte Kay, hüpfte fröstelnd von einem Fuß auf den anderen und strich sich vom Wind zerzauste Strähnen aus dem Gesicht.
– Nur einen Moment, ich muss dir etwas sagen, bat er.
Neugierig geworden, folgte ihm Kay, und sie setzten sich auf die Bank. Skinner schaute sie reumütig an. – Ich war ein Idiot, ein totales Arschloch. Weihnachten …
– Hör zu, das hatten wir doch schon. Ich möchte da nicht mehr drüber reden. Kay schüttelte den Kopf. – Haken wir das ab. Es ist Samstag und ich –
– Bitte, mein Schatz, hör mir nur eine Sekunde zu, drängte Skinner und holte eine kleine Schachtel aus der Tasche. – Ich liebe dich, Kay. Ich möchte immer mit dir zusammen sein.
Sie schnappte nach Luft, als er das Döschen aufklappen ließ und ein Diamantring sie anfunkelte. Skinner rutschte von der Parkbank und kniete vor ihr nieder.
– Kay, ich möchte, dass du meine Frau wirst. Willst du mich heiraten?
Kay Ballantine war wie vor den Kopf geschlagen. Sie hatte das Gefühl gehabt, er hätte sie satt und wollte Schluss machen – deswegen auch diese ganze Trinkerei. – Danny … ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Skinner schaute sie
Weitere Kostenlose Bücher