Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Vorzugsbehandlung und nur der beste Tisch – vorbei!
– Das ist nicht die Küche von irgendeiner Futterkrippe in Kirkcaldy, Sie Rotzlöffel, tobt Foy mit einer Verachtung, die einem die Haut in Streifen abzieht, während Kibby zusammensinkt und förmlich im Kragen seines Hemds verschwindet. Die Bezeichnung »Rotzlöffel« klingt aus Foys Mund verletzender als jede Verwünschung, die mir bislang zu Ohren gekommen ist. – Das ist die Küche von De Fretais!, brüllt Foy, während Kibby aufsteht, um sich nicht vollkommen überfahren zu lassen, doch er steht nur da und schlottert, rote Flecken im Gesicht und Tränen in den Augen. Foy tritt noch näher an ihn heran, Augen wie ein Hühnerhabicht – und ratet mal, wer wohl das Hühnchen ist. Dem fetten Sack scheint die Sache richtig Spaß zu machen. Seine Stimme senkt sich zu einem Flüstern: – Habt ihr einen Fernseher zu Haus?
Irgendwie versteh ich meine Haltung dazu selbst nicht. Foy ist ein Leuteschinder, ein arroganter, anmaßender Drecksack, und benimmt sich unmöglich. Warum genieße ich es dann so?
– Und macht ihr diesen Fernseher auch mal an?, dröhnt er. Ich sehe förmlich den Siegeslorbeer hinter seinen Ohren herausschauen.
– Äh … äh … aye.
Foy senkt die Stimme noch tiefer: – Haben Sie je Die Küchen geschichten der Meisterköche gesehen, auf Scottish Television, nach den Nachrichten?
– Aye …
– Dann haben Sie ja auch Mr De Fretais vom Le Petit Jardin gesehen, der die Sendung moderiert, sagt Foy einigermaßen moderat.
– Aye …
– Dann, Foy spricht nun langsamer, – werden Sie ja wissen, dass er ein einflussreicher Mann ist, fährt er in übertrieben diplomatischem Tonfall fort und hat Kibby vollkommen eingelullt, der genauso zu nicken anfängt wie Foy, bis ihm Foy unvermittelt ins Gesicht brüllt, – DEM MAN NICHT AN DEN KARREN PISST !
Kibby fährt zurück und fällt noch mehr in sich zusammen, und ich wette, den käsigen Arsch dieses Jungen schüttelt es inwendig schlimmer als einen Wackelpudding im Magen des King. Dann nimmt Kibby sein bisschen Mut zusammen und stottert in einem lächerlichen Versuch, sich zu behaupten: – Aber … aber … aber … Sie haben doch gesagt … Sie haben … Ich muss gestehen, dass in diesem Moment etwas mit mir geschieht: Ich bin wütend, aber nicht auf Foy, weil er Kibby zur Sau macht, sondern auf Kibby, weil er sich das bieten lässt.
Ich beschwöre ihn im Stillen: Kibby, hast du denn gar keine Eier? Halt dagegen, du Flasche. Na los, Brian …
– Was?, höhnt Foy. – Was hab ich gesagt? Ich bekomme Seitenstiche, durch und durch geht mir die Schadenfreude, und mir wird klar, dass ich Kibby, die kleine Fotze, wirklich hasse, dass ich ihn leiden sehen will. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Foy ist ein Hampelmann, eine Witzfigur, aber Kibby, dieses kleine Arschloch, hat was Hinterfotziges an sich, irgendwas Linkes; dumm und bemitleidenswert, aye, aber irgendwie ist da auch noch so eine unterschwellige Häme, um das zu kompensieren. Als ich merke, wie inständig ich mir wünsche, Foy möge dieses verfickte Insekt zertreten, bekomme ich selber eine Gänsehaut.
HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS
Ich bekomme nicht mal mehr mit, was gerade gesagt wird; ich sehe nur noch ihre Gesichter. Kibbys dämliche Muppet-Visage, die Augen aufgerissen vor Schock, Foys knallrote Hassmaske, glühend wie ein Klümpchen Haschisch, das sich gerade in seinen Körper fressen und einmal durch seine tweedumhüllte Marks & Spencer-Figur schmelzen will …
Was für eine Arschgeige. Wie bescheuert darf man sein?
Der Spaß findet erst ein Ende, als Cooper, diese Fotze, der Obermotz persönlich, ins Büro kommt, für Foy das Signal, sich zusammenzureißen. Ein zusammengefalteter Kibby schleicht auf die Toilette, ohne Zweifel, um sich seine doofen Kleinmädchenaugen auszuheulen. Ich hätte fast Lust, hinterherzugehen, um mir anzusehen, wie die kleine Pissnelkenschwuchtel jammert und flennt, aber nein, doch nicht, ich chille erst mal und mache Kaffee. Ich kann mir die Wut nicht erklären, die ich auf ihn habe, oder warum ich seine totale Vernichtung in die Wege geleitet und dann derart genossen habe. Ein Teil von mir schämt sich fürchterlich dafür: die Erbärmlichkeit dahinter, die nackte, brennende, verbotene Befriedigung, die dieser Hass auf ihn mir verschafft.
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10
Sex und Tod
In den Tagen nach Neujahr hing ein rußfarbener Großstadthimmel drohend wie ein Haufen Ziegelsteine in einem viel zu dünnen
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