Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Kay einzuschmeicheln und zugleich bei seinem Erzfeind um Gnade zu ersuchen. Ian nickte mit verlegenem Grinsen, als Skinner so etwas wie: – Hmmmmph, grunzte, wobei er fast an unterdrückter Wut erstickte.
Das Fickgesicht erfährt es als Erster …
Der schönste und wichtigste Augenblick meines Lebens, und wer ist der Erste, der davon erfährt?
Kibby!
Er wand sich vor Unbehagen, als sie wieder gingen und Kay ihn mit ihrem guten Willen und ihrem Einvernehmen mit sich und der Welt beschämte. – Er scheint ein netter Kerl zu sein, meinte sie, während sie noch einmal den Klunker an ihrer Hand betrachtete.
Skinner beobachtete Kibby, der den gepflasterten Weg zur Princess Street hochtapste und dabei seine Mütze ängstlich im Wind festhielt.
Die Sau muss sterben .
Skinner schwieg. Als sie ihn zu einem Kommentar aufforderte, indem sie ihn mit weiten Augen ansah, stieß er in ungezügeltem Widerwillen hervor: – Ja, ja, der ist ganz nett. Und er sah Kays Blick an, dass sie ihn bei etwas erwischt hatte, etwas Hässlichem, das ihr bislang nicht aufgefallen war, selbst nicht in seinen egoistischsten, betrunkensten Momenten, etwas, das Kibby in ihm zum Vorschein gebracht hatte. Um die Situation und seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, schlug er vor, auf der Rose Street etwas trinken zu gehen, zur Feier ihrer Verlobung.
Aus einem Glas wurden mehrere, mehr als genug für Kay, doch Skinner war offenkundig nicht gewillt, wieder aufzubrechen. Nun war Kay an der Reihe mit dem Versuch, die Kontrolle über ihr Leben an sich zu reißen, und sie begann Pläne für die gemeinsame Zukunft zu schmieden, wo sie wohnen würden und dergleichen, und war schon bald bei der Einrichtung ihres imaginären Zuhauses.
Obwohl er versuchte, sich zusammenzureißen, wurde Skinner schon bald unruhig, wie meistens, wenn sie auf Kinder zu sprechen kam. Für ihn bedeutete das die ultimative Versklavung, seinen sozialen Tod. Aber es gab da auch noch eine tiefer sitzende Furcht: Er wollte unbedingt herausbekommen, wer sein Vater war, bevor er auch nur daran dachte, selbst Vater zu werden. Sie gerieten in Streit, und Kay war den Tränen nahe, als sie sah, wie ihr Freudentag in einem Meer von Lager und Jack Daniel’s unterzugehen drohte. – Warum musst du bloß so viel trinken?, sagte sie vorwurfsvoll. – Deine Mum ist nicht so. Dein Dad ist doch kein … Oder doch?
Skinner fühlte, wie sich etwas kalt in ihn hereinfraß, als würde ein riesiges Insekt sein Herz mit seinen Kauwerkzeugen zerquetschen. Er wusste es nun mal einfach nicht. – Nein, sagte er und schämte sich abgrundtief, weil er es nicht wusste. – Er war ein ganz normaler Kerl, hat nie einen Tropfen angerührt, meinte er, völlig aus der Luft gegriffen. Seine Wut verlagerte sich jetzt auf seine Mutter. Das vaterlose Kind eines Einzelkinds, er und Beverly hatten nur einander, und dennoch wollte sie ihm nichts über seine Herkunft verraten. Sie hatte alle Karten in der Hand, und jedes Mal, wenn er das Thema ansprach, kniff sie.
Ist das denn zu viel verlangt, verfickt noch mal? War es ein dre ckiger Vergewaltiger oder Kinderficker oder so was? Was zum Teu fel hatte er ihr angetan?
– Ja, dann, fing Kay wieder an und guckte vielsagend auf sein Glas.
Er hatte von seiner Ma erfahren, dass ihr eigener Vater, der an einem Infarkt gestorben war, als Skinner noch klein war, in kein Glas gespuckt hatte. – Mein Großvater war Alkoholiker, verteidigte er sich, – es hat bloß eine Generation übersprungen.
Kay starrte ihn mit offenem Mund an und keuchte: – Mein Gott, ich fasse es nicht, du brüstest dich auch noch damit!
– Ich wünschte, ich könnte meinen Dad kennen lernen, sagte Skinner plötzlich todtraurig. Seine Worte schockierten ihn ebenso sehr wie Kay. Er hatte das, von seiner Mutter abgesehen, noch nie jemandem gestanden.
Sie drückte seine Hand, strich ihr Haar hinters Ohr und schmiegte sich an ihn. – Hat deine Mum je gesagt, wer er war?
– Sie hat immer geflachst, es wäre Joe Strummer von The Clash, sagte Skinner mit traurigem Lachen. – Sie hat eine LP mit Autogramm von ihm, ihr kostbarster Besitz. Ich hab in der Schule immer die Hucke vollgekriegt, weil ich erzählt hab, mein Dad wär bei The Clash gewesen, grinste er kläglich bei dieser Erinnerung. – Dann hat sie behauptete, es wären Billy Idol, Jean-Jacques Burnel oder Dave Vanian gewesen; praktisch jeder Punk, der mal in Edinburgh oder Glasgow aufgetreten ist. Das ging so weit, dass ich in den
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