Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Schmerz, seiner Qual ein Ende machen, doch nein, er würde standhaft bleiben, das schuldete er Kay. Er würde beweisen, dass er widerstehen konnte, indem er jetzt einfach aufstand und die Kneipe verließ. Sofort.
Und so stand Skinner auf und marschierte entschlossen aus der Bar. In der Junction Street fuhren Autos und Busse hupend und lärmend vorbei, während Prozac-sedierte Mütter ihm mit den Kinderwagen, die sie roboterhaft vor sich herschoben, die Achillessehnen zu durchtrennen drohten. Er konnte spüren, wie sich die Blicke der Ganoven vor den Wettbüros, Kneipen und Bushaltestellen in ihn bohrten. Alte Frauen – Hexen auf dem Weg zu ihrem Bingospiel –, deren missbilligende Blicke ihn mit einem Fluch zu belegen schienen, wenn sie an ihm vorbeigingen.
Verfickte Penner … da steh ich gar nich drauf … nicht die Spur …
Panik durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er blieb abrupt stehen. Das Bier stand bestimmt noch an seinem Platz.
Das Pint goldenen Nektars. In dem Pub, der Sitz noch warm und mit dem Abdruck meiner Arschbacken .
Die Welt sah schon deutlich besser aus, als er das zweite Mal aus der Kneipe kam. Die scharfen Kanten waren verschwunden. Leith war nicht länger von sadistischen, brutalen Psychopathen bevölkert, die es auf ihn abgesehen hatten. Sie waren fort und durch eine fröhliche Gesellschaft bodenständiger Sympathen ersetzt worden.
Jetzt bin ich in der richtigen Verfassung, Kay zu treffen. Ihr zu er klären, was schiefgelaufen ist. Vielleicht sogar, um sie zu verführen. Schön, dass sie herkommt und wir über alles reden können. Aye, ich werd’s wiedergutmachen. Ein Glas Rotwein, sie liebt Rotwein. Red, red wine …
Skinner sprang bei Thresher’s rein und kaufte im Gedenken an Bob Foy den teuersten Pinot Noir, den sie dahatten.
Er musste immer noch etwas Zeit totschlagen, bevor Kay kam. Er sah sich eine weitere der unerträglich langweiligen Partien der schottischen Erstliga an, eine einseitige Angelegenheit, hier die Millionäre aus der von Carling-Bier gesponserten Abteilung, die Ranzen gut gefüllt durch jahrelanges Profitieren am religiösen Sektierertum, dort die verarmten Schnürsenkelverkäufer der Gegenmannschaft.
Das Etikett auf der Weinflasche sieht interessant aus. Körper-reich. Aromatisch. Voll. Fruchtig. Sieht nach recht gutem Stoff aus, auch wenn ich eigentlich kein Rotweintrinker bin. Ein Gläschen davon kann nicht schaden, nur mal probieren, mal den Geschmack auf der Zunge spüren. Wenn sie dann kommt, empfange ich sie mit einem strahlenden Danny-Skinner-Lächeln und einem weltmän nischen: – Ah, die reizende Miss Ballantyne, meine bezaubernde Verlobte. Wie wäre es mit einem Gläschen Wein, mein Herz?
Dann wird Kay mir diesen Blick zuwerfen, der ausdrückt, »Du unverbesserlicher, liebenswerter Halunke, wie könnte ich da Nein sagen?« Aye, und vielleicht gibt sie dann sogar zu, dass sie doch eine kleine Spielverderberin war, ein kleiner Miesepeter. Schließlich ist man nur einmal jung.
Aber als Kay dann die Wohnung betrat, brachte sie eine Reserviertheit und Entschlossenheit mit, die er an ihr noch nie erlebt hatte. Es versetzte ihm tief in seinem Inneren einen Dolchstich, und ihm war klar, dass es vorbei war, noch bevor sie den Mund aufgemacht hatte. Wie aufs Stichwort sagte sie dann auch mit kompromissloser Endgültigkeit: – Es ist vorbei, Danny.
Skinner war am Boden zerstört. Er wünschte, er wäre es nicht, doch so war es. Er spürte, wie in ihm etwas Grundlegendes, etwas Essenzielles erstarb; er spürte tatsächlich, wie es seinem Körper entwich. Es war diese vitale, profunde Energie, ein wesentlicher Bestandteil seines Wesens. Betroffen fragte er sich, ob er sie je zurückgewinnen würde oder ob das Leben nun mal einfach so war: eine beständige Erosion, begleitet von gelegentlichen größeren Einbrüchen. Er war noch viel zu jung, um so etwas zu empfinden. Sein gequälter Aufschrei war so echt, tief und verstörend, dass er ihn und Kay gleichermaßen erschreckte.
Kay brauchte jedes Jota ihrer neu gefundenen Stärke und Entschlossenheit, um nicht zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, wie Menschen es nun einmal machen, wenn sie einen geliebten Menschen leiden sehen.
Skinner hatte immer geglaubt, dass er in einer Situation wie dieser niemals betteln würde. Da hatte er sich geirrt, denn ihm entglitt gerade alles. Sein Leben rann ihm durch die Finger, ließ ihn einfach stehen. Das würde er nicht überleben. – Bitte, Herzchen … bitte, Kay.
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