Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Wir können das doch in Ordnung bringen.
– Was gibt es da in Ordnung zu bringen?, fragte Kay, das Gesicht immer noch ausdruckslos, die Nerven nach all den Enttäuschungen, die er ihr immer wieder bereitet hatte, kauterisiert.
– Du bist Alkoholiker. Und weißt du was? Du bist auch noch stolz darauf. In deinem Leben ist nur Platz für diese eine Liebe, Danny, ich bedeute dir gar nichts. Ich bin bloß ein hübsches Mädchen, das sich gut an deiner Seite macht. Sie biss sich nervös auf die Oberlippe. – Du interessierst dich nicht für mich oder meine Karriere oder meine Bedürfnisse. Und ich interessiere mich nicht für ewige Saufereien, Danny. Das ist nicht das, was ich möchte. Ich glaube, du schläfst nicht mal mehr gerne mit mir, denn das Einzige, woran dir liegt, ist Alkohol. Du bist Alkoholiker.
Was für ein Schock, das aus ihrem Munde zu hören. War er tatsächlich Alkoholiker? Wann ist man das? Wenn man ständig trinkt? Wenn man kein Glas stehen lassen kann? Wenn man heimlich trinkt? Wenn man sich schon auf das nächste Glas freut, bevor man das vor sich stehende geleert hat? – Aber … ich … ich brauche dich, Kay …, stammelte er, aber er konnte nicht sagen, wofür. Er konnte nicht sagen: »Ich brauche deine Hilfe, um diese Krankheit zu besiegen«, weil er fand, dass er zwar im Moment viel zu viel trank, aber das hieße ja nicht, dass er zeitlebens viel zu viel trinken würde. Er fühlte sich nicht krank, er fühlte sich nur leer und unvollständig.
– Du brauchst mich nicht. Ich glaube, du brauchst gar nichts, außer dem da. Sie wies mit einem Nicken auf das Glas und die leere Flasche Wein.
Skinner hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Flasche geleert hatte. Er wollte doch nur ein kleines Gläschen von diesem körperreichen, vollmundigen Rotwein …
… war er körperreich gewesen? Vollmundig?
Krankhaft.
Wie konnte ich es so weit kommen lassen?
Kay ließ ihn in der Wohnung allein. Er hatte nicht mehr die Kraft, sie am Gehen zu hindern. Er hörte nicht einmal, wie die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fiel; es schien, als sei sie für ihn längst zu einem Phantom geworden.
Vielleicht ändert sie noch ihre Meinung und kommt zurück. Viel leicht auch nicht.
Skinner unterdrückte die Tränen. Selbstmitleid überwältigte ihn; er fühlte sich klein, wie ein Kind, das herumgestoßen wird. Plötzlich wollte er zu Mama; nicht zu der Beverly von heute, sondern zu einer jüngeren, abstrakten Idealfigur, der er sich unterwerfen konnte und die ihn trösten würde. Aber auch die war aus seinem Leben verschwunden, es sei denn, er würde sich ihren Bedingungen fügen und den pflichtbewussten Sohn spielen.
Diese störrische alte Kuh würde nie nachgeben …
Aber er brauchte sie.
Außerdem brauchte er etwas zu trinken, doch er konnte in diesem Zustand nicht aus dem Haus. Er kannte diese Säufergeschichten zur Genüge, diese Litaneien über Verrat und Ungerechtigkeiten, die ihnen von Mutter, vom Vater, vom Freund oder der Partnerin zugefügt worden sind. Im Grunde war es immer das Gleiche: eine verbitterte Ode über den Verlust einer großen Liebe, Freundschaft oder Geldsumme. Und dann folgten die verschiedenen Pläne, die illusorischen Ideen für eine grandiose Zukunft, die man schon bald in die Tat umsetzen würde, aber erst nach dem nächsten Glas natürlich.
Und der frohe Tag, er geht mit Gesang …
Nach einer Weile gleicht der Säufer dann einem riesigen Whiskyglas, das immerzu schwadronierte, die immer gleichen, erbärmlichen Geschichten erzählte, immer und immer wieder.
Alkohol kennt nur diese eine Tonart. Egal, wer von ihm besessen ist, er kann ihm lediglich seine eigene individuelle Stimmlage hinzufügen, bis auch die schließlich von diesem universellen Trinkergeknurre vereinnahmt wird. Und dieses Whiskyglas muss für nichts Verantwortung tragen, es muss nur dasitzen und darauf warten, wieder aufgefüllt zu werden.
Ich werde einer von denen. Ich bin schon einer von denen. Ich muss irgendwas unternehmen. Ich muss was tun …
Ich weiß noch, wie es am Anfang war mit Kay – so unglaub lich sinnlich. Ich saugte ihren Duft ein, ich küsste ihre Augen, ihre Ohren, ich küsste sie am ganzen Körper, ich ging völlig darin auf, mit ihr zusammen zu sein …
Und bei anderen Gelegenheiten stieß ich sie einfach beiseite und rollte mich knurrend von ihr weg, dreckig, schwerfällig und mit di ckem Kopf vom Trinken, und wollte nichts anderes, als den Rausch wegschlafen, und doch reichte der
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