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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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erstarrt.
    Geh einfach! Einen Fuß vor den anderen. Es ist nur ein leeres Haus!
    Da ging das Flurlicht aus.
    Oh mein Gott – er ist hier. Oh Gott, er ist hier, er ist im Haus, er hat mich erwischt …
    Geh!

    Sie stolperte in die Dunkelheit hinein und ging auf das erleuchtete Wohnzimmer zu. Ihre Beine zitterten so heftig, dass sie kaum laufen konnte. Ihre ausgestreckten Hände waren taub.
    Sie erhaschte einen Blick auf das Wohnzimmer, dann verlöschte die Messinglampe neben der Ledercouch. Sie prallte gegen einen Papierkorb, der aus einem Elefantenfuß gemacht war – ein Ding, das sie immer mit Grauen erfüllt hatte. Sie konnte sich kaum beherrschen, nicht zu schreien.
    Jeder Zentimeter ihrer Haut kribbelte. Zog sich zusammen. Als erwarte sie von jeder Seite einen Angriff.
    Es war pechschwarz. Er konnte überall sein. Überall in der Dunkelheit, wo er sich so leise wie ein Schatten bewegte. Wenn sie einen Schritt machte, würde sie vielleicht direkt gegen ihn stoßen.
    Aber sie musste es tun. Sie musste die Garage finden. Für Tom – für Dee. Sie warteten darauf, dass sie sie rettete. Sie hatte es Michael versprochen …
    Lautlos schluchzend machte sie einen Schritt.
    Jetzt noch einen, befahl sie sich. Ertaste dir den Weg. Aber es war fast unerträglich, in diese Dunkelheit zu greifen. Etwas könnte ihre Hand packen. Wenn sie sie ausstreckte, würde sie vielleicht irgendetwas spüren …
    Tu es!
    Sie machte noch einen Schritt und tastete sich blind voran. Schlurfte über den Boden. Ihre Hand schlug gegen eine Wand, ins Leere.

    Der Eingang zum Esszimmer. Das ist es. Die Garage ist gleich auf der anderen Seite, durch die Küche. Du kannst es schaffen.
    Sie schlurfte ins Esszimmer, eine Hand an der kühlen, glatten Tapete. Sie konnte die unermessliche Dunkelheit an ihrer ungeschützten Seite spüren. Irgendetwas könnte sie von dieser Seite anspringen …
    … oder von der Wand. Oh Gott, er lässt Dinge aus Wänden kommen. Jenny riss die Hand von der Tapete. Nichts war sicher. Er konnte sie aus jeder Richtung packen.
    Geh einfach!
    Sie stolperte in der Dunkelheit vorwärts und fand einen weiteren leeren Raum – die Türöffnung zur Küche. Gott sei Dank. Jetzt nur noch ein paar Schritte. Nach links um den Kühlschrank herum. Gut. Jetzt war der Weg frei bis zur Garage …
    Sie trat gegen etwas Warmes und Hartes in der Dunkelheit. Sie schrie.
    »Du hast doch wohl nicht gedacht«, sagte die sanfte Stimme, die wie über einen Felsen rauschendes Wasser klang, »dass ich dich tatsächlich dorthin lassen würde, oder?«
    Er hielt sie an den Oberarmen fest, nicht grob, aber unentrinnbar. Jennys Augen waren blind vor Dunkelheit, ihre Ohren erfüllt vom Rauschen ihres eigenen Blutes.
    »Es überrascht mich wirklich, dass du so weit gekommen
bist. Das hätte ich nicht erwartet – aber ich habe deine Tante und deinen Onkel aus dem Weg geschafft, nur für den Fall des Falles. Eine dringende Nachricht von ihrem verschwundenen Sohn.«
    Ich werde in Ohnmacht fallen. Diesmal wirklich.
    Jenny konnte ihre Knie nicht ruhig halten. Er stützte sie jetzt halb.
    »Scht. Du brauchst nicht zu weinen. Du hast das Spiel verloren, das ist alles. Jetzt ist es vorbei.«
    Dunkel. Sie war in vollkommener Dunkelheit. Sie sah sich hastig um und drehte sich, so weit Julian es zuließ. Wenn sie nur ein winziges Licht erhaschen konnte – aber da war nichts. Der Wolf und die Schlange waren nicht hier, sie hätte ihren schrecklichen, fluoreszierenden Schein gesehen. Sie war allein mit dem Schattenmann.
    Und er würde sie mitnehmen.
    »Oh Gott, wo sind wir? Sind wir bereits – beim Stützpunkt?« , fragte sie hysterisch. Es war unmöglich, in dieser völligen Dunkelheit etwas zu erkennen.
    »Nein. Schscht, Jenny. Wir gehen gleich hin. Siehst du, hier ist der Weg.«
    Da sah Jenny tatsächlich ein Licht – nur einen Schimmer. Ein unheimliches, seltsames Licht wie blaue Elektrizität. Es zeigte einen Raum, der sich hinter Julian im Boden öffnete. Eine Lücke, ein Strudel, ein Loch.

Nein … Jenny konnte es nicht ertragen, das Loch anzusehen. Sie wandte sich ab und vergrub das Gesicht an Julians Brust.
    »Es ist alles gut. Nur ein kleiner Schritt. Dann werden wir zusammen sein, Jenny.« Er neigte ihr Gesicht der Dunkelheit entgegen und berührte es mit Fingern, die so kühl waren wie Marmor.
    Seine Berührung – so leicht, so sicher. Als könne er in dieser absoluten Schwärze mühelos sehen. So beherrschend. Seine Fingerspitzen

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