Die bezaubernde Arabella
vor dem sie standen, und sagte: »Sie haben vielleicht alles vergessen… aber… aber Sie sagten mir einst, ich meine, Sie waren so gütig, mir zu sagen, daß… falls eine Änderung meiner Gefühle…«
Mr. Beaumaris setzte erbarmungsvoll ihrer Verlegenheit ein Ende. »Nein, das habe ich gewiß nicht vergessen. Lady Charnwood nähert sich uns, gehen wir! Wenn ich also richtig verstanden habe, so haben Ihre Gefühle sich verändert?«
Miss Tallant, die schicklich ihren Blick wieder auf eines der Leihbilder der Ausstellung richtete (im Katalog stand vermerkt: »Ein alter Mann bittet eine Mutter um die Hand ihrer Tochter, doch scheint die Mutter unwillig, eine so unangemessene Verbindung zu gestatten«), sagte: »Ja«.
»Die Umgebung hier macht es mir unmöglich, jetzt mehr zu tun, als Ihnen zu versichern, daß Sie mich zum glücklichsten Mann in England gemacht haben.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Arabella gepreßt. »Ich will versuchen, Ihnen eine gehorsame Frau zu sein.«
Mr. Beaumaris’ Lippen zuckten, aber er erwiderte gelassen: »Ich für meinen Teil werde versuchen, Ihnen ein untadeliger Gatte zu sein.«
»Ach ja, das werden Sie gewiß sein«, sagte Arabella naiv. »Wenn nur…«
»Wenn nur?« ermutigte sie Mr. Beaumaris.
»Ach du meine Güte, da kommt Mr. Epworth!«
»Ein Kopfnicken im Vorbeigehen wird genügen, seinen Mut zu dämpfen. Reicht das nicht, so werde ich ihn durch mein Lorgnon anblicken.«
Das ließ sie unwillkürlich auflachen, aber einen Augenblick später war sie wieder ernst und rang offensichtlich nach Worten.
»Was für einen ungeeigneten Ort wir doch gewählt haben, einander die Ehe anzutragen«, bemerkte Mr. Beaumaris und geleitete sie zu einer mit rotem Samt überzogenen Sitzbank. »Wir wollen hoffen, daß niemand so unmanierlich ist, uns zu stören, wenn wir uns hier setzen und angeregt miteinander plaudern.«
»Ich weiß nicht, was Sie von mir halten müssen«, murmelte Arabella.
»Das sage ich Ihnen wohl lieber erst, wenn wir weniger den Blicken der anderen ausgesetzt sind. Sie erröten immer so entzückend, wenn ich Ihnen Komplimente sage, daß man gewiß auf uns aufmerksam würde.«
Sie zögerte, dann wandte sie sich ihm entschlossen, den Sonnenschirm fest umklammernd, zu: »Mr. Beaumaris, ist es wirklich Ihre Absicht, mich zu heiraten?«
»Miss Tallant, es ist wirklich meine Absicht, Sie zu heiraten.«
»Und… und Sie sind so reich, daß mein… meine Mitgift Ihnen gar nichts bedeutet?«
»Nicht das geringste, Miss Tallant.«
Sie atmete auf. »Und Sie… Sie werden mich sofort heiraten?«
Was sollte das bedeuten? dachte Mr. Beaumaris bestürzt. Hatte der verdammte junge Bursche weiteres Unheil angerichtet, seit Mr. Beaumaris die Stadt verlassen hatte?
»Sofort?« wiederholte er ruhig.
»Ja«, sagte Arabella verzweifelt. »Sie müssen wissen, daß ich den größten Widerwillen gegen… gegen alle Förmlichkeiten… gegen all den Unsinn hege, der mit einer öffentlichen Verlobung verbunden ist… ich… ich möchte gern in aller Stille…
ja, streng geheim… ich möchte heiraten, bevor irgend jemand auch nur erraten kann, daß ich… daß ich Ihren Antrag angenommen habe…«
Der verdammte Bursche muß schlimmer unter die Räder geraten sein, als ich fürchtete, dachte Mr. Beaumaris. Und immer noch wagt sie nicht, mir die Wahrheit zu sagen! Will sie diesen absurden Vorschlag wirklich durchführen? Oder bildet sie sich nur ein, daß sie es möchte? Ein tugendhafter Mann würde ihr jetzt unzweifelhaft auseinandersetzen, daß diese Maßnahmen höchst unnütz sind. Welch ein langweiliges Leben müssen tugendhafte Männer wohl führen!
»Sie finden das vielleicht sonderbar von mir, aber ich habe es immer für höchst romantisch gehalten, sich… nun ja… entführen zu lassen!« erklärte Papas Tochter herausfordernd.
Mr. Beaumaris, dessen Hauptsünde nach der Meinung vieler Leute sein Vergnügen am Absurden war, stellte sich gegen die Regungen seines besseren Selbst taub und antwortete gelassen: »Wie recht Sie haben! Ich verstehe gar nicht, daß mir der Gedanke nicht selbst gekommen ist. Die Ankündigung der Heirat zwei so viel beachteter Personen, wie wir es sind, würde ein Aufsehen verursachen, das gewiß nicht nach unserem Geschmack ist.«
»Sehr richtig«, nickte Arabella erleichtert, daß er die Sache so vernünftig ansah.
»Denken Sie nur an die Verzweiflung Horace Epworths«, bemerkte Mr. Beaumaris, der an dem Plan immer mehr Gefallen fand. »Wie
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