Die Beziehungs-Trickkiste
es in Beziehungen eben nicht eine, sondern stets zwei Wahrheiten gibt.
Deine Wahrheit, meine Wahrheit
Anstatt nun recht haben zu wollen, könnten sich die Partner darüber wundern, âwie ichâ die Sache sehe und erlebe und âwie duâ das im Unterschied zu mir tust. Man braucht die Wahrnehmung des anderen nicht zu teilen, man braucht sie nicht einmal zu verstehen, aber man sollte sie anerkennen, so rätselhaft sie auch erscheinen mag.
Der andere kann dann erläutern, was ein Wort oder ein Vorgang für ihn bedeutet. So wird aus der Behauptung: âEin Streit ist doch nichts Schlimmesâ die Differenzierung, dass für den einen ein Streit nicht schlimm ist, für den anderen aber schon. Und dann kann man die unterschiedlichen Bedeutungen erforschen. Der Schlüssel, um eine Rechthaberei zu beenden, liegt also in der gegenseitigen Anerkennung unterschiedlicher Sicht- und Erlebensweisen.
Sind diese unterschiedlichen Sicht- und Erlebensweisen anerkannt, steht ânurâ noch die Frage im Raum, wie damit umgegangen werden soll. Das hat mit einer Einigung und nicht mit Rechthaben zu tun, wobei die Einigung auch darin bestehen kann, sich nicht einig zu sein. Man kommt eben nicht überall zusammen, und einiges kann man vielleicht stehen lassen. Hält das Rechthabenwollen an und kommt es nicht zur Anerkennung der beiden Sichtweisen, will sich ein Partner wahrscheinlich auf Kosten des anderen durchsetzen. Das sind die besten Voraussetzungen für einen Machtkampf (siehe > ).
Auf den Punkt gebracht
⢠Was in einer Beziehung geschieht, wird meist von keinem Partner richtig wahrgenommen. Jeder hat eine andere Interpretation der Vorgänge und jeder gibt darüber hinaus dem Wahrgenommenen eine andere Bedeutung.
⢠Die Anerkennung der unterschiedlichen Wahrnehmung als gleichwertig ist Voraussetzung dafür, dass die Partner zu einem einvernehmlichen Umgang mit den Themen finden können.
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Aus der Trickkiste
Wenn Sie sich in einer Rechthaberei mit dem Partner erwischen, geben Sie es zu, etwa mit Selbstironie: âDu brauchst keine eigene Meinung, es reicht, wenn du mir recht gibst.â
Fragen Sie sich aber auch: Worum geht es hier? Was ist das Thema, das für mich oder ihn wirklich eine Rolle spielt? Hilfreich kann auch eine differenzierte Antwort sein, die beschreibt, womit man glaubt, recht zu haben, und womit man glaubt, dass der Partner recht hat.
Wenn Sie der Rechthaberei Ihres Partners begegnen wollen, weisen Sie ihn darauf hin, dass Sie ihn als Rechthaber erleben. Etwa mit den Worten:
âDu scheinst dich mehr im Recht zu fühlen, als dass du mich fühlst.â
âSoll ich dir jetzt recht geben oder darf ich meine Meinung haben?â
Wenn Sie in der Falle des Rechthabenwollens gefangen sind, machen Sie die Ãbung von der folgenden Doppelseite.
Gegenseitig Sichtweisen anerkennen
Für fruchtbare Gespräche, bei denen etwas Sinnvolles herauskommen soll, und um tragbare Vereinbarungen treffen zu können, ist es unumgänglich, dass die Partner ihre unterschiedlichen Sichtweisen zu einem Thema, Vorfall oder Sachverhalt gegenseitig anerkennen. Solange jeder mit seiner Sichtweise recht haben will, provoziert er Widerspruch. Niemand will sich die Wahrheit seines Partners aufzwingen lassen!
Wenn Sie mit Ihrem Partner darum kämpfen, wer recht hat und wer die Sache falsch sieht, dann ist dies eine passende Ãbung, um die Lage zu klären und zu entkrampfen.
Die Regeln dieser Ãbung
Die Ãbung dauert maximal eine halbe Stunde.
Jeder äuÃert einige Sätze am Stück, dann spricht der Partner.
Zwischen Fragen und Antworten vergehen mindestens zehn Sekunden Zeit.
SCHRITT 1:
Der Streitpunkt
Die Partner benennen gemeinsam das Thema, zu dem es Meinungsverschiedenheiten gibt, in einem Wort oder in einem kurzen Satz. (Zum Beispiel könnte es schlicht heiÃen: Eine Bemerkung. Eine Ansicht über Erziehung. Eine Beobachtung bei den Kindern. Eine unterschiedliche Meinung.)
Partner A äuÃert seine Sicht und seine Empfindungen in Bezug auf das Thema. (Zum Beispiel könnte sie sagen: âFür mich ist der Satz âIn so ein sexy Kleid passt du nicht mehr reinâ eine echte Beleidigung.â)
Zehn Sekunden Pause.
Der Partner zeigt jetzt Neugier auf die inneren Abläufe der/des anderen. Er kommentiert nicht, sondern fragt in einem offenen und interessierten Ton nach. Zwischen den Fragen werden Pausen
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