Die Beziehungs-Trickkiste
zu verweigern.
Wie jeden Vertrag kann man auch den Vertrag zum Machtverleih kündigen. Die Rücknahme der Macht geschieht, indem der Verleiher das Spiel einfach nicht mehr mitspielt. Dann steht der bisher Machtvolle machtlos da.
Machtkämpfe
In jeder Beziehung brechen einmal Machtkämpfe aus. Scheinbar geht es dabei um dieses oder jenes, darum, wo die Zahnbürsten stehen oder wie sauber die Wohnung sein soll. Diese Kämpfe belasten die Beziehung, aber in vielen Fällen werden sie durch Einigungen eingestellt. Man findet eine Regelung oder findet sich damit ab, dass jeder die Sache anders sieht und man wohl nie zu einer Einigung kommen wird.
Es gibt aber auch Machtkämpfe, die andauern und bei denen keiner der Partner bereit ist, nachzugeben. Hier liegt der Verdacht nahe, dass es in keinster Weise um die Sache geht, sondern um etwas anderes. Worin besteht der Kern nicht endender Machtkämpfe? Es geht um etwas absolut Unverzichtbares. Etwas, das im Notfall wichtiger ist als die Beziehung. Und dieses Wichtige besteht in einem Gefühl! Es geht beispielsweise um Würde oder Selbstbestimmung, um Nähe oder Respekt, um Ehrlichkeit oder etwas vergleichbar Wichtiges. Wenn es den Partnern nicht gelingt, in der Beziehung dieses Gefühl zu haben, wird die Beziehung für sie wertlos.
Man kann solch einen Machtkampf nicht gewinnen, weil die Liebe dabei auf der Strecke bleibt. Solch ein Machtkampf kann nur beendet werden, wenn jedem klar wird, dass der andere nicht nachgeben wird, und indem er das würdigt, worum der andere kämpft. Wenn es gelingt klarzumachen, was das unverzichtbare Gefühl für beide ist, zeigen sich in den meisten Fällen verschiedene Wege, dorthin zu gelangen â und die Schattenkämpfe werden eingestellt.
Auf den Punkt gebracht
⢠Zu jedem, der Macht ausübt, gehören andere, die sich ihm unterwerfen.
⢠Auch Anpassung beinhaltet ein Kalkül: dafür geliebt zu werden, nicht verlassen zu werden oder Ãhnliches.
⢠Wer seine Macht verleiht, zahlt unter Umständen einen zu hohen Preis dafür.
⢠Man beendet das Spiel, indem man einfach nicht mehr mitspielt. Das Risiko besteht aber darin, seine Unabhängigkeit einlösen zu müssen.
⢠Machtkämpfe werden in den meisten Fällen polar geführt: mit offener Aggression auf der einen und mit defensiver Aggression auf der anderen Seite. Einer greift an, der andere verschlieÃt sich und lässt ihn auflaufen.
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Aus der Trickkiste
Wenn Sie sich in einem wiederkehrenden Machtkampf befinden, beantworten Sie sich einmal folgende Fragen und regen Sie Ihren Partner an, dies möglichst ebenso zu tun:
Um welche (scheinbare) Sache kämpfe ich?
Welche Gefühle würden sich bei mir einstellen, wenn ich den Kampf gewinnen würde?
Wie würde ich mich dann von meinem Partner behandelt fühlen oder was würde es mir geben?
Klären Sie die Situation dann am besten gemeinsam:
Benennen Sie das in Ihren Antworten gefundene wichtigste Gefühl, eben jenes unverzichtbare, und erläutern Sie sich gegenseitig die Bedeutung, die dieses Gefühl für Sie hat.
Suchen Sie dann nach für beide akzeptablen Wegen, diesem Gefühl in der Beziehung gerecht zu werden.
Recht haben
Sobald zwei zu einem Paar geworden sind, hängen sie der Vorstellung an, sie würden sich gut verstehen und die Welt aus dem gleichen oder zumindest ähnlichen Blickwinkel sehen. Der eine schlieÃt aus seiner Art, die Dinge zu erleben, dass es beim anderen ebenso abläuft.
Doch weit gefehlt. Was dem einen Probleme bereitet, lässt den anderen kalt. Was für den einen unerträglich ist, juckt den anderen kaum. Den Tonfall in ihrer Stimme mag er fürchterlich eindringlich finden, weshalb er sie auffordert, einen anderen Ton anzuschlagen. Dann streiten sie darum, ob ihr Ton tatsächlich âaggressivâ ist oder nicht. Seine ironischen Bemerkungen über ihre Figur mag sie verletzend finden, er findet sie witzig, und dann streiten sie darüber, ob sie nun verletzend oder witzig sind.
Partner können endlos darüber streiten, wer recht oder unrecht hat, wer richtig oder falsch wahrnimmt. Das sind fast immer vergebliche Versuche, den anderen zu überzeugen. Tatsache ist vielmehr, dass jeder den gleichen Sachverhalt anders sieht und anders erlebt. Daran lässt sich nicht rütteln. Und daher ist es absolut sinnlos, die Wahrheit des anderen anzuzweifeln: weil
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