Die Beziehungs-Trickkiste
freitags.â In der Liebe ist der Kompromiss fehl am Platz, denn es macht keinen Sinn zu fordern: âWenn ich dich küsse, musst du mich dafür streichelnâ, oder: âWeil ich dein Gesicht mag, musst du meinen Po schön findenâ, oder: âWeil ich dich liebe, musst du meine Wohnung renovieren.â
In der emotional-leidenschaftlichen Liebe machen Verhandlungen keinen Sinn, weil man Liebe nicht leisten kann. Die emotionale Liebe wird geschenkt. Liebende schenken und hoffen auf Erwiderung ihrer Geschenke. Und gerade weil es keinen Anspruch darauf gibt, ist das Geschenk der Liebe so wertvoll.
Wer versucht, in Liebesdingen zu verhandeln, der schadet seiner Beziehung, weil damit automatisch der zutreffende Eindruck entsteht, dass es dabei nicht um Liebe geht. Man kann in der Liebe nicht schachern, aber man kann â wenn man will â Opfer für den Partner bringen, eben weil man ihn liebt. Wer âaus Liebeâ Kompromisse macht, der landet in der Selbstverleugnung und nimmt das dem Partner irgendwann übel.
Eine Geschichte
Inge und Rudolf planen, in den nächsten Jahren ein Kind zu haben. Sie sprechen darüber, wer sich beruflich einschränken soll, zumindest in den ersten beiden Jahren nach der Geburt. Inge möchte ihre vielversprechende Karriere in einem Zeitschriftenverlag nicht unterbrechen und will, das Rudolf eine Elternzeit nimmt, weil er als Beamter weniger Nachteile hat. Rudolf, der ebenfalls aufsteigen möchte, hält mit dem Argument dagegen, wenn sie ihn wirklich lieben würde, käme sie gar nicht erst auf solch eine Idee.
Rudolf versucht hier, ein partnerschaftliches Thema in der Logik der Liebe zu lösen. Er verlangt ein Opfer, zu dem er selbst nicht bereit ist. Die Logik der Liebe sagt indes: âDass ich dich liebe, bedeutet nicht, dass ich berufliche Nachteile für dich in Kauf nehmen muss.â Eine gute Lösung wird nur auf der partnerschaftlichen Ebene zu finden sein, etwa durch einen Ausgleich für hingenommene Nachteile.
Auf den Punkt gebracht
⢠Kompromisse sind nützlich, wenn es um verhandelbare Dinge geht. Sie stärken die partnerschaftliche Ebene.
⢠Liebe lässt sich jedoch nicht verhandeln, sie wird nicht geleistet und lässt sich nicht aufrechnen. Daher schwächen âaus Liebeâ gemachte Kompromisse die emotional-leidenschaftliche Dimension einer Beziehung.
⢠Indem es Partnern gelingt, Partnerschaft und Liebe auseinanderzuhalten, können sie Kompromisse am richtigen Ort eingehen und am falschen Ort vermeiden.
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Aus der Trickkiste
Wenn Sie mit Erwartungen oder Forderungen Ihres Partners konfrontiert sind, die Ihnen etwas abverlangen, beantworten Sie sich folgende Fragen:
Was genau erwartet mein Partner? Ist es etwas, das ich leisten kann, oder etwas, das ich ihm schenken möchte?
Wenn es sich um eine Leistung handelt: Welchen Ausgleich möchte ich dafür erhalten?
Wenn es sich um ein Geschenk handelt: Bin ich mir klar, dass man Geschenke nicht zurückfordern kann? Ist mein Geschenk erwartungsfrei? Schenke ich es gern?
Wenn ich es ungern schenke: Was hindert mich daran? Was geht mir nach? Was steht dem Schenken im Wege?
Sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber, wie Sie seine Forderung empfinden und was sie bei Ihnen auslöst.
Macht
In Paarbeziehungen sieht es manchmal so aus, als ob einer Macht über den anderen hat. Dieser Schein trügt. Tatsächlich ist es so, dass keiner von sich aus über mehr Macht verfügt, aber oft bekommt er sie vom Partner verliehen.
Man leiht dem Partner so etwas Wertvolles wie Entscheidungs- oder Handlungshoheit natürlich nicht ohne Grund. Der Machtverleiher verspricht sich etwas davon, wenn er auf die Ausübung seiner eigenen Macht verzichtet: beispielsweise Liebe oder Schutz oder Versorgung oder Geborgenheit oder Sicherheit oder sonst etwas für ihn sehr Wichtiges.
Die Macht des einen Partners lebt demnach von der Kalkulation â oder Angst â des anderen. Nur wenn ein Partner das Spiel mitspielt, zum Beispiel als âAngepassterâ, kann der andere seine Macht als âBestimmerâ ausüben. Man kann solch ein Machtverhältnis als eine Art von Vertrag betrachten. Solange der Vertrag eingehalten wird, gibt es keinen Grund, die verliehene Macht zurückzunehmen. Werden die Erwartungen des Machtverleihers jedoch auf Dauer nicht erfüllt, fängt er früher oder später an zu rebellieren und sich
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