Die Beziehungs-Trickkiste
machen.â), um enttäuschtes Vertrauen (âWir wollten uns treu sein.â) und vieles mehr.
Den Schmerz zulassen
Partner können und sollten solche Verluste betrauern, denn gerade in Beziehungen nimmt man sich auch solche Dinge vor, die man beim besten Willen und mit gröÃter Anstrengung miteinander nicht hinbekommt. Darüber kann man traurig sein. Doch die Versuchung, sich gegenseitig die Schuld an der Entwicklung zu geben, ist groÃ, und solche Schuldzuweisungen werden so lange aufrechterhalten, wie Partner den Schmerz nicht zulassen.
Gemeinsame Trauer bedeutet dann letztlich das Ende von Schuld und die Bereitschaft anzunehmen, dass ein Verlust schmerzt. Der Trauernde erlaubt seinen Gefühlen, seiner Melancholie, seinen Gedanken, seinen Tränen, gewissermaÃen durch ihn hindurchzugehen. Das tut letztlich gut, weil er dadurch loslässt, was er eben doch nicht festzuhalten vermag.
Wer seiner Trauer fernbleibt, fürchtet meist unbewusst, der Schmerz wäre zu stark, um ihn auszuhalten. Der Schmerz aber wird dadurch konserviert. Das Ergebnis der Angst vor dem Trauern kann Verbitterung sein und Distanz zum Partner.
Eine Geschichte
Gerd und Johanna wollten sehnlich ein Kind miteinander. Doch nun stellt sich heraus, dass Gerd unfruchtbar ist. Johanna ist niedergeschlagen, woraufhin Gerd versucht, sie aufzuheitern. Er sagt Dinge wie:
âWir haben doch uns!â, und: âDas Leben geht weiter.â Johanna, die selbst gegen ihre Schmerzen kämpft, bekommt den Eindruck, der Verlust würde Gerd nichts ausmachen. Sie beschlieÃt, sich von ihm zu trennen, und teilt ihm das auch mit.
Die beiden suchen eine Paarberatung auf, wo es ihnen nach einigen Sitzungen gelingt, den Schmerz zu berühren. SchlieÃlich weinen sie gemeinsam um den Verlust ihrer Träume und der Sehnsucht nach einer Familie. In diesem Schmerz sind sie sich nahe. Sie beschlieÃen zusammenzubleiben.
Auf den Punkt gebracht
⢠Es ist oft schwer, groÃe Verluste zu betrauern. Zu Anfang wehrt man sich gegen das Unvermeidliche.
⢠Wenn realisiert wird, dass ein Verlust nicht rückgängig gemacht werden kann, ist es Zeit, den Schmerz zuzulassen.
⢠Wie lange ein Trauerprozess dauert, lässt sich nicht voraussagen. Oft tauchen schmerzliche Erinnerungen noch Jahre später auf, wie Wellen, die nur ganz allmählich verebben.
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Aus der Trickkiste
Wenn Sie Trauer erleiden, die sich nicht auflöst, dann wahrscheinlich deswegen, weil Sie zu viel passiv trauern. Sie erleiden das Gefühl, und vielleicht wehren Sie sich auch dagegen. Doch Geister, die man einfach nicht vertreiben kann, lädt man besser ab und zu ein. Trauern Sie aktiv, beispielsweise indem Sie Folgendes tun:
Gestatten Sie sich bewusst für eine Zeit, traurige Gefühle zu haben und diesen nachzugeben. Sie können dazu auch traurige Musik hören oder traurige Lieder singen.
Schreiben Sie Briefe an eine vermisste Person, wenn sich die Trauer auf den Verlust bezieht.
Nehmen Sie Kontakt mit anderen Trauernden (beispielsweise in Selbsthilfegruppen) auf.
Wenn Ihre Trauer nicht enden will, scheuen Sie sich nicht, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen und anzunehmen.
Verachtung
Partner können sich gegenseitig an den Rand der Verachtung oder darüber hinaus bringen, und zwar so massiv, wie das überhaupt nur Liebenden möglich ist.
Es gehört nämlich zu den Merkwürdigkeiten der Liebe, dass man irgendwann womöglich genau das verachtet, wovon man in der Phase der Verliebtheit besonders fasziniert war. Anfangs war der andere âso zartâ, heute ist man von seiner âSchwächeâ genervt. Anfangs war der andere âso starkâ, heute ist man von seiner âDominanzâ genervt. Anfangs war der andere âso zielstrebigâ, heute ist man von seiner âVerbissenheitâ genervt. Anfangs war der andere âso verspieltâ, heute ist man von seiner âGleichgültigkeitâ genervt.
Man sucht, was einem fehlt
Man verliebt sich oft in Eigenschaften, über die man selbst mehr verfügen möchte, zu denen man aber wenig Zugang hat. Ãber das Zusammensein hat man dann Kontakt mit dem, was man für sich selbst mehr ersehnt. Gelingt es auf Dauer nicht, diese Eigenschaften in sich selbst zu entwickeln, nerven sie in bestimmten Situationen gerade deshalb, weil sie einem fehlen.
Wer sich beispielsweise keine Schwäche zugestehen kann, glaubt
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