Die Beziehungs-Trickkiste
anderen, begehrt zu werden. Oder wenn einer sagt, er wolle keine Kinder, verletzt er den anderen, wenn sich dieser welche mit ihm wünscht.
Verletzungen können sehr trickreich als Waffe eingesetzt werden, um den Partner zu manipulieren und zu Wohlverhalten zu bewegen, nach dem Motto: âWenn du nicht tust, was ich erwarte, bin ich sehr verletzt!â Fällt der Partner darauf herein, wird er sich zurücknehmen. So sehr, dass er eines Tages âaus der Haut fährtâ, aus einer Haut, die ihm zu eng geworden ist und die er daher sprengen muss.
Wunden anerkennen
Ist eine Verletzung anerkannt, braucht sie Raum. Die einfache Bestätigung âIch sehe, dass du verletzt bistâ ermöglicht es dem einen Partner, seinen Schmerz zu fühlen, und dem anderen, diesen nachzufühlen. Auch im Schmerz kann man verbunden sein.
Meist kann ein Partner den Schmerz seines Gegenüber jedoch nur so weit anerkennen, wie er eigenen Schmerz zu ertragen in der Lage ist. Ist seine persönliche Schmerzgrenze überschritten, wird es schwer für ihn, die Gefühle auszuhalten. Auch hier ist das Bekenntnis âDas geht mir jetzt zu nahâ besser, als gegen die Gefühle des anderen anzukämpfen.
Verletzungen lassen sich wie kleine oder groÃe Wunden sehen. Manche Wunden heilen schnell, andere brauchen lange Zeit, um sich zu schlieÃen. Das verhält sich bei Körper und Seele recht ähnlich. In jedem Fall brauchen sie Zeit zu heilen, und manchmal hinterlassen sie Narben.
Auf den Punkt gebracht
⢠Zu Beginn einer Beziehung sind viele Erwartungen unbewusst vorhanden.
⢠Es ist unvermeidlich, dass immer wieder Erwartungen verletzt werden.
⢠Erst in der Auseinandersetzung über Erwartungen klärt sich, welche akzeptiert werden und welche nicht, welche realistisch und welche unerfüllbar sind.
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Aus der Trickkiste
Was tun bei Verletzungen? Es bringt nichts, sich endlos Vorwürfe zu machen oder zu warten, bis der andere seine Angriffe oder hinterhältigen Attacken einstellt. Es ist besser, sich mit den gebrochenen Erwartungen zu befassen.
Wer sich verletzt fühlt oder den Partner verletzt, sollte sich Antwort auf folgende Fragen geben:
Gegen welche Erwartungen ist verstoÃen worden?
Welche Erwartungen sind seit Kurzem oder Langem unerfüllt?
Wie fühlt sich das an?
Wie weh tut es?
Sind unsere Erwartungen unterschiedlich?
Sind diese Erwartungen wirklich so selbstverständlich, wie sie scheinen?
Sind sie realistisch in Bezug auf diesen konkreten Partner, mit dem ich zusammen bin?
Was kann er von mir, was kann ich von ihm erwarten â und was nicht?
Wenn Sie sich sehr häufig verletzt fühlen, können Sie über folgende Punkte reflektieren.
Machen Sie sich Ihre wunden Punkte klar. Was müsste der Partner tun oder sagen und wie müsste er es tun, damit Sie sich verletzt fühlen?
Fragen Sie Ihren Partner nach seinen wunden Punkten.
Hören Sie sich gegenseitig bei der Beschreibung zu, diskutieren Sie nicht, staunen Sie besser.
Sprechen Sie auch darüber, was für jeden ein Wundbalsam wäre.
Wut
Wut ist eine feine Sache. Man kann sich darin spüren, seine ganze Kraft, seine wilde Entschlossenheit und auch seine potenzielle Macht.
Hinter Wut steckt immer der Wille zur Selbstbehauptung. Das erfordert, dass man in der Wut in erster Linie sich selbst, die eigenen Empfindungen und Ziele und nicht die des Partners wahrnimmt. Deshalb ist Wut an sich weder gut noch schlecht.
Wut wird oft dringend gebraucht
Wer bisher den Partner zu sehr berücksichtigt hat und nun selbst zum Zuge kommen will, der braucht eine Portion Wut, um seine Zurückhaltung aufzugeben, um aus sich herauszukommen, um egoistischer zu sein. Mit Wut kann man sich wunderbar abgrenzen, weil der andere plötzlich völlig unwichtig ist, solange man dieses berauschende Gefühl halten kann.
Wut richtet sich allerdings gegen jemanden, und dabei läuft sie Gefahr, blind zu werden. Die blinde Wut wirkt sich destruktiv aus, sie zerstört unter Umständen mehr, als einem im Nachhinein lieb ist.
Die eigentliche Kunst besteht daher darin, eine Wut für sich und nicht gegen den Partner zu nutzen. Wenn sie als Machtmittel eingesetzt wird, um den Partner einzuschüchtern, wirkt sie sich auf die Dauer wie ein Bumerang gegen den Wütenden aus. Keiner bekommt recht, nur weil er wütend ist; und Wut fordert Wut heraus oder noch schlimmer: Abwendung.
Wut ist
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