Die Beziehungs-Trickkiste

einen empfundenen Mangel. Sie tauchen als Gefühl oder in Form von Zukunftsvorstellungen und Tagträumen auf. Diese Gefühle und Bilder schieben sich unangemeldet ins Bewusstsein, sobald dort Raum zur Verfügung steht, wenn man entspannt ist oder wenn man sich nicht mehr auf etwas anderes konzentrieren kann. Daher scheint es unmöglich, Sehnsüchte zu kontrollieren.
    Wer sich seinen Sehnsüchten nicht zuwendet und sie lange Zeit unerfüllt mit sich herumträgt, trägt zu ihrem stetigen Wachstum bei. Je nach Dringlichkeit und Dauer sind sie irgendwann in der Lage, das Bewusstsein teilweise zu besetzen. Man wird die Bilder oder Gefühle einfach nicht los, sie beschäftigen den Geist oft oder unentwegt. Im Extremfall sorgen unerfüllte Sehnsüchte sogar für regelrechte Besessenheit.
    Dann mag sich ein Partner immer stärker nach Kindern sehnen. Ein anderer nach einem Haus auf dem Land. Beide mögen von Karriere und Reichtümern träumen. Eine der größten Sehnsüchte in Beziehungen ist, möglichst alle Sehnsüchte miteinander stillen zu können. Das ist die bekannte und verbreitete Sehnsucht nach dem „richtigen“ Partner, die ebenfalls zu einer Art von Besessenheit ausarten kann (siehe auch mein Buch „Lebt die Liebe, die ihr habt“).
    Die Fantasien hinterfragen
    In solchen Fällen von Besessenheit glaubt man krampfhaft, etwas Bestimmtes haben zu müssen – ein Kind, ein Haus, viel Geld, den perfekten Partner. Man macht sich auf die Suche danach und investiert viel Kraft da hinein. Manche verbringen ein halbes Leben damit, auf ein Ziel hinzuarbeiten, das von Sehnsüchten vorgegeben wird, ohne es jemals zu hinterfragen.
    Auf einer tieferen Ebene geht es aber nicht darum, etwas Bestimmtes zu haben, sondern jemand Bestimmtes zu sein. Haben und Sein sind bei Weitem nicht identisch. Man kann ein Haus haben und dennoch nicht geborgen sein, ein Kind haben und dennoch nicht verbunden sein oder einen Partner haben und dennoch nicht geliebt sein oder lieben.
    Auf den Punkt gebracht
    â€¢ Die Sehnsucht nach einem Lebenszustand – beispielsweise Gelassenheit, Lebendigkeit, Geborgenheit – kann sich dem Bewusstsein nicht direkt mitteilen.
    â€¢ Das Unbewusste bedient sich daher vor allem bestimmter Bilder, um zu zeigen, was es anstrebt – ein Traumhaus, Kinder, den idealen Partner, mit dem man alles teilen und gemeinsam erleben kann.
    â€¢ Das Ziel liegt jedoch meist nicht im Bild, sondern im Ziel hinter dem Ziel: in dem Zustand, den man sich vom Erreichen des Lebenstraumes, vom Umsetzen der Bilder, verspricht.
    â€¢ Werden Sehnsüchte und Tagträume nicht genau untersucht und hinterfragt, kann es passieren, dass man jahrelang einer Seifenblase hinterherjagt.
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    Aus der Trickkiste
    Wenn Sie von Sehnsüchten gequält werden, lohnt es, sich über Folgendes klar zu werden:
Wie sieht mein Leben ganz konkret aus, wenn sich alle meine Sehnsüchte erfüllt haben?
Schauen Sie sich in diesem zukünftigen Leben um und stellen Sie fest: Wer bin ich dort? Was kann ich dort? Was muss ich nicht mehr?
Benennen Sie den Zustand, den Sie dort erreicht haben, beispielsweise Lebendigkeit, Selbstsicherheit oder Entspanntheit.
Fragen Sie sich: Muss ich erst all das haben, wovon ich träume, um so sein zu können? Oder könnte ich ein Stück davon gleich erleben?
    Wenn Ihr Partner Sehnsüchten nachjagt, die Sie betreffen, die Sie aber nicht teilen, machen Sie ihm klar, was seine Sehnsüchte bei Ihnen auslösen (Ängste, Abneigung, Distanz …) Haben Sie ganz andere Sehnsüchte? Dann halten Sie diese ebenso hoch, damit Ihr Partner nicht glaubt, Sie würden seine Sehnsüchte teilen.
Trauer

    Trauer bezeichnet eine starke emotionale Reaktion auf Verlust. Die Empfindung bringt oftmals großen Schmerz mit sich, was ein Grund für die in unserer an Plänen und Absichten orientierten Gesellschaft verbreitete Schwierigkeit ist, Trauergefühlen nachzugeben.
    Worum lässt sich trauern? Um alles, was man verlieren kann. Man kann die Jugend verlieren, die Gesundheit oder Fitness, den Job, den Glauben, nicht zuletzt einen geliebten Menschen, einen Freund, ein Kind oder einen Partner. Auch in bestehenden Beziehungen haben Verlust und Trauer ihren Platz. Partner können beispielsweise um gescheiterte Pläne trauern („Wir wollten ein Haus bauen.“), um geplatzte Träume („Wir wollten eine Weltreise