Die Beziehungs-Trickkiste

Maria Rilke, „Der Panther“, beschreibt eindrucksvoll, wie Langeweile erlebt wird: „Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.“
    Was ist los mit dem Panther?
    Er kann sein Leben nicht leben, sein Wille ist in einem Käfig eingesperrt, er ist wie betäubt. Wer Langeweile erlebt, befindet sich gleichsam in einem Käfig mit Gitterstäben aus Verboten und Zwängen. Die Arbeit ist langweilig? Aber ich muss doch von etwas leben! Die Beziehung ist langweilig? Aber ich muss doch Rücksicht nehmen!
    Allerdings ist hier niemand in einen Käfig gezwängt worden, der Betreffende hat sich freiwillig hineinbegeben. Nun aber ist sein Wille umgeben von Geboten, Verboten und Zwängen. Man muss … man kann doch nicht … Keinesfalls ist es in Ordnung …
    Als ob es nur diese eine Möglichkeit des Verhaltens gäbe! Als ob sich alle Menschen in solchen Situationen genau so verhalten würden! Als ob kein Schritt aus einer lästigen Gewohnheit hinaus möglich wäre! Als ob es automatisch ins Verderben führen würde, wenn man das Wagnis eingeht, ein paar Gitterstäbe zu zerbrechen.
    Langeweile besteht darin, sich selbst zu unterdrücken, und eigene Lebensimpulse zu betäuben bleibt nicht ohne Folgen. Die Folgen der inneren Verbote sind emotionale Spannungen und Unzufriedenheit, im Extremfall Unglück.
    Sich Leben erlauben
    Wer der Langeweile entkommen will, muss sich eine Erlaubnis geben. Wozu? Dazu braucht es keine Grübelei, dazu kann man sich von seinen Impulsen, Sehnsüchten und Tagträumen beraten lassen. Das Schlüsselwort hierzu lautet: „Am liebsten …“ Am liebsten nämlich würde ich  … mit Routinen brechen, viel öfter mal das eine oder andere Risiko eingehen, einen Schritt ins Unbekannte tun, unvernünftig sein, etwas Verrücktes unternehmen. Am liebsten wäre ich … ein Panther. Oder ein Vogel. Oder ein Delfin.
    In jedem Langweiler steckt eine Kraft, eine zurückgehaltene Fähigkeit, die gelebt werden will. Ansonsten wäre keine Langeweile möglich. Langeweile zu haben bedeutet, die Anstrengung zu fühlen, die beim Versuch entsteht, sich selbst zu zähmen.
    Das trifft auch auf Beziehungen zu. Wer sich darin langweilt, hält sich dem Partner gegenüber zurück. Langeweile beim täglichen Fernsehen, beim Totschlagen der Freizeit? Was würden Sie tun, wenn Sie sich trauen würden? Das Ding aus dem Fenster werfen, in den Keller stellen oder die Fernbedienung verstecken? Langeweile im Bett? Wozu fühlen Sie sich verpflichtet? Was würden Sie am liebsten tun oder lassen?
    Eine Geschichte
    Angelika ist unzufrieden, sie langweilt sich an den Abenden. Ihr Freund steht nach dem Essen auf und schaltet den Fernseher an. Sie können sich dann zwar unterhalten, aber die Aufmerksamkeit von Peter ist stets nur zum Teil bei ihr.
    Angelika wird zunehmend langweilig, sie reißt sich zusammen, bis sie schließlich aus der Haut fährt. Eines Abends steht sie auf, schaltet den Fernseher aus, stellt sich vor ihren Freund und erklärt: „Schluss jetzt damit, keine Minute Fernsehen mehr mit dir. Wenn du fernsehen willst, dann ohne mich, mach es allein. Ich geh mich amüsieren. Du kannst mitkommen oder hierbleiben.“ Dann verlässt sie die Wohnung und kommt erst in der Nacht zurück. Peter ist schockiert, aber auch beeindruckt. Er geht auf seine Freundin zu.
    Auf den Punkt gebracht
    â€¢ Wer sich langweilt, sperrt sich selbst ein. Doch Lebendigkeit erfordert es, aus sich herauszukommen.
    â€¢ Wer sich über eine langweilige Beziehung beklagt, muss selbst ein Langweiler sein. Er verbietet sich etwas.
    â€¢ Aus sich rauszukommen kann mit der Verkündung anfangen, dass man sich langweilt, dass man unzufrieden ist, dass man Lebendigkeit vermisst. Dass man Hunger auf Leben hat. Dass man am liebsten …
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    Aus der Trickkiste
    Wenn Sie unter Langeweile leiden, beantworten Sie sich folgende Fragen:
Was würde meine Langeweile noch vergrößern? Was müsste ich tun oder lassen, um mich regelrecht zu Tode zu langweilen?
Was hingegen wäre das genaue Gegenteil davon?
Was würde ich tun oder lassen, wenn ich kein Langweiler wäre, sondern ein Abenteurer, der das lebt, was ihn wirklich erfüllt?
Sehnsüchte

    Sehnsüchte sind Hinweise auf