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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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die verbannte Frau auf der Krebsstation.
    »Und je selbstverständlicher sie ihre Arbeit erledigt, desto weniger wurde sie auf der Station beachtet. Schon 2000 Jahre
     lang Augen haben, bedeutet noch nicht, sehen zu können. Aber ein schweres Leben schärft das Auge.«
    Je selbstverständlicher, desto weniger beachtet: so begreife ich Jesus, so sehe und übersehe ich sein Bild im Bild von Menschen,
     die sich bücken, in Menschen, die ein erkennendes, ein liebendes Auge haben. (Vergleiche Johannes 13)
     
    Sokrates, Buddha, Konfuzius, Jesus gelten dem Philosophen Karl Jaspers als die vier maßgebenden Menschen. Sie sind sich fern,
     sie sind sich nah. Ihre Wahrheiten haben sie gelebt, bereit, dafür zu leiden. Sie kennen den Menschen und geben ihn doch nicht
     auf. Ihre Weisheit und ihre Hoffnung überdauerte die Zeit, in der sie lebten. »Der Stall, der Zimmermannssohn, der Schwärmer
     unter kleinen Leuten, der Galgen am Ende – das ist aus geschichtlichem Stoff, nicht aus |154| dem goldenen, den die Sage liebt«, schreibt Ernst Bloch in »Das Prinzip Hoffnung«.
    Was wir historisch zweifelsfrei über Jesus aus Nazareth wissen, ist wenig. Seine aufgeschriebene Lebensgeschichte ist bereits
     Teil seiner Wirkungsgeschichte, beginnend mit den vier so genannten Evangelisten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Wir
     finden in fast jeder Kirche ihre Symbole: Engel, Löwe, Stier, Adler. Die Übereinstimmungen bei den ersten dreien sind so groß,
     dass man sie »Synoptiker« nennt, also die, die man »zusammensehen« kann. Ihre Evangelien sind nach 70 unserer Zeitrechnung
     – nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels – entstanden, das Johannes-Evangelium etwa 100 unserer Zeitrechnung.
    Ihre Lebensberichte sind Zeugnisse über Jesus Christus,
den
Jesus aus Nazareth, der für die Gemeinde Christus (der Gesalbte), der Herr (der Kyrios) geworden ist. Unsere Zeitrechnung
     ist eine nachträglich bestimmte Zeit »post Christum natum«, Beginn einer neuen Zeit, Beginn der eigentlichen Zeit. Das Zeichen,
     mit dem sich Christen – besonders zur Zeit der römischen Christenverfolgungen – zu erkennen gaben, war ein Fisch, ICHTYS.
     Darin steckt das erste Bekenntnis: Jesus ist Christus, ist der Sohn Gottes, ist der Retter. Das wird mit dem Fischsymbol ausgedrückt.
    Das ganze Problem zwischen »Historie« und »Geschichte« bündelt sich in einigen überprüfbaren Fakten: Jesus ist im Jahre 4
     »vor Christus« geboren. Er kam nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth zur Welt. Seine Mutter war keine Heilige, keine »unbefleckte«
     Gottesmutter, sondern eine einfache Frau, deren Mann Joseph hieß und dort Zimmermann war. Jesus hatte Geschwister. Es kamen
     keine drei Weisen aus dem Morgenlande, die sich etwa noch vorher bei König Herodes nach ihm erkundigt hätten. Auch ein systematischer
     Kindsmord an Neugeborenen fand zu jener Zeit nicht statt. Maria und Joseph sind mit dem Neugeborenen nicht nach |155| Ägypten geflüchtet. Ein besonderer Stern hat nicht über einem Schafstall gestanden.
    Und doch hat alles einen Sinn und tiefe Wahrheit! Eine Geschichte wird erzählt, nicht Historie dokumentiert. Der junge Brecht
     hat eines der schönsten Weihnachtsgedichte verfasst:
    Die gute Nacht
     
    Der Tag, vor dem der große Christ
    Zur Welt geboren worden ist
    War hart und wüst und ohne Vernunft.
    Seine Eltern, ohne Unterkunft
    Fürchteten sich vor seiner Geburt
    Die gegen Abend erwartet wurde.
    Denn seine Geburt fiel in die kalte Zeit.
    Aber sie verlief zur Zufriedenheit.
    Der Stall, den sie doch noch gefunden hatten
    War warm und mit Moos zwischen seinen Latten
    Und mit Kreide war auf die Tür gemalt
    Dass
der
Stall bewohnt war und bezahlt.
    So wurde es doch noch eine gute Nacht
    Auch das Heu war wärmer, als sie gedacht.
    Ochs und Esel waren dabei
    Damit alles in der Ordnung sei.
     
    Eine Krippe gab einen kleinen Tisch
    Und der Hausknecht brachte ihnen heimlich einen Fisch.
    (Denn es musste bei der Geburt des großen Christ
    Alles heimlich gehen und mit List.)
    Doch der Fisch war ausgezeichnet und reichte durchaus
    Und Maria lachte ihren Mann wegen seiner Besorgnis aus
    Denn am Abend legte sich sogar der Wind
    Und war nicht mehr so kalt, wie die Winde sonst sind.
    |156| Aber bei Nacht war er fast wie ein Föhn.
    Und der Stall war warm und das Kind war sehr schön.
    Und es fehlte schon fast gar nichts mehr
    Da kamen auch noch die Dreikönig daher!
     
    Maria und Joseph waren zufrieden sehr.
    Sie legten sich zufrieden

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