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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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voll Fluchens, voll Lug und Trug;
    seine Zunge richtet Mühsal und Unheil an.
    Er sitzt und lauert in den Höfen […]
    Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe im Dickicht.
    (Psalm 10,7.9)
    Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen
    und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe.
    Ich will sie zerschmettern, dass sie nicht mehr aufstehen
    können;
    sie müssen unter meine Füße fallen.
    […]
    Du treibst meine Feinde in die Flucht,
    dass ich vernichte, die mich hassen.
    […]
    Ich will sie zerstoßen zu Staub vor dem Winde,
    ich werfe sie weg wie Unrat auf die Gassen.
    (Vergleiche Psalm 18,38–43)
     
    Hinter solchen Wünschen verbirgt sich das Gefühl eigener Schwäche, das Erlebnis, auf der Seite der Unterlegenen zu |146| sein – und die Sehnsucht nach dem Eingreifen Gottes auf der Seite dessen, der glaubt, dass ER der Herr ist: für die Armen,
     ein Schutz in der Zeit der Not, ein Fels, eine Burg, ein Erretter, Berg meines Heils, die Lebenskraft schlechthin.
    ER, der Richter über alle Völker, möge für Recht sorgen und sich dem Einzelnen in seiner Not zuwenden:
    Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach;
    heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind
    erschrocken
    und meine Seele ist sehr erschrocken.
    Ach du, HERR, wie lange!
    (Psalm 6,3–4)
    Das Schema ist klar: Der Gerechte steht bei dem Herrn der Gerechtigkeit, und auf der anderen Seite finden sich die Übeltäter.
     Genau dieses Denken hat Jesus mit seinen Grenzüberschreitungen und mit der Abwehr aller Selbstgerechtigkeit überwunden. Für
     dieses Werk der Versöhnung ist er genauso gekreuzigt worden, wie Paulus der Prozess gemacht wurde, weil er sich weigerte,
     sich den vorgegebenen Schlachtordnungen unterzuordnen. »Uns ist gegeben das Amt, das die Versöhnung predigt«, schreibt Paulus
     im 2. Brief an die Korinther. Erfahrene Versöhnung wird zur selber praktizierten – oder sie bleibt ein religiöser Raub.
    Es gibt durchaus einen kathartischen Effekt des Hassgebets – sofern es reinigt vom Destruktiven und
nicht
zur Vorbereitung und Munitionierung von neuem Hass oder praktisch ausgeübter Vernichtung wird.
    Die Sinnspitze der Psalmen für Konfliktbereinigung liegt indes in der Bitte, dass »Gerechtigkeit und Friede sich küssen« (Psalm
     85,11 b).

|147| Am Anfang der Stall, am Ende der Galgen
    Der Lebensweg eines Wanderpredigers
    Das Kind Jesus ist populär. Wegen Weihnachten. Krippenidylle. Hirtenromantik. Königlicher Besuch beim »holden Knaben im lockigen
     Haar«.
    Was wäre Deutschland ohne Weihnachten, ohne deutsche Weihnachten. Und ohne die drei Weisen aus dem Morgenlande gäb’s zum Heiligen
     Abend keine Geschenke, wer auch immer geboren wäre. Aber die drei
Weisen
gab es nicht, schon gar nicht
drei
. Was da erzählt wird, stimmt nicht. Aber es hat eine Wahrheit. Eine Geschichte, tausendfach ausgeschmückt, spricht zu uns,
     regt alle Fantasie an, hat guten Sinn, lieber Kaspar, lieber Melchior, lieber Balthasar. Doch
erst
die armen Hirten,
dann
ihr reichen Herren!
    Zwei Geschichten, ein Kind. Bei Matthäus keine Hirten, bei Lukas keine Weisen, bei Markus kommt gar niemand. Und Johannes
     wird ganz abstrakt. »Am Anfang war das Wort. Und das Wort wurde Mensch.« Auch dem Apostel Paulus, der das Christentum nach
     ganz Europa brachte, scheint man nichts von Weihnachten in Bethlehem erzählt zu haben. So wichtig theologisch Karfreitag,
     Ostern und Pfingsten sein mögen – was wäre unser Christentum ohne die Weihnachtsidylle? Die Botschaft und das Geschick des
     Jesus aus Nazareth hängen eng zusammen. Er wurde von einem Verkündiger zu einem Verkündigten.
    Später wird auch von einem Wanderprediger erzählt, einem im Kloster geläuterten Zimmermannssohn ohne jede philosophische Bildung,
     einem Wunderrabbi, der für seinen Anspruch, »der Menschensohn« zu sein, zum Tode verurteilt |148| wird. In einem Komplott zwischen den Juden und der römischen Besatzungsmacht geht er zugrunde. Wenn es um den Bergprediger
     geht, gar um den, der ganze Hingabe erwartet, eine Nachfolge, die das Leben kosten kann, werden es schon bedeutend weniger,
     die etwas von ihm wissen wollen.
    Das lässt sich nicht verrummeln und nicht verrubeln:
     
    Geht und verkündet:
    Nahe ist das Reich der Himmel.
    Heilt – die Kranken.
    Weckt – die Toten auf.
    Reinigt – die Aussätzigen.
    Jagt die Geister davon.
    Ihr seid Schafe
    und ich schicke euch unter die Wölfe.
    Nein, fürchtet sie nicht!
    Entdeckt werden wird: das Versteck.
    Bekannt werden

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