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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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gleich tust,
     von der es bei Lukas am Schluss der Weihnachtsgeschichte heißt: »Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem
     Herzen.« (Lukas 2,19)
    Das Wort wurde Mensch. Der Mensch wurde Wort. Das Wort wurde Form, die Form trug den Inhalt. Und alles kann so wahr wie schön
     wie gut sein. »Gut und schön« ist Gott.
    »Friede sei mit euch!« und »Fürchtet euch nicht!« – das sind die Worte, die bei Jesu Geburt ertönen, für die verschreckten
     Hirten des Nachts. Und das sind die Worte für die verschreckten Jünger nach der Hinrichtung, als er ihnen erscheint und sie
     begreifen: Der ist nicht totzukriegen. Der lebt. Den hat Gott für uns zum Zeichen gesetzt. Als sie das begreifen, gehen sie
     los und werden zu Zeugen, in alle Welt, in alle Zeit, mit allen Konsequenzen. Mit einem Nähe- und Beistandsversprechen: »Siehe,
     ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.«

|180| Der Mensch im Widerspruch
    Die Briefe des Apostels Paulus
    Dreizehn Briefe werden dem Zeltmacher Paulus aus Tarsus zugeschrieben. Sie sind Teil der Heiligen Schrift der Christen geworden:
     Briefe nicht an einen bestimmten Einzelnen, sondern an mehrere Gemeinden. Er lässt sie versiegeln und persönlich überbringen.
     In den Gemeinden in Korinth oder Thessalonich wird man sie vorgelesen und sicher auch besprochen haben. Aber hat es Antworten
     gegeben? Wenn ja, von wem und welchen Inhalts? Oder blieben es Briefe ohne Antwort, war der Absender vielleicht gar nicht
     auf eine Antwort aus? Eines ist sicher: Die Briefe erhoben nicht den Anspruch, als Grundlagendokumente in die Geschichte des
     Christentums einzugehen – durch Aufnahme in den Kanon der Heiligen Schrift, die später Neues Testament heißen sollte.
    Die Christen, zunächst eine »jüdische Sekte«, sehen sich in Kontinuität zu den Juden und deren Heiligen Schriften. Sie glauben,
     dass Jesus aus Nazareth der Christus, der Gesalbte ist.
    Paulus schreibt konkret, kaum mit einem Ewigkeitsanspruch. Aber er schreibt als jemand, der sich ganz gewiss ist, dass der
     Geist Gottes ihn erfüllt, zumal er eine Berufung durch Christus selbst vorzuweisen hat, eine Berufung, der er sich nicht entziehen
     kann und nicht entziehen will. Er spricht deshalb mit einer prophetischen Unbedingtheit.
    Die Briefe des Paulus haben Geschichte gemacht. Wessen Briefe bekommen schon den Rang höchster Autorität: Gottes Wort in den
     Worten des Paulus! Dabei ist der Vorgang |181| höchst profan. Da wirbt einer in Palästina, Kleinasien und in Griechenland dafür, dass alle Menschen begreifen: In der Welt
     ist etwas neu geworden. Er gründet Gemeinden und reagiert auf Nachrichten aus diesen Gemeinden: mit Briefen.
     
    Vergegenwärtigen wir uns etwas über die menschliche Briefkultur: Briefe teilen anderen etwas über den Absender mit. Sie erzählen
     Erfahrungen und Erlebnisse, Hoffnungen und Befürchtungen, Träume und Alpträume. Sie berühren Intimes und Intimstes – und sie
     können nüchtern, kalt und formal sein. Immer sind sie Ausdruck einer bestimmten Beziehung, und diese Beziehung drückt sich
     in der Form und im Inhalt des Briefes aus. Briefe tragen zur Selbstklärung bei.
    Sie enthalten gute Wünsche, Ermahnungen und Ermunterungen.
    Sie wollen Konflikte klären helfen und eine gemeinsame Zukunft eröffnen oder: den Abbruch besiegeln.
    Und Briefe werden »Episteln«. (Dieser Ausdruck kommt daher, dass die Epistellesungen in der Kirche meistens Ermahnungen enthielten
     – was im Übrigen der Grundhaltung des Apostels Paulus nicht entspricht.)
    Abgesehen von Behörden- oder Diplomatenbriefen haben Briefe immer etwas Persönliches, geradezu Konfessorisches. Sie verraten
     etwas über die Intensität, die Nähe oder Ferne zwischen Absender und Empfänger. Wir unterscheiden ganze Gattungen von Briefen:
     etwa Liebesbriefe, Bittbriefe, Versöhnungsbriefe, Brandbriefe, Geburtstagsbriefe, Drohbriefe, Scheidungsbriefe, Einladungsbriefe,
     Ablassbriefe, anonyme, öffentliche, fiktive Briefe …
    Die letzten Briefe Martin Luthers an seine Käte enthalten seine ganze Theologie: das – mit deftigem Humor gewürzte – unerschütterbare
     Gott-Vertrauen. Auf das theologische |182| Denken des letzten halben Jahrhunderts – insbesondere die Verbindung zwischen persönlicher Existenz und Theologie – hat eine
     Briefsammlung gewirkt. Briefe, aus dem Gefängnis an einen Freund geschrieben, von Dietrich Bonhoeffer an Eberhard Bethge,
     herausgegeben unter dem Titel »Wider stand

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