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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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sehr
     früh einstellt. Angesichts dieses jämmerlichen Streites kommt er zu grundsätzlichen Aussagen.
    »Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!, damit sich keiner für den einen gegen den andern aufblase. Denn wer gibt dir
     einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest
     du es nicht empfangen? […] Denn ich denke, Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten dargestellt, wie zum Tode Verurteilte.
     Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen. Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber
     seid klug in Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr herrlich, wir aber verachtet. Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger
     und Durst und Blöße und werden geschlagen und haben keine feste Bleibe und mühen uns ab mit unsrer Hände Arbeit. Man schmäht
     uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir’s; man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind geworden wie
     der Abschaum der |185| Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute.« (1. Korinther 4,6.7.9–13)
    So schreibt Paulus an seine geliebte Gemeinde in der großen griechischen Hafenstadt Korinth. Sie blasen sich auf, diese Korinther.
     Es gibt Machtkämpfe, Ehrabschneidungen, Verleumdungen, Klatsch und Tratsch, Spaltung, Irrlehren, selbsternannte Heilsbringer.
    Bitter kann er werden. Er bedient sich des Mittels der Ironie in geistlichen Dingen. Aber die Bornierten verstehen niemals
     die Ironie. (Selbstgewisse sind an Dummheit nicht zu übertreffen, weil sie zu einer Selbstdistanz nie in der Lage sind. Außerdem
     sind sie von keines Gedankens Blässe angekränkelt. Die Dummheit ist pausbäckig. Für sie ist eben »alles klar«; Gewissen, ja
     Gewissenszweifel wären für sie nur eine Störung der Verdauung.)
    Einen »Narren in Christo« nennt er sich – er ist ein Aufgerissener, ein in der Tiefe Verletzter, einer, dem ewig Misstrauen
     begegnet, dem seine Vergangenheit ewig vorgerechnet wird, einer, dem man den Neidknüppel ins Gesicht wirft, ein Epileptiker,
     ein Fallsüchtiger, rhetorisch ganz und gar nicht glänzend, wahrscheinlich gar ein Stotterer. Und er sucht doch Klarheit und
     Wahrheit, Nähe und Harmonie.
    Seine Sprache gibt die Schärfe seines Denkens, die Widersprüche dieser Welt und die Widersprüche in jedem Einzelnen wieder
     – zusammen mit seinem Gemütszustand.
    Bisweilen hastet er mit seinen Worten über seine Sätze, in Wortkaskaden, zu Gegensatzpaaren gesteigert. Ungewollt verfeinert
     er das Kunstmittel des Anakoluths, der abgebrochenen Rede, wo Gedanken nicht zu Ende geführt werden, sondern vom Leser ergänzt
     werden müssen; weil er nicht viele Worte brauchen kann, weil sie ihn nur stören könnten, um zur Sinnspitze vorzudringen.
    Immer wieder stellt er rhetorisch erscheinende Fragen, vor allem die Frage: »Was sollen wir nun hierzu sagen?« Und |186| dann kommt er zur gesammelten Antwort: »Das sollen wir dazu sagen.« Nirgendwann will er überreden mit menschlicher Weisheit
     oder geschickter Rhetorik, sondern alles solle geschehen »in Erweisung des Geistes und der Kraft« (1. Korinther 2,4). Was
     soll sich erweisen durch ihn? Dass er ein Mitarbeiter ist, nicht mehr und nicht weniger. (Mitarbeiter! – Welche Worte in unserer
     Sprache sind nicht missbrauchbar?)
    Paulus sah den ganzen Jammer und die ganze Jämmerlichkeit des Menschen und auch der christlichen Gemeinden. Dennoch schrieb
     er kühn:
    »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.« (2. Korinther 5,17)
    Und wer da erneuert ist, soll das Neue leben, als ein zum zweiten Mal geborener Mensch. Solche Erneuerung zu anderen tragen,
     also ein Botschafter der Versöhnung an Christi Statt sein, nämlich als einer, der Versöhnung erlebt hat – und das mitten in
     einer Welt von Nachrechnern und Aufrechnern, einer Welt von Hartherzigkeit, Rache, Vergeltung, Herrschsucht und Rechthaberei
     zu wagen.
    Wer Versöhnung erfahren hat, soll nun bestehen – als ein Mithelfer an der Sache Christi. Wir Menschen sollen die Gnade Gottes
     nicht vergeblich, nicht umsonst empfangen haben. Und er will, dass die Missionare in allen Dingen sich als Diener Gottes verstehen:
    »… in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen,
     im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im heiligen Geist,

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