Die Bibel nach Biff
warten, wie alle anderen auch.« Dann sagte er laut, offenbar damit jemand drinnen es hören konnte: »Du scheinst von Beduinen infiziert zu sein! Nun geh!« Und er knallte die Klappe zu.
Ich stand da. Und wartete. Nach ein paar Minuten machte er die Klappe wieder auf.
»Von Beduinen infiziert?«, sagte ich.
»Gib mir eine Chance. Ich bin noch neu. Hast du dir Proviant mitgebracht, damit du durchhältst?« »Ja, die zahnlose Frau hat mir etwas getrocknetes Kamelfleisch verkauft. Ein Sonderangebot.«
»Das muss unrein sein«, sagte Josh.
»Speck, Josua. Du erinnerst dich?«
»Ach ja. Entschuldige. Ich versuche, dir etwas Tee und eine Decke rauszuschmuggeln, aber es wird nicht sofort gehen.«
»Dann lässt mich Kaspar wieder rein?«
»Es hat ihn verblüfft, dass du überhaupt gegangen bist. Er sagte, wenn irgendjemand Disziplin nötig hätte, na, du weißt schon. Ich glaube, es wird wohl eine Strafe geben.«
»Tut mir Leid, dass ich dich allein gelassen habe.«
»Hast du nicht.«
Er grinste und sah dabei mit seinem zweifarbigen Schädel alberner aus als sonst. »Ich will dir etwas mitteilen, was ich bereits gelernt habe.«
»Was denn?«
»Habe ich einst das Sagen und jemand klopft, dann kommt er auch rein. Einen Reisenden, der Obdach sucht, draußen in der Kälte stehen zu lassen, ist ein Eimer ranzige Yakbutter.«
»Amen«, sagte ich.
Josh knallte die Klappe zu, offenbar die vorschriftsmäßige Art und Weise, sie zu schließen. Ich stand da und fragte mich, wie Josua, wenn er denn endlich wusste, wie man Messias war, die Formulierung »ein Eimer ranzige Yakbutter« in eine Predigt einarbeiten wollte. Genau das, was wir Juden brauchten: noch mehr Ernährungsbeschränkungen.
Die Mönche zogen mich aus und gossen mir kaltes Wasser über den Kopf, schrubbten mich energisch mit Bürsten aus Schweineborsten, übergossen mich mit heißem Wasser, schrubbten und übergossen mich mit kaltem Wasser, bis ich sie anschrie, sie sollten endlich aufhören. Da schoren sie mir den Schädel, schnitten dabei großzügige Kerben aus meiner Kopfhaut, spülten das Haar fort, das an meiner Haut klebte, und reichten mir ein frisches, orangefarbenes Gewand, eine Decke und eine hölzerne Reisschale. Später gab man mir ein Paar Latschen, die aus irgendeinem Gras geflochten waren, und ich fertigte mir selbst Socken aus gewebtem Yakhaar, aber das blieb dann auch sechs Jahre lang mein ganzer Besitz: ein Gewand, eine Decke, eine Schale, ein Paar Latschen und Socken.
Als mich Mönch Nummer Acht zu Kaspar führte, dachte ich an meinen alten Freund Bartholomäus, und wie gut es ihm gefallen hätte zu wissen, dass ich mich in Entsagung übte. Oft hatte er mir erzählt, dass Diogenes, der Patriarch der Zyniker, jahrelang eine Schale bei sich trug, doch als er eines Tages sah, wie ein Mann Wasser aus bloßen Händen trank, hatte er erklärt:
»Ich war ein Narr, mich all die Jahre mit der Bürde einer Schale zu belasten, wo sich doch am Ende meiner Handgelenke ein so makelloses Gefäß befindet.«
Ja, nun, das mag für Diogenes schön und gut gewesen sein, aber hätte jemand versucht, mir meine Schale wegzunehmen, als ich nichts anderes besaß, hätte er das Gefäß am Ende seiner Handgelenke sicher eingebüßt.
Kaspar saß in dem kleinen Raum am Boden, die Augen geschlossen, die Hände auf den Knien vor sich gefaltet. Josua saß ihm in der gleichen Stellung gegenüber. Mönch Nummer Acht ging sich verneigend hinaus, und Kaspar schlug die Augen auf.
»Setzen.«
Das tat ich.
»Bei Missachtung der folgenden vier Regeln wirst du aus dem Kloster verstoßen. Erstens: Ein Mönch hat mit niemandem Geschlechtsverkehr, auch nicht mit einem Tier.«
Josua sah mich an und verzog das Gesicht, als erwartete er, dass ich etwas sagen würde, was Kaspar verärgern mochte. Ich sagte: »Gut, kein Geschlechtsverkehr.«
»Zweitens: Ein Mönch darf - ob nun im Kloster oder im Dorf - nichts nehmen, was ihm nicht gegeben ist. Drittens: Sollte ein Mönch absichtlich einem Menschen oder einem Menschengleichen das Leben nehmen, ob mit der Hand oder einer Waffe, wird er verstoßen.«
»Einem Menschengleichen?«, fragte ich.
»Das wirst du noch sehen«, sagte Kaspar. »Viertens: Ein Mönch, der behauptet, übermenschliche Zustände oder die Weisheit der Heiligen erlangt zu haben, ohne dass es der Fall wäre, wird verstoßen. Hast du diese vier Regeln verstanden?«
»Ja«, sagte ich. Josua nickte.
»Sei dir darüber im Klaren, dass es keine mildernden
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