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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Vor vielen Jahren war er aus Indien, wo er als Prinz geboren wurde, nach China gekommen, um den Kaiser und sein Gefolge die wahre Bedeutung des Buddhismus' zu lehren, da diese im Lauf der Jahre durch Dogmen und Überinterpretation der Schriften verloren gegangen war.
    Bei seiner Ankunft fragte der Kaiser Kaspar: »Was habe ich für meine guten Taten verdient?«
    »Nichts«, sagte Kaspar.
    Der Kaiser war entgeistert, denn er fürchtete, er sei in all den Jahren seinem Volk gegenüber vergeblich großzügig gewesen.
    Er sagte: »Nun, und was ist dann die Essenz des Buddhismus?«
    »Endlose Lerche«, sagte Kaspar.
    Der Kaiser hatte Kaspar aus dem Tempel geworfen, woraufhin der junge Mönch zwei Entschlüsse fasste: Erstens wollte er beim nächsten Mal, wenn man ihm diese Frage stellte, eine bessere Antwort parat haben; und zweitens wollte er besser Chinesisch sprechen, bevor er wieder mit jemand derart Hochstehendem sprach. Er hatte sagen wollen: »Endlose Leere«, nur hatte er die Worte verwechselt.
    Wie die Legende weiter berichtet, sei Kaspar anschließend auf die Höhle gestoßen, die jetzt das Kloster beherbergte, und habe sich zum Meditieren hingesetzt, entschlossen, dort zu bleiben, bis ihm die Erleuchtung käme. Neun Jahre später stieg er vom Berg herab, und die Leute aus dem Dorf erwarteten ihn mit Speisen und Geschenken.
    »Meister, wir bitten um Euren heiligen Rat. Was habt Ihr uns zu sagen?«, flehten sie.
    »Ich muss echt mal pinkeln«, sagte der Mönch. Und da wussten alle Dorfbewohner, dass er tatsächlich den Geisteszustand aller Buddhas erreicht hatte, das »Nicht-Ich«, wie wir es nannten.
    Die Dörfler flehten Kaspar an, bei ihnen zu bleiben, und sie halfen ihm, das Kloster in ebenjener Höhle einzurichten, in der er seine Erleuchtung gefunden hatte. Während der Bauzeit wurden die Dorfbewohner mehrmals von Banditen überfallen, und obwohl seiner Überzeugung nach niemand ein anderes Lebewesen töten durfte, war er doch der Ansicht, diese Leute sollten eine Möglichkeit bekommen, sich zu verteidigen. So sann er nach, bis er eine Methode zur Selbstverteidigung entwickelt hatte, beruhend auf verschiedenen Bewegungen, die er von den Yogis in seiner Heimat Indien kannte. Diese wiederum brachte er erst den Dörflern und anschließend den Mönchen bei, die sich seinem Kloster angeschlossen hatten. Er nannte seine Disziplin Kung-Fu, was übersetzt heißt: »Methode, mit der dir kleine, kahle Männer einen kräftigen Tritt in den Hintern geben können.«
    Unser Kung-Fu-Training begann mit Pfahlhüpfen. Nach Frühstück und Morgenmeditation führte uns Mönch Nummer Drei - anscheinend der Älteste unter den Mönchen - auf den Klosterhof, wo wir einen Stapel Pfähle vorfanden, sechzig Zentimeter lang und eine Spanne im Durchmesser. Er ließ uns die Pfähle in gerader Linie hintereinander legen, jeweils mit etwa einem halben Schritt Abstand. Dann ließ er uns auf einen der Pfähle hüpfen und balancieren. Nachdem wir beide den größten Teil des Morgens damit zugebracht hatten, uns von den groben Steinfliesen zu erheben, balancierten wir schlussendlich beide auf einem Bein, jeweils am Ende eines Pfahles.
    »Und was jetzt?«, fragte ich.
    »Nichts weiter«, sagte Nummer Drei. »Nur stehen.«
    Also standen wir. Stundenlang. Die Sonne wanderte über den Himmel, meine Beine und mein Rücken fingen an zu schmerzen, und immer wieder fielen wir herunter, so dass uns Nummer Drei anbrüllte, wir sollten wieder auf den Pfahl springen. Als es dunkel wurde und wir einige Stunden gestanden hatten, ohne herunterzufallen, sagte Nummer Drei: »Jetzt hüpft auf den nächsten Pfahl.«
    Ich hörte, wie Josua schwer seufzte. Ich blickte die Pfahlreihe entlang und sah den Schmerz, der vor uns lag, sofern wir den ganzen Spießrutenlauf absolvieren sollten. Josua stand neben mir am Ende der Reihe, so dass er auf den Pfahl würde hüpfen müssen, auf dem ich stand. Ich selbst musste nicht nur auf den nächsten Pfahl springen und landen, ohne hinzufallen, sondern ich würde auch dafür sorgen müssen, dass ich den Pfahl, den ich verließ, nicht ins Rollen brachte.
    »Jetzt!«, sagte Nummer Drei.
    Ich sprang und landete daneben. Der Pfahl kippelte unter mir, und ich schlug mit dem Kopf auf die Steine, dass ein weißer Blitz vor meinen Augen zuckte und ein Feuerstrahl an meinem Hals hinunterfuhr. Bevor ich wieder bei mir war, stolperte Josua und fiel über mich. »Danke«, sagte er, voller Freude darüber, dass er auf einem weichen

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