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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Kopf versetzte. »Ich sagte: Setzen!«, sagte er.
    Da setzten wir uns auf.
    »Mann, ey«, sagte ich und rieb an der Beule herum, die über meinem Ohr anschwoll.
    »Hört zu«, sagte Kaspar und hob den Stock, um klarzustellen, was genau er meinte.
    Wir lauschten, als sollten jeden Augenblick alle Geräusche dieser Welt abgestellt werden und als müssten wir zuvor welche bunkern. Ich glaube, einen Moment lang habe ich sogar aufgehört zu atmen.
    »Gut«, sagte Kaspar, legte den Stock beiseite und schenkte Tee in drei schlichte Schalen auf dem Tisch.
    Wir sahen uns den Tee an, der dort stand und dampfte ... sahen ihn nur an. Kaspar lachte wie ein kleiner Junge, und aller Ernst und alle Autorität waren verflogen. Er hätte auch ein gütiger, älterer Onkel sein können. Tatsächlich erinnerte er mich, sah man von seinen deutlich indischen Zügen ab, sehr an Josef, Josuas Stiefvater.
    »Kein Messias«, sagte Kaspar und wechselte ins Chinesische.
    »Versteht ihr?«
    »Ja«, sagten Josua und ich im Chor.
    Augenblicklich hielt er den Bambusstock wieder in der Hand, der auf Josuas Kopf niedersauste. Ich schützte meinen Kopf mit den Armen, doch der erwartete Hieb blieb aus.
    »Habe ich den Messias geschlagen?«, fragte Kaspar Josua.
    Josua schien ehrlich verblüfft. Er hielt inne, rieb die Stelle an seinem Kopf, als ihn der nächste Hieb über dem Ohr traf. Scharf - und harsch klang der Schlag im winzigen Steinraum.
    »Habe ich den Messias geschlagen?«, wiederholte Kaspar.
    Josuas dunkelbraune Augen verrieten weder Schmerz noch Furcht, nur ein abgrundtiefes Erstaunen - wie ein Kalb, dem der Tempelpriester eben die Kehle durchschnitten hatte.
    Wieder pfiff der Stock durch die Luft, doch diesmal fing ich ihn ab, riss ihn Kaspar aus der Hand und warf das Ding aus dem Fenster. Eilig faltete ich die Hände und blickte vor mir auf den Tisch. »Ich bitte um Vergebung, Meister«, sagte ich. »Aber wenn Ihr ihn noch einmal schlagt, werde ich Euch töten.«
    Kaspar stand auf, ich fürchtete mich, ihn anzusehen (oder auch Josua). »Ego«, sagte der Mönch. Und ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.
    Schweigend saßen Josua und ich ein paar Minuten da, dachten nach und rieben an unseren Beulen herum. Also, es war ja eine interessante Reise gewesen und alles, aber von jemandem, der ihn jedes Mal mit dem Stock schlug, sobald die Rede darauf kam, dass er der Messias war, würde Josua sicher nicht lernen, Messias zu sein - was, wie ich dachte, doch der Grund unserer Reise gewesen war. Ich trank die Schale mit dem Tee leer, die vor mir stand, dann die andere, die Kaspar hatte stehen lassen.
    »Zwei weise Männer abgehakt, bleibt nur noch einer«, sagte ich. »Wir sollten uns lieber was zum Frühstück beschaffen, wenn wir aufbrechen wollen.«
    Josua glotzte mich ebenso verblüfft an, wie er vor ein paar Minuten Kaspar angesehen hatte. »Glaubst du eigentlich, er braucht den Stock?«
    Mönch Nummer Sieben gab unsere Taschen heraus und verneigte sich tief. Dann kehrte er ins Kloster zurück, schloss die Tür und ließ Josua und mich draußen beim Gong zurück. Es war ein klarer Morgen, wir sahen den Rauch der Herdfeuer unten im Dorf aufsteigen.
    »Wir hätten um ein wenig Frühstück bitten sollen«, sagte ich. »Es wird ein langer Abstieg werden.«
    »Ich gehe nicht«, sagte Josh.
    »Du machst Witze.«
    »Es gibt für mich hier viel zu lernen.«
    »Etwa wie man verprügelt wird?«
    »Vielleicht.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Kaspar mich wieder hereinlässt. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er von mir begeistert.«
    »Du hast gedroht, ihn umzubringen.«
    »Hab ich nicht. Ich habe ihn gewarnt, dass ich ihn umbringen würde. Ein Riesenunterschied.«
    »Du willst also nicht bleiben?«
    Und da war sie, die Frage. Würde ich bei meinem besten Freund verweilen, kalten Reis essen, auf dem kaltem Boden schlafen, mich von einem geisteskranken Mönch misshandeln und mir allerhöchstwahrscheinlich den Schädel spalten lassen, oder würde ich gehen? Wohin gehen? Nach Hause? Zurück nach Kabul, zu Wonne? Trotz der langen Reise schien es mir einfacher, den Weg zu nehmen, den ich gekommen war. Dort erwartete mich zumindest ein gewisses Maß an Vertrautheit. Aber wenn ich es mir einfach machen wollte, weshalb war ich dann überhaupt hier?
    »Bist du sicher, dass du bleiben musst, Josh? Können wir uns nicht auf die Suche nach Melchior machen?«
    »Ich weiß, dass ich hier etwas lernen kann.« Josua griff nach dem Schlagstock und ließ den Gong

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