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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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verstieß damit klar gegen mein impliziertes, wenn nicht sogar ausgesprochenes Urheberrecht auf den Sarkasmus. (Ja, wir haben Gerichtsfernsehen im Hotelzimmer, wieso?)
    »Es gibt vier Kasten«, sagte Rumi, »Die Brahmanen oder Priester, die Kshatriyas oder Krieger, dann die Vaisyas, die Bauern oder Händler, und Sudras, die Arbeiter. Es gibt noch einige Unterkasten, aber das sind die Wichtigsten. Jeder Mensch wird in eine Kaste geboren, und in dieser Kaste bleibt er, bis er stirbt. Dann wird er in einer höheren oder niederen Kaste wiedergeboren, was durch sein Karma bestimmt ist, oder durch das, was er in seinem letzten Leben getan hat.«
    »Wir wissen das mit dem Karma«, sagte ich. »Wir sind buddhistische Mönche.«
    »Ketzer!«, zischte Rumi.
    »Du kannst mich mal, du glubschäugiger, dürrer, brauner Kerl«, sagte ich.
    »Du bist ein dürrer, brauner Kerl!«
    »Nein, du bist ein dürrer, brauner Kerl!«
    »Nein, du bist ein dürrer, brauner Kerl!«
    »Wir sind alle dürre, braune Kerle«, sagte Josua, damit Frieden herrschte.
    »Ja, aber er ist glubschäugig.«
    »Und du bist ein Ketzer.«
    »Du bist ein Ketzer!«
    »Nein, du bist ein Ketzer.«
    »Wir sind alle dürre, braune Ketzer«, sagte Josua, damit wir uns beruhigten.
    »Ja, natürlich bin ich dürr«, sagte ich. »Sechs Jahre kalter Reis und Tee und im ganzen Land gibt es keinen Bissen Rindfleisch zu kaufen.«
    »Du würdest Rindfleisch essen? Du Ketzer!«, schrie Rumi.
    »Genug!«, rief Josua.
    »Niemand darf eine Kuh essen. Kühe sind wiedergeborene Seelen auf dem Weg ins nächste Leben.«
    »Gottseliges Rind«, sagte Josh.
    »Das sag ich doch gerade.«
    Josua schüttelte den Kopf, als wollte er seine wirren Gedanken ordnen. »Du hast gesagt, es gibt vier Kasten, aber kein Wort von den Unberührbaren.«
    »Harijans, Unberührbare haben keine Kaste, wir sind die Untersten der Unteren. Wir müssen viele Leben leben, bis wir auch nur auf die Ebene einer Kuh kommen, und dann können wir vielleicht in eine höhere Kaste aufsteigen. Wenn wir dann unserem Dharma, unserer Pflicht als höhere Kaste folgen, können wir vielleicht eins mit Brahma werden, dem universellen Geist, der in allem steckt. Ich kann nicht glauben, dass ihr das nicht wisst. Habt ihr in einer Höhle gelebt?«
    Schon wollte ich darauf hinweisen, dass sich Rumi mit seiner Kritik daran, wo wir gelebt hatten, lieber mäßigen sollte, als Josua mir ein Zeichen gab, darüber hinwegzusehen. Stattdessen sagte ich: »Also steht ihr im Kastensystem noch unter einer Kuh?«
    »Ja.«
    »Diese Brahmanen würden also keine Kuh essen, aber sie holen deine Tochter und töten sie für ihre Göttin?«
    »Und essen sie«, sagte Rumi mit hängendem Kopf. »Um Mitternacht am Abend des Festes fesseln sie die Kinder an Holzelefanten. Dann schneiden sie den Kindern die Finger ab und geben je einen an den Vorstand einer jeden Brahmanen- familie. Dann fangen sie ihr Blut in einem Becher auf, und jeder aus der Familie kostet es. Sie können den Finger essen oder ihn als Glücksbringer vergraben. Danach werden die Kinder auf den Holzelefanten zerhackt.« »Das können sie doch nicht machen«, sagte Josua.
    »O doch, der Kult der Kali kann machen, was er will. Es ist ihre Stadt, Kalighat.« ( »Kalkutta« auf der Vielflieger karte.) »Meine kleine Vitra ist verloren. Wir können nur beten, dass sie auf einer höheren Ebene wiedergeboren wird.«
    Josua tätschelte die Hand des Unberührbaren. »Warum hast du Biff einen Ketzer genannt, als er dir gesagt hat, dass wir Buddhistenmönche waren?«
    »Dieser Gautama hat gesagt, dass ein Mensch direkt von jeder Ebene zu Brahma gelangen kann, ohne sein Dharma zu erfüllen, und das ist Ketzerei.«
    »Das wäre doch besser für dich, oder? Wo du doch ganz unten auf der Leiter stehst.«
    »Man kann nicht glauben, was man nicht glaubt«, sagte Rumi. »Ich bin ein Unberührbarer, weil mein Karma es diktiert.«
    »Na klar«, sagte ich. »Macht ja keinen Sinn, ein paar Stunden unter einem Bodhibaum zu sitzen, wenn man das Gleiche mit ein paar tausend Lebensspannen Kummer und Elend erreichen kann.«
    »Mal abgesehen davon, dass du kein Jude bist und sowieso ewige Verdammnis erleiden musst«, sagte Josh.
    »Ja, darüber sehen wir jetzt mal hinweg.«
    »Aber deine Tochter holen wir zurück«, sagte Josua.

    Josua wollte einfach nach Kalighat gehen und im Namen all dessen, was gut und gerecht ist, die Freilassung von Rumis Tochter und allen anderen Opfern fordern. Josuas Lösung lautete

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