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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Gesellschaft gewesen. Viel zu lange.
    »Würdest du es gern versuchen? Dieses Leid. Mit mir?«
    »Ja«, sagte ich. Alles Training, alle Disziplin, alle Selbstbeherrschung, mit einem Wort dahin.
    »Hast du zwanzig Rupien?«
    »Nein.«
    »Dann leide«, sagte sie und trat zurück.
    »Siehst du, hab ich doch gesagt.«
    Dann ging sie fort, ließ den Duft von Sandelholz und Rosen hinter sich zurück, als sie zur Tür ging, und ihre Hüften winkten mir durch den ganzen Raum zum Abschied. Die Reifen um Arme und Knöchel klingelten wie kleine Tempelglöckchen, die mich zur Andacht in ihre geheime Grotte riefen. An der Tür lockte sie mich mit dem Zeigefinger, und ich folgte willig.
    »Ich heiße Kashmir«, sagte sie. »Komm wieder. Ich lehre dich uralte und heilige Weisheit. Je eine Seite. Je zwanzig Rupien.«
    Ich nahm meine blöden, kümmerlichen, nutzlosen Reiskörner und kehrte zu meinen heiligen, blöden, nutzlosen, blöden, männlichen Freunden auf dem Kliff zurück.

    »Ich habe etwas Reis mitgebracht«, sagte ich zu Josua, als ich wieder in meine Nische im Kliff geklettert war. »Melchior kann diese Sache mit dem Reis machen, und dann haben wir genug fürs Abendessen.«
    Josh saß auf dem Sims seiner Nische, die Beine zum Lotussitz gefaltet, die Hände in der Mudra des barmherzigen Buddha.
    »Melchior lehrt den Pfad zum Göttlichen Funken«, sagte Josua.
    »Zuerst muss man den Geist beruhigen. Deshalb muss man soviel körperliche Disziplin aufbringen, auf seine Atmung achten, sich so gänzlich unter Kontrolle haben, dass man über die Illusion seines eigenen Körpers hinwegsehen kann.«
    »Und wo ist der Unterschied zu dem, was wir im Kloster gemacht haben?«
    »Der ist fein, aber es ist etwas anders. Dort ritt der Geist auf der Woge des Handelns, man konnte meditieren, während man auf Pfählen stand, Pfeile schoss, kämpfte. Es gab kein Ziel, weil man nirgends anders als im Augenblick sein wollte. Hier ist das Ziel, über den Augenblick hinauszusehen, in die Seele. Ich glaube, ich bekomme eine Ahnung davon. Ich lerne die Stellungen. Melchior sagt, dass ein geübter Yogi seinen ganzen Körper durch einen Reifen von der Größe seines Kopfes zwängen kann.«
    »Das ist toll, Josh. Sinnvoll. Und jetzt will ich dir von dieser Frau erzählen, die ich getroffen habe.« Damit sprang ich auf Joshs Sims hinüber und begann, ihm von meinem Tag zu berichten, von der Frau, dem Kama Sutra und meiner Ansicht, dass das genau die Art von Information sein könnte, die ein junger Messias brauchte.
    »Ihr Name ist Kashmir, was weich und teuer heißt.«
    »Aber sie ist eine Prostituierte, Biff.«
    »Prostituierte haben dich nicht gestört, als ich dir helfen sollte, etwas über Sex zu erfahren.«
    »Sie stören mich noch immer nicht, aber du hast doch gar kein Geld mehr.«
    »Ich habe das Gefühl, sie mag mich. Ich glaube, sie würde es mir vielleicht pro bono machen, wenn du weißt, was ich meine, hm?« Ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Rippen und zwinkerte.
    »Du meinst zum Wohle der Allgemeinheit. Hast du alles Latein vergessen? >Pro bono< bedeutet >zum Wohle der Allgemeinheit<.«
    »Oh. Ich dachte, es bedeutet was anderes. Dafür wird sie es mir nicht machen.«
    »Nein, wohl nicht«, sagte Josh.

    Also machte ich mich am nächsten Morgen gleich als Erstes wieder auf den Weg nach Nicobar, entschlossen, mir Arbeit zu suchen, aber mittags saß ich dann doch neben einem der blinden, beinlosen Bettlerkinder auf der Straße.
    »Hör mal, Junior, du siehst müde aus. Soll ich ein bisschen auf deine Schale achten, während du Pause machst?«
    »Nimm deine Hand da raus!« Der Junge packte mich beim Handgelenk (mich, den Kung-Fu-Meister). Er war schnell. »Ich weiß, was du vorhast.«
    »Okay, gut, wie wäre es, wenn ich dir ein paar Zaubertricks zeige? Ein paar kleine Taschenspielereien?«
    »Oh, das wäre toll. Ich bin blind.«
    »Hör mal, du musst schon wissen, was du willst.«
    »Ich ruf den Gildemeister, wenn du nicht gehst.«
    Also ging ich, niedergeschlagen, bezwungen ... mit nicht mal genügend Geld, um mir den Rand einer Seite im Kama Sutra anzusehen. Ich schlich zum Kliff zurück, kletterte in meine Nische und beschloss, mich mit etwas kaltem Reis zu trösten, der noch vom Abendessen übrig war. Ich klappte meinen Beutel auf und ...
    »Ahhh!« Ich schreckte zurück. »Josh, was machst du da drinnen?« Und er war tatsächlich da drinnen, sein glückseliges, altes Josua-Gesicht mit je einer Fußsohle wie große Ohren an beiden

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