Die Bibel nach Biff
sagte ich.
»Du bist derjenige, der die Menschen von ihren Sünden reinwäscht, damit ihnen vergeben wird«, fügte Josua hinzu.
»Ich weiß, aber liederliche Nichtjuden im Reich Gottes.« Er schüttelte den Kopf, nachdem ihm der Messias höchstpersönlich versicherte, dass die Welt zum Teufel ging. Was ihn im Grunde nicht hätte überraschen sollen, da genau das seit zehn Jahren seine Botschaft war. »Kommt, ich zeige euch, wo ihr wohnen könnt.«
Kurz nachdem ich ihm auf der Straße nach Jerusalem begegnet war, hatte sich Johannes den Essenern angeschlossen. Als Essener konnte man nicht geboren werden, denn sie lebten allesamt im Zölibat, selbst die Verheirateten. Darüber hinaus enthielten sie sich berauschender Getränke, befolgten streng die jüdischen Essensvorschriften und waren absolut manisch darin, sich selbst körperlich von Sünden reinzuwaschen, was für Johannes der große Verkaufsanreiz war. Sie hatten in der Wüste außerhalb von Jericho eine blühende Gemeinde namens Qumran, einen kleinen Ort aus steinernen Häusern, eine Schreibstube zum Kopieren von Schriftrollen, und sogar Aquädukte, mit denen sie aus den Bergen Wasser für ihre rituellen Bäder holten. Einige von ihnen lebten in den Höhlen über dem Toten Meer, wo sie Krüge mit heiligen Schriften aufbewahrten, aber die Eifrigsten unter den Essenern, zu denen Johannes zählte, gestatteten sich nicht einmal die Bequemlichkeit einer Höhle. Er zeigte uns eine Unterkunft in der Nähe seiner eigenen.
»Das ist ein Loch!«, sagte ich.
Drei Löcher, um genau zu sein. Ich denke, es spricht wohl einiges dafür, eine Grube für sich allein zu haben. Bartholomäus richtete sich bereits mit seinen zahlreichen Hundefreunden in seiner neuen Grube häuslich ein.
»Ach Johannes«, sagte Josua, »erinnere mich doch daran, dir bei Gelegenheit vom Karma zu erzählen.«
Über ein Jahr lang lernte Josua von Johannes, wie man die rechten Worte fand, damit die Menschen einem folgten. Ich lebte solange in einem Loch.
Es ergibt Sinn, wenn man darüber nachdenkt. Siebzehn Jahre hatte Josua sein Leben damit zugebracht, entweder zu studieren oder still herumzusitzen. Was verstand er schon von Kommunikation? Die letzte Botschaft, die er von seinem Vater bekommen hatte, bestand aus fünf Worten, also hatte er von Seiten seiner Familie nicht eben rhetorisches Talent geerbt. Johannes hingegen predigte nun schon siebzehn Jahre, und der quirlige Kerl konnte ernstlich predigen. Bis zur Hüfte stand er im Jordan, wedelte mit den Armen, rollte mit den Augen und wühlte die Luft mit einer Predigt auf, die einen glauben machte, dass sich die Wolken teilen würden und die Hand Gottes höchstselbst daraus hervorkäme, dich bei den Eiern packte und schüttelte, bis das Böse wie lose Milchzähne aus dir herausgeklappert kam. Eine Stunde Predigt von Johannes, und man fand sich nicht nur in der Schlange wieder, um sich taufen zu lassen, sondern man sprang gleich in den Fluss und versuchte, den Schleim am Grund zu atmen, nur um sich von seiner eigenen Erbärmlichkeit zu befreien.
Josua sah zu, lauschte und lernte. Johannes glaubte tief und fest daran, wer Josua war und was er tun würde, jedenfalls soweit er es verstand, aber der Täufer machte mir Sorgen. Johannes erregte die Aufmerksamkeit des Herodes Antipas. Herodes hatte Herodia, die Frau seines Bruders Philip, geehelicht, ohne vorher eine Scheidung zu erwirken, was nach jüdischem Gesetz verboten war, nach den strengeren Gesetzen der Essener eine absolute Schandtat und ein Thema, das sehr gut zu Johannes' wiederkehrendem Thema der »liederlichen Menschen« passte. Mir fiel auf, dass sich Soldaten aus Herodes' persönlicher Garde am Rand der Menge herumtrieben, wenn Johannes predigte.
Ich sprach den Täufer eines abends darauf an, als er von einem heiligen Zornesausbruch aus der Wildnis kam und über mich, Josua, Bartholomäus und einen Neuen herfiel, in dessen Gesellschaft wir uns eben an unseren Heuschrecken gütlich taten.
»Liederlich!«, rief Johannes mit seiner »Donner des Elias« - Stimme und fuchtelte mit einem Finger vor Barts Nase herum.
»Ja, Johannes, Bartholomäus steckt gern mal einen weg«, sagte ich, Sarkasmus predigend.
»Stimmt«, sagte Bart.
»Ich meinte bei menschlichen Wesen, Bart.«
»Oh. Ach so. Na gut.«
Johannes fuhr zu dem Neuen herum, der seine Hände hob.
»Ich bin neu«, sagte er.
Derart abgeblockt wandte sich Johannes Josua zu.
»Keusch«, sagte Josua. »Bin ich immer gewesen,
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