Die Bibel nach Biff
sagte er, dann trat er neben das Haus, wo man Trinkwasser in großen Steinkrügen aufbewahrte. Ein paar Minuten später kam er mit einem Weinkrug und Bechern für uns alle wieder. Ein Aufschrei ging durch die Feiernden, und plötzlich schienen alle einen Zahn zuzulegen. Man schenkte Krüge und Becher voll, trank aus und schenkte wieder nach, und wer bei den Weinkrügen gestanden hatte, erklärte bald, ein Wunder sei geschehen, Josua von Nazareth habe Wasser in Wein verwandelt. Ich suchte ihn, konnte ihn aber nirgends finden. Nachdem er sein Leben lang ohne Sünde gewesen war, kam Josua mit Schuld nicht gut zurecht, und so zog er sich zurück, um die Schuldgefühle zu betäuben, die er wegen Johannes' Verhaftung empfand.
Nach ein paar Stunden List und Tücke konnte ich Maggie dazu überreden, sich mit mir zum hinteren Tor hinauszuschleichen.
»Maggie, komm mit uns. Du hast mit Josua gesprochen. Du hast den Wein gesehen. Er ist derjenige, welcher.«
»Ich wusste immer schon, dass er es ist, aber ich kann nicht mit euch kommen. Ich bin verheiratet.«
»Ich dachte, du wolltest Fischerin werden.«
»Und ich dachte, du wolltest Dorftrottel werden.«
»Ich bin noch immer auf der Suche nach einem geeigneten Dorf. Hör mal, bring Jakan dazu, sich von dir scheiden zu lassen.«
»Für jeden Scheidungsgrund könnte er mich auch töten lassen. Ich habe gesehen, wie er andere gerichtet hat, Biff. Ich habe gesehen, wir er den Pöbel bei Steinigungen angeführt hat. Ich habe Angst vor ihm.«
»Ich habe im Osten gelernt, wie man Gift mischt.« Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe und grinste. »Hm?«
»Ich werde meinen Mann nicht vergiften.«
Ich stieß einen verzweifelten Seufzer aus, den ich von meiner Mutter gelernt hatte. »Dann verlasse ihn und komm mit uns, weit weg von Jerusalem, wo er dich nicht finden kann. Dann muss er sich von dir scheiden lassen, um sein Gesicht zu wahren.«
»Warum sollte ich ihn verlassen, Biff? Damit ich einem Mann folgen kann, der mich nicht will und mich nicht mal nehmen würde, wenn er mich wollte?«
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Mir war, als bohrten sich mir Messer in die Brust. Ich sah auf meine Sandalen hinab und tat, als steckte etwas in meinem Hals.
Maggie kam näher, schlang ihre Arme um mich und lehnte ihren Kopf an meine Brust. »Es tut mir Leid«, sagte sie.
»Ich weiß.«
»Beide habt ihr mir gefehlt, aber du allein hast mir auch gefehlt.«
»Ich weiß.«
»Ich werde nicht mit dir schlafen.«
»Ich weiß.«
»Dann hör bitte auf, das da an mir zu reiben.«
»Okay«, sagte ich.
In diesem Augenblick stolperte Josua durchs Tor und rempelte uns an. Wir fingen erst uns und dann ihn, ohne dass jemand zu Boden ging. Der Messias hielt den Hasen des kleinen Mädchens, er drückte ihn an seine Brust, dass die großen, schwarzen Pfoten baumelten. Er war sturzbetrunken. »Wisst ihr was?«, sagte Josh.
»Ich liebe Häschen. Sie machen keine Mühe, und sie bellen auch nicht. Fortan und für alle Zeit verfüge ich, dass immer wenn mir etwas Böses widerfährt, Häschen in der Nähe sein sollen. So soll es geschrieben stehen. Mach schon, Biff, schreib es auf.« Er winkte mir unter dem Häschen hindurch zu, dann wandte er sich um und machte sich wieder auf den Weg durchs Tor. »Wo ist der verflixte Wein? Mein Häschen ist völlig ausgetrocknet!«
»Siehst du«, sagte ich zu Maggie. »Das willst du doch wohl nicht verpassen. Häschen!«
Sie lachte. Meine liebste Musik.
»Ich gebe euch Nachricht«, sagte sie. »Wohin wollt ihr?«
»Keine Ahnung.«
»Ich gebe euch Nachricht.«
Es war Mitternacht. Die Party ging zu Ende, und ich saß mit den Aposteln draußen auf der Straße vor dem Haus. Josua war umgekippt, und Bartholomäus hatte ihm einen kleinen Hund als Kissen unter den Kopf geschoben. Bevor er gegangen war, hatte mir Jakobus unmissverständlich klar gemacht, dass wir in Nazareth nicht willkommen seien.
»Also?«, sagte Philippus. »Dann können wir wohl nicht zurück, um Johannes zu holen.«
»Tut mir Leid, dass ich die Kamele nicht gefunden habe«, sagte Bartholomäus.
»Die Leute haben mich wegen meiner blonden Haare gehänselt«, sagte Nathanael.
»Ich dachte, du kommst aus Kana«, sagte ich. »Hast du hier nicht Familie, bei der wir wohnen können?«
»Pest«, sagte Nathanael.
»Pest«, sagten wir alle und nickten. Kann vorkommen.
»Die werdet ihr wahrscheinlich brauchen«, hörten wir eine Stimme aus der Dunkelheit. Wir alle blickten auf und
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