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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sahen einen kleinen Mann mit kräftiger Statur aus dem Dunkel treten, mit unseren Kamelen an der Leine.
    »Die Kamele«, sagte Nathanael.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, sagte der Mann. »Die Söhne meines Bruders haben sie heute Abend zu uns nach Kapernaum mitgebracht. Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, sie Euch zurückzubringen.«
    Ich stand auf, und er reichte mir die Zügel. »Sie sind gefüttert und getränkt.« Er deutete auf Josua, der auf seinem Hundekissen lag und schnarchte. »Trinkt er immer so viel?«
    »Nur wenn ein bedeutender Prophet verhaftet wurde.«
    Der Mann nickte. »Ich habe gehört, was er mit dem Wein gemacht hat. Es heißt auch, er hätte heute Nachmittag in Kana einen Lahmen geheilt. Ist das wahr?«
    Wir alle nickten.
    »Wenn Ihr nicht wisst, wo Ihr unterkommen sollt, könntet Ihr für ein, zwei Tage mit mir nach Kapernaum kommen. Das sind wir Euch wohl mindestens schuldig nach der Sache mit den Kamelen.«
    »Wir haben kein Geld«, sagte ich.
    »Dann werdet Ihr Euch gleich wie zu Hause fühlen. Ich heiße Andreas.«
    Und damit waren wir sechs.
    26

    Man kann die ganze Welt bereisen, und doch immer wieder etwas Neues lernen. Auf dem Weg nach Kapernaum beispielsweise habe ich gelernt, dass man einen Betrunkenen über ein Kamel hängen und vier Stunden baumeln lassen kann, bis sämtliche Gifte am einen oder anderen Ende herausgekommen sind.
    »Irgendjemand muss dieses Kamel waschen, bevor wir in die Stadt kommen«, sagte Andreas.
    Wir reisten am Ufer des Sees Genezareth entlang (der gar kein See war). Der Mond war fast voll und spiegelte sich darin wie in einer Quecksilberpfütze. Es fiel Nathanael als Neuem zu, das Kamel zu putzen ... (Josua hatte Andreas noch nicht wirklich kennen gelernt, und Andreas hatte noch nicht wirklich eingewilligt, sich uns anzuschließen, daher galt er noch nicht offiziell als unser Neuer.) Da Nathanael seine Sache mit dem Kamel so gut machte, ließen wir ihn auch gleich Josua waschen. Als er den Messias im Wasser hatte, kam Josua gerade so lange wieder zu sich, dass er etwas nuscheln konnte, was klang wie:
    »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.«
    »Das ist wirklich traurig«, sagte Nathanael.
    »Ja, das ist es«, sagte ich. »Tauch ihn nochmal unter. Er hat noch immer Kotze im Bart.«
    Und so kam Josua - geläutert und feucht über einem Kamel hängend - im Mondenschein nach Kapernaum, wo man ihn willkommen hieß, als sei er dort zu Hause.

    »Hinaus!«, kreischte die alte Frau. »Raus aus meinem Haus, aus dem Dorf, aus Galiläa meinethalben! Hier bleibt ihr jedenfalls nicht.«
    Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem See, der Himmel in gelb und orange gemalt, und sanfte Wellen schwappten unter den Kielen der Fischerboote vor Kapernaum. Das Dorf lag nur einen Steinwurf vom Wasser entfernt, und goldenes Sonnenlicht fiel von den Wellen auf die schwarzen Mauern der Häuser, dass es schien, als tanzte das Licht zum Geschrei der Möwen und der übrigen Vögel. Die Häuser standen in zwei großen Pulks, hatten gemeinsame Wände und Eingänge von allen Seiten. Sie alle waren ebenerdig. Eine kleine Hauptstraße führte zwischen den beiden Pulks durchs Dorf. Am Straßenrand standen ein paar Buden und eine Schmiede, und auf dem kleinen Platz gab es eine Synagoge, die aussah, als böte sie weit mehr Gläubigen Platz als nur den dreihundert Dorfbewohnern. Allerdings reihte sich am Seeufer ein Dorf ans nächste, und wir vermuteten, dass die Synagoge vielleicht einer ganzen Reihe von Dörfern diente. Es gab keinen Brunnenplatz, wie bei den meisten Dörfern im Inland, weil die Leute ihr Wasser aus dem See oder einer nahen Quelle holten, aus der sauberes, kaltes Wasser fast vier Meter hoch in die Luft schoss.
    Andreas hatte uns im Haus seines Bruders Petrus untergebracht, und wir hatten im großen Zimmer zwischen den Kindern geschlafen, wenn auch nur wenige Stunden, bis uns Petrus' Schwiegermutter weckte und aus dem Haus jagte. Josua hielt seinen Kopf mit beiden Händen, als wollte er verhindern, dass er ihm vom Hals kullerte.
    »Ich dulde keine Schnorrer und Strolche in meinem Haus«, rief die Alte, als sie uns meinen Beutel hinterherwarf.
    »Autsch«, sagte Josua und zuckte bei dem Lärm zusammen.
    »Wir sind in Kapernaum, Josh«, sagte ich. »Ein Mann namens Andreas hat uns hergebracht, weil seine Neffen unsere Kamele gestohlen hatten.« »Du hast

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