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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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war unrecht«, sagte Josua den Tränen nah. »Ihr hattet kein Recht, den Mann zu töten.«
    Der Mörder hielt die blutige Klinge an sein Gesicht und grinste uns an. »Steht denn nicht geschrieben, dass Moses erst zum Propheten wurde, nachdem er einen ägyptischen Sklaventreiber ermordet hatte? Gott allein ist unser Herr!«
    »Sikarier«, sagte ich.
    »Ja, Junge, Sikarier. Erst wenn alle Römer tot sind, wird der Messias kommen, um uns zu befreien. Ich diene Gott, indem ich diesen Tyrannen töte.« 
    »Ihr dient dem Bösen«, sagte Josua. »Der Messias will das Blut dieses Römers nicht.«
    Der Attentäter hob seine Klinge und ging auf Josua zu. Maggie und ich wichen zurück, doch Josua blieb stehen. Der Attentäter packte ihn vorn an seinem Hemd und zog ihn nah heran.
    »Was verstehst du schon davon, Junge?«
    Deutlich erkannten wir das Gesicht des Mörders im Mondschein. Maggie stöhnte: »Jeremias.«
    Ihre Augen wurden groß, weil sie sich fürchtete oder weil sie ihn erkannte, ich weiß nicht, weshalb. Er ließ Josua los und tat, als wollte er sich Maggie greifen. Ich zog sie fort.
    »Maria?« Es sprach kein Zorn aus seiner Stimme. »Die kleine Maria?«
    Maggie sagte nichts, doch ich fühlte, wie ihre Schultern zuckten, als sie zu schluchzen begann.
    »Erzähl niemandem davon«, sagte der Mörder und sprach nun wie in Trance. Er wich zurück und stand neben dem toten Soldaten. »Gott allein ist unser Herr«, sagte er, dann wandte er sich um und lief in die Nacht.
    Josua legte seine Hand auf Maggies Kopf, und augenblicklich hörte sie auf zu weinen.
    »Jeremias ist der Bruder meines Vaters«, sagte sie.
    Bevor ich weitererzähle, solltet ihr mehr von den Sikariern erfahren, und wenn ihr etwas darüber erfahren wollt, müsst ihr vorher etwas über die Heroden wissen. Nun denn.
    Etwa zu der Zeit, als Josua und ich uns zum ersten Mal begegneten, starb König Herodes der Große, nachdem er Israel (unter den Römern) vierzig Jahre lang regiert hatte. Tatsächlich hatte Herodes' Tod Josef dazu bewogen, seine Familie aus Ägypten wieder nach Nazareth zu bringen, doch das ist eine
    andere Geschichte. Jetzt müsst ihr etwas über Herodes erfahren.
    Herodes wurde nicht »der Große« genannt, weil er ein beliebter Herrscher war. Tatsächlich war Herodes ein fetter, paranoider, pockennarbiger Tyrann, der Tausende von Juden hat ermorden lassen, darunter seine Frau und viele seiner Söhne. Herodes wurde »der Große« genannt, weil er viel gebaut hat: Prächtige Festungen, Paläste, Theater, Häfen - eine ganze Stadt, Cäsarea, dem römischen Ideal nachempfunden. Dem jüdischen Volk, das ihn hasste, hat er lediglich den Tempel des Salomon auf dem Berg Morija, dem Zentrum unseres Glaubens, wieder aufgebaut. Als Herodes der Große starb, teilte Rom sein Reich unter seinen drei Söhnen auf: Archelaus, Herodes Philippus und Herodes Antipas. Antipas war es, der Johannes den Täufer schließlich verurteilte und Josua an Pilatus auslieferte. Antipas, du schrumpelige Schwanznase (hätten wir doch damals nur schon dieses Wort gehabt). Es war Antipas, dessen kriecherisches Nachgeben den Römern gegenüber dazu führte, dass sich in den Bergen Banden jüdischer Rebellen zu Hunderten zusammenrotteten. Die Römer nannten diese Rebellen allesamt Zeloten, als wären sie sowohl in ihrem Vorgehen als auch in ihren Motiven einig, doch sie waren tatsächlich so unterschiedlich wie die Juden von einem Dorf zum anderen. Eine der Banden in Galiläa nannte sich Sikarier. Sie demonstrierten ihren Unwillen gegen die römische Herrschaft durch die Ermordung römischer Soldaten und Beamter. Zwar waren sie zahlenmäßig sicher nicht die größte Gruppe der Zeloten, doch durch ihre Taten waren sie am auffälligsten. Niemand wusste, woher sie kamen und wohin sie gingen, nachdem sie jemanden ermordet hatten. Jedes Mal jedoch, wenn sie zugeschlagen hatten, gaben sich die Römer alle Mühe, uns das Leben zur Hölle zu machen, damit wir die Mörder verrieten. Und wenn die Römer einen Zeloten fingen, kreuzigten sie nicht einfach nur den Anführer der Bande, sondern sie kreuzigten die ganze Bande, deren Familien und jeden, der im Verdacht stand, ihnen geholfen zu haben. Mehr als einmal sahen wir, wie die Straße nach Sephoris von Kreuzen und Leichen gesäumt war. Von meinen Leuten.
    Wir hetzten durch die schlafende Stadt, hielten erst an, als das Venustor hinter uns lag, und ließen uns keuchend zu Boden fallen.
    »Wir müssen Maggie nach Hause bringen und zur

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