Die Bibel nach Biff
zwei solltet in den Bergen bei den anderen hebräischen Rebellen sein.« Der Römer lachte, zerzauste uns das Haar und marschierte von dannen.
Der Sonnenuntergang ließ die Berghänge rosafarben leuchten, als wir an diesem Abend nach Nazareth heimkehrten. Zusätzlich zur Erschöpfung durch die Arbeit wirkte Josua bedrückt, nach allem, was am Tage vorgefallen war.
»Wusstest du das ..., dass man nicht auf Sand bauen kann?«, fragte er.
»Natürlich. Mein Vater spricht seit langem schon davon. Man kann auf Sand bauen, aber das, was man baut, wird einstürzen.«
Josua nickte nachdenklich. »Was ist mit Boden? Erde? Kann man darauf bauen?«
»Stein ist am besten, aber ich denke, feste Erde ist gut.«
»Das muss ich mir merken.«
In diesen Tagen, als wir die Arbeit bei meinem Vater aufnahmen, sahen wir Maggie nur selten. Ich merkte, wie sehr ich mich auf den Sabbat freute, an dem wir zur Synagoge gingen und ich mich draußen herumtreiben konnte, zwischen den Frauen, während die Männer drinnen der Thora-Lesung oder den Streitgesprächen der Pharisäer lauschten. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich mit Maggie sprechen konnte, ohne dass Josua dabei war, denn obwohl er die Pharisäer damals schon verachtete, wusste er doch, dass er von ihnen lernen konnte, und daher verbrachte er den Sabbat damit, ihren Lehren zu lauschen. Noch immer frage ich mich, ob es irgendwie illoyal Josua gegenüber war, mich heimlich mit Maggie zu treffen, aber später, als ich ihn danach fragte, sagte er: »Gott ist bereit, dir die Sünde zu vergeben, die du in dir trägst, weil du ein Menschenkind bist, aber du musst dir selbst vergeben, dass du einst ein Kind warst.«
»Ich denke, das stimmt wohl.«
»Natürlich stimmt es. Ich bin der Sohn Gottes, du Stoffel. Außerdem wollte Maggie sowieso immer nur über mich reden, oder?«
»Nicht immer«, log ich.
Am Sabbat vor dem Mord fand ich Maggie draußen bei der Synagoge, wo sie ganz allein unter einer Dattelpalme saß. Ich schlurfte hinüber, um mich mit ihr zu unterhalten, starrte aber nur auf meine Füße. Ich wusste, dass ich, sobald ich ihr in die Augen sähe, vergessen würde, was ich redete, und daher sah ich sie immer nur ganz kurz an, wie man an einem brütend heißen Tag zur Sonne aufblickt, um sicherzugehen, woher die Hitze kam.
»Wo ist Josua?«, war natürlich das Erste, was sie sagte.
»Studiert bei den Alten.«
Einen Moment lang wirkte sie enttäuscht, doch dann strahlte sie mich an. »Wie ist eure Arbeit?«
»Schwer. Spielen gefällt mir besser.«
»Wie ist Sephoris? Ist es wie Jerusalem?«
»Nein, es ist kleiner. Aber es gibt dort viele Römer.« Sie hatte schon Römer gesehen. Ich brauchte etwas, mit dem ich sie beeindrucken konnte. »Und es gibt Götzenbilder ... Statuen von Menschen.«
Maggie hielt ihren Mund zu, um ein Kichern zu ersticken.
»Statuen, wirklich? Die würde ich gern sehen.«
»Dann komm mit uns. Wir gehen morgen ganz früh los, bevor die anderen wach sind.«
»Ich kann nicht. Was soll ich meiner Mutter sagen?«
»Sag ihr, du gehst nach Sephoris, mit dem Messias und seinem Kumpel.«
Ihre Augen wurden groß, und eilig wandte ich mich ab, bevor ich ihrem Zauber erlag. »So solltest du nicht reden, Biff.«
»Ich habe den Engel gesehen.«
»Du hast selbst gesagt, dass wir darüber nicht sprechen sollen.«
»Es war nur ein Scherz. Sag deiner Mutter, ich hätte dir von einem Bienenkorb erzählt, den ich gefunden habe, und du möchtest etwas Honig holen, solange die Bienen von der Morgenfrische noch benommen sind. Heute Nacht ist Vollmond, und deshalb müsstest du etwas erkennen können. Vielleicht glaubt sie dir.«
»Vielleicht, aber sie wird wissen, dass ich gelogen habe, wenn ich keinen Honig mit nach Hause bringe.«
»Sag ihr, es war ein Hornissennest. Sie hält Josh und mich doch sowieso für dumm, oder?«
»Sie denkt, dass Josua nicht ganz richtig im Kopf ist, aber dich, ja, dich hält sie für dumm.«
»Siehst du? Mein Plan funktioniert. Denn es steht geschrieben: >Wenn der Weise stets als dumm erscheint, können seine Fehler nicht enttäuschen und sein Erfolg ist eine angenehme Überraschung.««
Maggie klatschte mir aufs Bein. »Das steht nicht geschrieben.«
»Tut es wohl: Imbezile 3, Vers Sieben.«
»Es gibt kein Buch der Imbezilen.«
»Schinder 5,4?«
»Das denkst du dir aus.«
»Komm mit uns, du kannst wieder in Nazareth sein, bevor es Zeit wird, am Morgen Wasser zu holen.«
»Warum so früh? Was habt ihr
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