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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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keiner da, der dir antworten könnte. Du bist ja sooooo allein.«
    »Ich bin allein!«
    Ich machte mich mit allem, was ich hatte, für einen ordentlichen Schwinger bereit. »Dann hast du ja auch nichts dagegen, wenn ich dir eine Acht in deinen Heiligenschein biege.«
    Er warf die Hände in die Luft und sprang zurück. »Nein, nicht.«
    »Also bist du nicht allein?«
    »Wohl nicht.«
    »Gut, dann warte hier. Ich will selbst mit deinem Vater sprechen.« Ich stampfte in den Olivenhain.
    »Du musst nicht da hineingehen, um mit ihm zu sprechen. Er ist überall.«
    »Ja, genau, als ob du es wüsstest. Wenn er überall ist, wie kommt es dann, dass du allein bist?«
    »Stimmt auch wieder.«
    Ich ließ Josua am Straßenrand stehen und ging zum Gebet.
    Und also betete ich:
    »Heiliger Vater im Himmel, Gott meines Vaters und des Vaters meines Vaters, Gott Abrahams und Isaaks, Gott Mose, der unser Volk aus Ägypten geführt hat, Gott Davids und Salomons ... na, du weißt ja, wer du bist. Heiliger Vater im Himmel, es liegt mir fern, dein Urteil in Frage zu stellen, da du so mächtig und der Gott Mose und all der eben Genannten bist, aber was genau hast du mit diesem armen Jungen vor? Ich meine, er ist dein Sohn, oder? Er ist der Messias, oder nicht? Ziehst du bei ihm einen von diesen Abraham-Treue-Tests durch? Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Er steckt hier ganz schön in der Klemme, nachdem er Zeuge eines Mordes wurde und die Römer seinen Stiefvater unter Arrest genommen haben, und höchstwahrscheinlich werden so einige aus deinem Volk, die du bei mehr als einer Gelegenheit als deine Lieblinge und die Auserwählten bezeichnet hast (und zu denen ich im Übrigen auch gehöre) gefoltert und getötet werden, wenn wir ... ich meine: wenn er nicht etwas unternimmt. Was ich also sagen will, ist: Könntest du - so ungefähr wie du es mit Samson gemacht hast, als er unbewaffnet von den Philistern in die Ecke gedrängt wurde - dem Jungen hier mal eine Hand reichen? Bei allem Respekt. Dein Freund Biff. Amen.«
    Ich war nie gut im Beten. Geschichten erzählen, das liegt mir. Tatsächlich bin ich der Urheber einer weit verbreiteten Geschichte, von der ich weiß, dass sie bis in die heutige Zeit überlebt hat, denn sie kam im Fernsehen.
    Sie fängt so an: »Zwei Juden gehen in eine Bar ...«
    Die beiden Juden? Ich und Josh. Echt wahr.
    Jedenfalls bin ich nicht so gut, was Gebete angeht, aber bevor ihr glaubt, ich sei Gott gegenüber etwas grob gewesen, solltet ihr etwas über mein Volk erfahren. Unser Verhältnis zu Gott war anders als das anderer Völker zu ihren Göttern. Sicher gab es Furcht und Opfer und alles, aber im Grunde gingen wir nicht zu ihm, er kam zu uns. Er sagte uns, wir seien die Auserwählten, er sagte uns, er würde dabei helfen, dass wir uns bis ans Ende aller Zeiten vermehren, er sagte uns, er wolle uns ein Land geben, in dem Milch und Honig fließen. Wir sind nicht zu ihm gekommen. Wir haben nicht darum gebeten. Und da er zu uns kam, denken wir, wir können ihn für alles verantwortlich machen, was er tut und was uns zustößt. Denn es steht geschrieben: »Wer gehen kann, wann er will, hat das Sagen«. Und wenn es aus der Lektüre der Bibel irgendwas zu lernen gibt, dann doch, dass mein Volk reichlich zu Fuß unterwegs war. Es lässt sich nicht bestreiten, dass wir in Babylon leicht danebenlagen, dass wir falschen Göttern gehuldigt, falsche Altäre errichtet oder mit ungeeigneten Frauen geschlafen haben. (Wobei Letzteres wohl eher Männersache als Judensache ist.) Und Gott hatte keine großen Probleme damit, uns in die Sklaverei zu schicken oder schlicht zu massakrieren, als wir es taten. So ist unser Verhältnis zu Gott. Wir gehören alle zur Familie.
    Ich bin also kein Gebetsmeister, sozusagen, aber dieses spezielle Gebet kann nicht so schlecht gewesen sein, denn Gott gab Antwort. Na ja, jedenfalls sandte er eine Botschaft.
    Als ich aus dem Olivenhain trat, streckte mir Josua die Hand entgegen und sagte: »Gott hat eine Botschaft gesandt.«
    »Es ist eine Eidechse«, sagte ich. Und das war es. Josua hielt eine kleine Eidechse in seiner ausgestreckten Hand.
    »Ja, das ist die Botschaft. Siehst du nicht?«
    Woher sollte ich wissen, was los war? Josua hatte mich noch nie belogen, niemals. Wenn er also sagte, diese Echse sei eine Botschaft Gottes, wer war ich, ihm zu widersprechen? Ich fiel auf die Knie und verneigte meinen Kopf unter Josuas ausgestreckter Hand. »Herr, sei mir gnädig, ich hatte einen

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