Die Bibel nach Biff
lassen.« (Immer hilfsbereit, unser Josh.)
»Das könnte wahrscheinlich klappen, aber es steht geschrieben, dass "wenn das Öl der Lampe aufgebraucht ist, der Wichser sich selbst den Weg zum Heil heimleuchtet".«
»Das steht nicht geschrieben.«
»Steht es wohl. Bei, äh, Jesaja.«
»Steht es nicht.«
»Du solltest die Propheten studieren, Josh. Wie willst du Messias werden, wenn du die Propheten nicht kennst?«
Josua ließ den Kopf hängen. »Da hast du natürlich Recht.«
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Du wirst noch Zeit haben, die Propheten zu studieren. Lass uns über den Platz laufen und sehen, ob irgendwelche Mädchen Wasser holen.«
Natürlich suchte ich Maggie. Immer nur Maggie.
Als wir wieder nach Sephoris kamen, stand die Sonne hoch am Himmel, doch der Strom von Händlern und Bauern, der für gewöhnlich aus dem Venustor drängte, fehlte heute. Römische Soldaten stoppten und durchsuchten jeden, der die Stadt verlassen wollte, und schickten ihn dorthin zurück, woher er gekommen war. Eine Gruppe von Männern und Frauen wartete vor dem Tor, um hineinzugelangen, darunter auch mein Vater und einige seiner Helfer.
»Levi!«, rief mein Vater. Er kam zu uns gelaufen und trieb uns an den Straßenrand.
»Was ist los?«, fragte ich und bemühte mich um eine Unschuldsmiene.
»Gestern Nacht wurde ein römischer Soldat ermordet. Heute wird nicht gearbeitet. Ihr beiden geht nach Hause und bleibt dort. Sagt euren Müttern, dass die Kinder heute drinnen bleiben sollen. Wenn die Römer den Mörder nicht finden, werden die Soldaten noch vor Mittag in Nazareth sein.«
»Wo ist Josef?«, fragte Josua.
Mein Vater legte seinen Arm um Josuas Schulter. »Man hat ihn verhaftet. Er muss schon sehr früh zur Arbeit gegangen sein. Sie haben ihn im Morgengrauen aufgegriffen, in der Nähe des toten Soldaten. Ich weiß nur, was hinter dem Tor gerufen wurde. Die Römer lassen niemanden rein oder raus. Josua, sag deiner Mutter, sie soll sich keine Sorgen machen. Josef ist ein guter Mensch, der Herr wird ihn beschützen. Außerdem, wenn die Römer ihn wirklich für den Mörder halten würden, hätten sie ihn schon verurteilt.«
Stolpernd wich Josua vor meinem Vater zurück. Leeren Blickes starrte er vor sich hin.
»Bring ihn heim, Biff. Ich komme nach, sobald ich kann. Ich will versuchen herauszufinden, was sie mit Josef gemacht haben.«
Ich nickte, legte meinen Arm um Josua und führte ihn davon.
Als wir ein paar Schritte die Straße hinuntergelaufen waren, sagte er: »Josef war hier, um nach mir zu suchen. Er arbeitet auf der anderen Seite der Stadt. Er war einzig und allein beim Haus des Griechen, weil er mich gesucht hat.«
»Wir sagen dem Zenturio, dass wir gesehen haben, wer den Soldaten ermordet hat. Er wird uns glauben.«
»Und wenn er uns glaubt? Wenn er glaubt, dass es Sikarier waren, was geschieht dann mit Maggie und ihrer Familie?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Josua hatte Recht, und mein Vater hatte Unrecht. Wir hatten allen Grund, uns Sorgen um Josef zu machen. Die Römer würden ihn in diesem Augenblick verhören, vielleicht sogar foltern, um herauszufinden, wer seine Komplizen waren. Dass er nichts wusste, würde ihn nicht retten. Und eine Aussage seines Sohnes würde ihn nicht nur nicht retten, sondern noch mehr Leute ans Kreuz bringen. So oder so würde wegen dieser Sache jüdisches Blut fließen.
Josua machte sich los und lief von der Straße in einen Olivenhain. Eben wollte ich ihm folgen, da fuhr er urplötzlich herum, und der Zorn in seinem Blick ließ mich abrupt innehalten.
»Warte hier«, sagte er. »Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
Fast eine Stunde wartete ich an der Straße. Als Josua aus dem Olivenhain trat, sah er aus, als sei ein ewiger Schatten über sein Gesicht gefallen.
»Ich weiß nicht mehr, wohin mit mir«, sagte er.
Ich deutete über meine Schulter hinweg. »Nazareth da lang, Sephoris die andere Richtung. Du bist genau dazwischen. Besser jetzt?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Also keine Hilfe von deinem Vater?« Mir war immer seltsam zumute, mich nach Josuas Gebeten zu erkundigen. Man musste ihn beim Beten gesehen haben, besonders in jenen Tagen, bevor wir auf die Reise gingen. Er zitterte vor Anspannung, als versuchte er, sein Fieber mit bloßer Willenskraft zu brechen. Es lag kein Frieden darin.
»Ich bin allein«, sagte Josua.
Ich boxte ihm fest an den Arm. »Dann hast du das nicht gespürt.«
»Autsch. Wieso hast du das getan?«
»Tut mir Leid,
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