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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Jeremias, das ist Levi bar Alphäus. Wir nennen ihn Biff. Er muss los.«
    Ich wich vor dem Mörder zurück. »Ja, ich muss los.« Ich sah Maggie an, wusste nicht, was ich tun sollte. »Ich ... wir ... ich muss ...«
    »Wir sehen uns in Sephoris«, sagte Maggie.
    »Genau«, sagte ich, dann machte ich kehrt und rannte davon. Ich fühlte mich mehr denn je zuvor in meinem Leben wie ein Feigling.
    Als wir wieder nach Sephoris kamen, waren dort viele Juden versammelt, zweihundert vielleicht, draußen vor den Stadtmauern, und die meisten davon kannte ich aus Nazareth. Keine wütende Menge, eher eine ängstliche Versammlung. Mehr als die Hälfte der Versammelten bestand aus Frauen und Kindern. Inmitten der Menge hielt ein Dutzend römischer Soldaten die Zuschauer zurück, während zwei Sklaven ein Grab aushoben. Ganz wie meine eigenen Leute machten die Römer mit ihren Toten kurzen Prozess. Wenn sie nicht gerade mitten in einer Schlacht waren, beerdigte man römische Soldaten oft schon, bevor die Leiche kalt war.
    Josua und ich entdeckten Maggie, die zwischen ihrem Vater und dem mörderischen Onkel am Rand der Menge stand. Josua machte sich auf den Weg zu ihr. Ich folgte ihm, doch bevor ich nah genug war, hatte Josua schon Maggies Hand genommen und zog sie in die Menge. Jeremias versuchte, ihnen zu folgen. Ich tauchte in der Menge ab und kroch zwischen den Beinen der Leute herum, bis ich zu einem Paar beschlagener Stiefel kam, welches das untere Ende eines römischen Soldaten kennzeichnete. Das andere Ende, gleichermaßen römisch, sah finster auf mich herab. Ich kam hoch.
    »Semperfido«, sagte ich in meinem besten Latein, gefolgt von meinem charmantesten Lächeln.
    Der Soldat sah mich noch immer finster an. Plötzlich drang der Duft von Blumen in meine Nase, und süße, warme Lippen strichen über mein Ohr. »Ich glaube, du hast eben >immer Hund< gesagt«, flüsterte Maggie.
    »Dann ist das der Grund, weshalb er so unfreundlich aussieht?«, sagte ich noch immer charmant lächelnd aus dem Mundwinkel.
    In meinem anderen Ohr ein weiteres, wenn auch nicht ganz so süßes Flüstern: »Sing, Biff. Denk an den Plan«, sagte Josua.
    »Stimmt.« Und so ließ ich eines meiner berühmten Klagelieder vom Stapel. » La-la-laa. He, du Römer, echt blöd, dass du erstochen wurdest. Laa-la-la. Ist wohl keine Botschaft Gottes oder irgendwas. La-la-la. Ich sage dir: Du hättest lieber nach Hause fahren sollen, la, la, la. Statt die Auserwählten zu unterdrücken, von denen Gott höchstselbst gesagt hat, dass er sie lieber mag als dich. Fa, la, la.«
    Der Soldat sprach kein Aramäisch, so dass der Text ihn nicht so berührte wie erhofft. Aber ich glaube, die hypnotische Mitwippmelodie ergriff ihn doch. Ich stürzte mich auf meine zweite Strophe.
    »La-la-la, haben wir euch nicht gesagt, dass ihr kein Schweinefleisch essen sollt, la-la. Obwohl, wenn man sich die Wunde in deiner Brust ansieht, hätte eine andere Ernährung vielleicht doch keinen großen Unterschied gemacht. Boom shaka-laka-laka-laka, boomshaka-laka-lak. Kommt schon, ihr kennt den Text!«
    »Genug!«
    Der Soldat wurde beiseite gestoßen, und Gaius Justus Gallicus stand vor uns, flankiert von zweien seiner Offiziere. Hinter ihm - am Boden ausgestreckt - lag der Leichnam des ermordeten Soldaten.
    »Gut gemacht, Biff«, flüsterte Josua.
    »Wir bieten unsere Dienste als professionelle Trauergäste an«, sagte ich mit einem Grinsen, das der Zenturio keineswegs erwiderte.
    »Dieser Soldat braucht niemanden, der ihn betrauert, denn er hat Männer, die ihn rächen werden.«
    Eine Stimme aus der Menge. »Hört her, Zenturio, lasst Josef von Nazareth frei. Er ist kein Mörder.«
    Justus fuhr herum, und die Menge teilte sich, ließ einen Pfad zwischen ihm und dem Mann frei, der gesprochen hatte. Es war Iban, der Pharisäer, der dort mit anderen Pharisäern aus Nazareth stand.
    »Willst du an seine Stelle treten?«, fragte Justus.
    Der Pharisäer wich zurück, und seine Entschlossenheit schmolz unter der Drohung schnell dahin.
    »Nun?« Justus trat vor, und die Menge teilte sich um ihn. »Du sprichst für dein Volk, Pharisäer. Sag ihnen, sie sollen mir einen Mörder geben. Oder wäre es dir lieber, wenn ich Juden kreuzige, bis ich den Richtigen gefunden habe?«
    Iban kam ganz durcheinander und begann, einen Mischmasch aus Thora-Versen vor sich hin zu brabbeln. Ich drehte mich um und sah Maggies Onkel Jeremias, der nur ein paar Schritte hinter mir stand. Als ich ihm in die Augen sah,

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