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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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schob er seine Hand unters Hemd ... an einen Messergriff, da gab es keinen Zweifel.
    »Josef hat den Soldaten nicht ermordet!« rief Josua.
    Justus wandte sich ihm zu, und die Pharisäer nutzten die Gelegenheit, an den hinteren Rand der Menge zurückzuweichen.
    »Das weiß ich«, sagte Justus.
    »Ihr wisst es?«
    »Natürlich, Junge. Diesen Soldaten hat kein Zimmermann getötet.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte ich.
    Justus winkte einem seiner Legionäre, und der Soldat trat mit einem kleinen Korb in Händen vor. Der Zenturio nickte, und der Soldat kippte den Korb um. Das steinerne Abbild von Apollos abgetrenntem Glied fiel mit dumpfem Laut vor uns zu Boden.
    »Oh-oh«, sagte ich.
    »Weil es ein Steinmetz war«, sagte Justus.
    »Junge, das ist aber echt beeindruckend«, sagte Maggie.
    Ich bemerkte, dass sich Josua der Leiche des Soldaten näherte. Ich musste Justus ablenken. »Aha«, sagte ich, »jemand hat den Soldaten mit einem Steinpimmel erschlagen. Offensichtlich das Werk eines Griechen oder eines Samariters ... kein Jude würde so ein Ding anrühren.«
    »Nicht?«, fragte Maggie.
    »Mein Gott, Maggie.«
    »Ich glaube, du hast mir was zu sagen, Junge«, meinte Justus.
    Josua legte seine Hände auf den toten Soldaten.
    Ich spürte, dass alle Blicke auf mir ruhten. Ich fragte mich, wo Jeremias jetzt sein mochte. Stand er hinter mir, bereit, mich mit einem Messer zum Schweigen zu bringen, oder war er längst geflohen? So oder so würde ich kein Wort sagen. Die Sikarier arbeiteten nie allein. Wenn ich Jeremias verriet, würde mir noch vor dem Sabbat ein Sikarierdolch den Garaus machen.
    »Er kann es Euch nicht sagen, Zenturio, selbst wenn er es wüsste«, sagte Josua, der nun wieder an Maggies Seite stand.
    »Denn in unseren heiligen Büchern steht geschrieben, dass kein Jude einen anderen verpfeift, egal, was für eine Ratte der eine oder andere sein mag.«
    »Das steht geschrieben?« flüsterte Maggie.
    »Jetzt ja«, flüsterte Josua zurück.
    »Hast du mich eben eine Ratte genannt?« fragte ich.
    »Seht doch!« Eine Frau vorn in der Menge deutete auf den toten Soldaten. Eine andere schrie. Der Leichnam bewegte sich.
    Justus wandte sich dem Aufruhr zu, und ich nutzte die Gelegenheit, mich nach Jeremias umzusehen. Er stand noch immer hinter mir, nur wenige Leute zwischen uns, doch staunte er mit offenem Mund den toten Soldaten an, der eben aufstand und seine Tunika abklopfte.
    Josua konzentrierte sich auf den Soldaten, aber nichts vom Schwitzen oder Zittern war zu sehen, das wir bei der Beerdigung in Jafia erlebt hatten.
    Man muss Justus wohl hoch anrechnen, dass er, so erschrocken er anfangs gewesen sein mochte, sich nicht rührte, als ihm der Leichnam steifbeinig entgegenstakste. Die anderen Soldaten wichen zurück wie auch alle Juden, außer Maggie, Josua und mir.
    »Ich muss einen Angriff melden, Herr«, sagte der einstmals tote Soldat und brachte einen höchst eckigen, römischen Salut zustande.
    »Du bist ... du bist tot«, sagte Justus.
    »Bin ich nicht.«
    »Deine Brust ist voller Stichwunden.«
    Der Soldat sah an sich herab, betastete die Wunden vorsichtig, dann sah er seinen Kommandanten wieder an. »Anscheinend hat man mich verwundet, Herr.«
    »Verwundet? Verwundet? Man hat ein halbes Dutzend Mal auf dich eingestochen. Du bist toter als tot.«
    »Das glaube ich nicht, Herr. Ich blute nicht mal.«
    »Weil du ausgeblutet bist, Junge. Du bist tot.«
    Da kam der Soldat ins Schwanken, schien zu fallen und fing sich wieder. »Mir ist ein bisschen duselig. Man hat mich letzte Nacht überfallen, Herr, da drüben, wo das Haus von diesem Griechen gebaut wird. Da, der war dort.« Er deutete auf mich.
    »Und der auch.« Er deutete auf Josua.
    »Und das kleine Mädchen.«
    »Diese Jungen haben dich überfallen?« Ich hörte ein Schlurfen hinter mir.
    »Nein, die nicht. Der Mann da drüben.« Der Soldat zeigte auf Jeremias, der sich umsah wie ein Tier in der Falle. Alle waren so sehr damit beschäftigt, das Wunder des sprechenden Leichnams anzustarren, dass sie wie gebannt dastanden. Der Mörder konnte sich nicht durch die Menge drängen, um zu entkommen.
    »Verhaftet ihn!«, befahl Justus, doch seine Soldaten waren gleichermaßen sprachlos ob der Auferstehung ihres Kameraden.
    »Wenn ich es recht bedenke«, sagte der tote Soldat, »kann ich mich doch erinnern, dass man mich erstochen hat.«
    Da es kein Entkommen aus der Menge gab, wandte sich Jeremias seinem Ankläger zu und zog eine Klinge unter seinem Hemd

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