Die Bibel nach Biff
viel stärker als beim letzten Mal«, sagte Maggie.
»Keine Sorge, morgen ist er wieder am Boden: >Oh, was habe ich getan? Oh, mein Glaube war nicht fest genug. Oh, ich bin meine Aufgabe nicht wert. < Eine Woche lang wird er unerträglich sein. Wir können froh sein, wenn er seine Gebete beim Essen unterbricht.«
»Du solltest dich nicht über ihn lustig machen. Er gibt sich große Mühe.«
»Du hast leicht reden. Du musst ja nicht mit dem Dorftrottel rumhängen, bis Josh es überwunden hat.«
»Aber berührt es dich denn nicht, wer er ist? Was er ist?«
»Was sollte es mir nützen? Wenn ich mich den ganzen Tag im Licht seiner Heiligkeit suhlen würde, wie könnte ich mich da um ihn kümmern? Wer würde dann für ihn lügen und betrügen? Nicht einmal Josh kann die ganze Zeit daran denken, wer er ist, Maggie.«
»Ich denke immer an ihn. Ich bete immer für ihn.«
»Wirklich? Betest du auch mal für mich?«
»Einmal habe ich dich in meinen Gebeten erwähnt.«
»Hast du? Wie?«
»Ich habe Gott gebeten, dir beizustehen, nicht ein solcher Gimpel zu sein, damit du auf Josua achten kannst.«, »Gimpel war doch nett gemeint, oder?«
»Natürlich.«
7
Und der Engel sprach: »Welcher Prophet hat das geschrieben? In diesem Buch sind sämtliche Ereignisse vorausgesagt, die in den nächsten Wochen im Land von Days of Our Lives und All My Children geschehen werden.«
Und ich sagte dem Engel: »Du unfassbar hirnloses Federvieh, da ist kein Prophet im Spiel. Sie wissen, was geschehen wird, weil sie alles im Voraus den Schauspielern aufschreiben, damit sie es spielen können.«
»Wie es geschrieben steht, so soll es geschehen«, sagte der Engel.
Ich ging durchs Zimmer und setzte mich neben Raziel auf die Bettkante. Er ließ seinen Seifenopernführer nicht aus den Augen. Ich drückte die Zeitschrift herunter, so dass mir der Engel in die Augen sehen musste.
»Raziel, erinnerst du dich an die Zeit vor der Menschheit, als es nur die himmlischen Heerscharen und den Herrn gab?«
»Ja, das waren die besten Zeiten. Bis auf den Krieg, natürlich. Aber davon abgesehen, ja, wunderbare Zeiten.«
»Und ihr Engel wart so stark und schön wie die göttliche Phantasie, eure Stimmen sangen das Loblied zu Ehren des Herrn bis ans Ende des Universums, und doch fand es der Herr angeraten, uns, die Menschheit, zu erschaffen, schwach, unredlich und profan. Stimmt's?«
»Von da an ging alles bergab, wenn du mich fragst«, sagte Raziel.
»Nun, weißt du, weshalb der Herr beschlossen hatte, uns zu erschaffen?«
»Nein. Es steht uns nicht an, seinen Willen in Frage zu stellen.«
»Weil ihr allesamt Strohköpfe seid, deshalb. Ihr seid so hirnlos wie die Maschinerie der Sterne. Engel sind nur hübsche Insekten. Days of Our Lives ist eine Fernsehserie, Raziel, es ist Theater. Es ist nicht real, kapiert?«
»Nein.«
Und er kapierte es tatsächlich nicht. Ich musste feststellen, dass es heutzutage lustige Geschichten über die Dummheit blonder Menschen gibt. Ratet mal, woher das kommt.
Vermutlich dachten wir, alles würde wieder seinen normalen Gang gehen, nachdem der Mörder gefunden war, doch schien es, als sorgten sich die Römer weit mehr um die Ausrottung der Sikarier als um die Wiederauferstehung eines Einzelnen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass Wiederauferstehungen in jenen Tagen nicht so ungewöhnlich waren. Wie bereits erwähnt, hatten wir Juden es eilig, unsere Toten unter die Erde zu bringen, und Eile fordert Irrtümer heraus. Gelegentlich verlor eine arme Seele im Fieber das Bewusstsein und wachte in Tuch gewickelt auf, bereit, begraben zu werden. Aber Begräbnisse waren ein netter Anlass, die Familie zu versammeln, und hinterher gab es immer gut zu essen, so dass sich niemand ernstlich beklagte, außer vielleicht jene Leute, die nicht aufwachten, bevor sie beerdigt waren, und falls die sich beklagten ... na ja, sicher hat Gott sie gehört. (Zu meiner Zeit zahlte es sich aus, einen leichten Schlaf zu haben.) So beeindruckt sie also von dem wandelnden Toten gewesen sein mochten, machten sich die Römer doch am nächsten Tag daran, verdächtige Verschwörer zusammenzutreiben. Die Männer aus Maggies Familie wurden im Morgengrauen nach Sephoris verschleppt.
Es kam kein Wunder, das die Freilassung der Gefangenen bewirkte, doch wurden in den folgenden Tagen auch keine Kreuzigungen angekündigt. Nachdem zwei Wochen vergangen waren, ohne dass man Nachricht vom Schicksal oder dem
Zustand der Männer bekommen hatte, gingen
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